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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 7
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Lechner, Ferdinand: In Angelegenheit der Behrendt-Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0031

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Münchner kunsttechnische Blätter.

27

Nr. 7.

nicht Kokosfett, sondern 6^/2—g°/o Wachs in den
Farben enthaiten seien. Der Widerspruch dieser
beiden Anatysen veranlasste nun diesen Herrn
seinerseits eine Analyse von dem Kgl. Material-
prüfungsamt der Technischen Hochschule Berlin
(Gross-Lichterfelde) einiger „Behrendt-Farben" vor-
nehmen zu lassen, welche ergab, dass im Kadmium-
gelb n°/o, im Zinnoberrot n,p"/o und im Kobalt-
blau 8°/o Paraffin! enthalten seien. Die genaue
Abschrift dieser Analyse anbei. Da nun hierdurch
ein drittes Resultat vorlag, so wurde dem Kgl.
Materialprüfungsamt die Münchener Analyse, die
Herr Behrendt veranlasst hatte, vorgelegt mit dem
Ersuchen um Aufklärung über diese Differenzen;
es erfolgte daraufhin die beiliegende abschriftliche
Antwort des Prüfungsamtes, aus der Sie ersehen,
dass das Vorhandensein von Paraffin aufrecht er-
halten wird.
So abweichend nun diese drei Resultate von-
einander sind, so geht doch aus jedem einzelnen
hervor, dass die „Behrendt-Farben" Stoffe enthalten,
welche eine Bezeichnung als „reine Oelfarben" aus-
schliessen. Hält man sich lediglich an das dritte

Resultat, welches Paraffin ergeben hat, so wird die
Sache denn doch bedenklich. Paraffin hat einen
sehr niedrigen Schmelzpunkt und ermöglicht, den
Farben zugesetzt, eine sehr starke Aufnahme von
Oel. Hierdurch erkläre ich mir die von mir er-
wähnte Leichtigkeit der einzelnen Tuben im Gegen-
satz zu denen anderer Fabrikate, den langsamen
Trockenprozess und die geringe Deckkraft.
Bei den seit Jahren herrschenden Bestrebungen,
nur „reine Oelfarben" zu erhalten, schien es mir
wichtig im Interesse der Allgemeinheit, vorstehendes
zur Sprache zu bringen. Die vielen Versuche auf
dem Gebiete des Temperamaterials sind ja im
Grunde genommen nur eine Folge unserer mehr
oder weniger obwaltenden Unzufriedenheit mit dem
in Handel befindlichen Oelfarbenmaterial.
Absolut „reine Oelfarben" -— welch' schöner
Gedanke]
Berlin-Schöneberg, den 1. Dezember 1906.
Hochachtungsvoll
Ferd. Lechner,
Architektur- und Landschaftsmaler.

Beilage i. Prüfungszeugnis A. Nr. 34215 Abt. 6 Nr. 3836)1—3.

0 m
3 00
Bezeich-
nung der
Probe
Fettsubstanz
ausgezogen durch erschöpfendes Behandeln
mit Aether
^ ^
07) .
§ &
Aeussere
Prozentgehalt
und
Verseifbarer Anteil des Fettes
Unverseifb.Ant. d.Fett.
Schlussergebnis
'S
durch den
Auftrag-
nungen
Eigenschaften der Fettsäure
Eigenschaften
der
un verse if baren
Stoffe
6 <:
steiler
Eigenschaften
Aeussere
Erscheinungen
Moleku-
largew.
Jod-
zahl
1
Kadmium
hellst
gelb dünn-
salbig,
hrnisartig
riechend
38,6 °/o
dünnsalbig, farb-
los mit einem Stich
ins Gelbliche,
nicht vollständig
verseifbar.
V erseifungszahl:
173.4
S9,o
Aüssig, bräun-
lich gelb, mit
geringen
festen Aus-
scheidungen
276,5
161,1
11,0
weiss, hart-
paraAin artig, in
kaltem Alkohol
unlöslich, nicht
acetylierbar,
Schmelzpunkt
50—55 c°
Die zur Herstellung
der Farben verwen-
dete Fettsubstanz
enthält Paraffin und
zwar:
die Fettsubstanz v.
Probe 1 : i l°/o,
die Fettsubstanz v.
2
Zinnober
hell
rot, dünn-
salbig,
Arnisartig
riechend
34,6 "/o
dünnsalbig,
schwach gelb,
nicht vollständig
verseifbar.
Verseifungszahl:
172,9
88,1
desgl.
273,4
]6t,2
n,9
Schmelzpunkt
5°—57 c°,
sonst wie 1
Probe 2 : i 1,9%,
die Fettsubstanz v.
Probe 3: 8°/o.
Kokosnuss-Fett ist
nicht nachweisbar.
Auch liegen keine
Anhaltspunkte für
die Annahme vor,
dass noch andere
3
Kobalt-
blau
blau, dünn-
salbig,
Amisartig
riechend
S3,i °j.
dünnsalbig, farb-
los mit einem Stich
ins Gelbliche,
nicht vollständig
verseifbar.
Verseifungszahl:
177,1
92,0
desgl.
271,4
I3S.2
S,o
Schmelzpunkt
56—60 C°,
sonst wie i
festeF ette,wieTalg,
Schmalz u.s.w., den
Oelen beigemengt
wären.

Gross-Lichterfelde West, den 25. Juli r$o6.
Königliches Materialprüfungsamt.
 
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