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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 9
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Berger, Ernst: Eastlake-Hesse, Beiträge zur Geschichte der Oelmalerei
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Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0038

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34 Münchner kunsttechnische Biätter. Nr. 9.

Zeit erschienenen Werke nicht anders denkbar
ist, haben sich, dem neuen Herausgeber zufolge,
„einige Ansichten eingeschiichen, die nach dem
heutigen Stand der Wissenschaft nicht mehr halt-
bar sind". Dr. Hesse hat deshaib den Inhalt
durch Zusätze und Bemerkungen bereichert, für
die ihm der Leser nur dankbar sein wird. Wir
haben ja auch in Deutschland in den letzten Jahr-
zehnten einige Publikationen zu verzeichnen, die
für die Geschichte der Maltechnik von Bedeutung
waren; ich erwähne nur z. B. die deutschen Aus-
gaben des Cennini, Heraclius und Theophilus
von 11g in den Quellenschriften für Kunstge-
schichte und Kunsttechnik der Renaissance, die
Veröffentlichung des ältesten deutschen Maler-
buches der Strassburger Bibliothek, des Manu-
skriptes von de Mayerne aus der Rubenszeit u. a.
Es wäre wohl verlockend, auf den Inhalt
des Eastlakeschen Buches näher einzugehen und
insbesondere die auf die Van Eyck-Technik be-
zugnehmenden Feststellungen nach heutigen Ge-
sichtspunkten auf ihren Wert zu prüfen. Aber
das hiesse soviel wie die ganze noch ungelöste
Frage von neuem aufrollen und dazu ist in die-
sen Blättern nicht der Platz. Bis jetzt ist es,
trotz eifriger Bemühungen, nur stets zur Auf-
stellung von Hypothesen gekommen und auch
Eastlakes Ansicht muss als solche betrachtet
werden.
Uneingeschränkte Zustimmung kann den-
jenigen Abschnitten des Buches gegeben werden,
die sich mit der Technik der späteren Zeit, vor
allem der Niederländer des XVII. Jahrhunderts
befassen. Denn für diese üiessen die Quellen
ungleich reicher und die Ergebnisse stehen unseren
heutigen Bedürfnissen auch näher. Es ist gut
für Künstler und Farbenfabrikanten, aus diesen
Teilen die Einsicht zu schöpfen, dass die Maler
von damals den grössten Wert darauf legten, ihr
Material ihren Arbeitsmethoden entsprechend
stets zu verbessern und von deren Nachteilen
möglichst frei zu halten. Jede Zeit hat sich die
Technik für ihre Zwecke erst zu bilden, und so
wie ehemals, so ist es auch unsere Aufgabe, die
Mittel mit dem Zweck in Uebereinstimmung zu
setzen. Das möge bei der Lektüre des Eastlake-
schen Buches nicht vergessen werden. E. B.
Bericht über die Tätigkeit im chemi-
schen Laboratorium der königlichen
akademischen Hochschule für die
bildenden Künste. (Schluss.)
Von Regierungsrat Prof. Dr. E. Täuber.
Man darf annehmen, dass der günstige Ein-
fluss, den ein Gehalt der Oelfarbe an Harz an
sich ausüben könnte, dadurch wieder beseitigt
wird, dass der Trockenprozess des Oeles durch

die Anwesenheit des Harzes und den dadurch
bewirkten Luftabschluss verzögert wird. Ganz
ölfreie Harzfarben würden von dem erörterten
Mangel der Oelfarben frei sein. Es ist nicht
ausgeschlossen, dass sie, mit geschmeidigmachen-
den Mitteln, wie Copaivabalsam oder kleinen
Mengen Olivenöl vermischt, sich ganz gut als
Grundierungsfarben eignen. Bei einer späteren
Regenerierung müsste freilich der Zusammen-
setzung der Grundfarben, die ja zum Teil wenig-
stens nicht mit Oelfarbe gedeckt werden, be-
sonders Rechnung getragen werden. Versuche
hierüber sind in Aussicht genommen.
Ich habe früher berichtet, dass ich Unter-
suchungen über Leinölfirnisse verschiedener Her-
stellung in Angriff genommen hatte. Es sollte
festgestellt werden, ob bleihaltige oder mangan-
haltige, ob die bei niederen oder die bei höheren
Temperaturen bereiteten die besseren seien. Sehr
erhebliche Unterschiede haben sich hierbei nicht
gezeigt. Im allgemeinen konnte ich konstatieren,
dass die Anwendung hoher Temperaturen eher
mit Nachteilen als mit Vorteilen verbunden ist.
Irgend eine günstige Wirkung habe ich jedenfalls
nicht beobachtet, wohl aber eine ungünstige Be-
einflussung der Farbe und anscheinend auch der
Härte bei den Bleifirnissen. Manganfirnisse und
Bleifirnisse, die bei Temperaturen von IOO—l8o°
bereitet waren, erwiesen sich ungefähr gleich-
wertig, nur für helles Weiss ist Manganftrnis nicht
zu brauchen, weil er dem Weiss an der Luft sehr
bald einen bräunlichgrauen Hauch gibt.
Zur Herstellung von Manganürnissen sind
stearinsaures und leinölsaures Mangan weit besser
geeignet als borsaures; es genügt ungefähr
des Oels, um die höchste Wirkung auszuüben,
am besten bleibt man noch unter dieser Menge
stehen, um die Bildung einer sich sehr langsam
absetzenden Trübung des Firnisses beim Erkalten
zu vermeiden. Grosse Mengen Bleisikkativ be-
einträchtigen die Härte und die Widerstands-
fähigkeit der Anstriche gegen Witterungseinflüsse
im Freien.
Langandauerndes Erhitzen von Leinöl ohne
Trockenmittel liefert einen dickflüssigen Firnis,
der freilich ziemlich langsam trocknet und auch
etwas dunkel gefärbt ist, der aber sehr wider-
standsfähige und glänzende Anstriche gibt. Bei
meinen Versuchen wurden Temperaturen von
ca. 150" angewendet und 120 Stunden lang er-
hitzt. Ein solcher Firnis kann vielleicht mit
Vorteil zum Anreiben von Tubenfarben benutzt
werden, weil er die Sedimentierung der Pigmente
auch ohne Wachszusatz hindern dürfte. Natürlich
wird man ihn wegen seiner etwas dunklen Färbung
für ganz helle Farben nicht benutzen können.
Ich muss noch bemerken, dass für die Her-
stellung der Firnisse ein sehr gut geklärtes Leinöl
angewendet worden ist.
 
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