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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0103

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Nr. *5-

Münchner kunsttechnische Blätter.

59

Neue Malerfarben.
III. Gundermanns Tempera- und Rubens-
farben.
In Nr. 3 des II. Jahrganges dieser Blätter
wurde über eine Aussteiiung von mit Gundermanns
Farben hergestellter Gemälde im Münchner Kunst-
verein (Oktober 1905) berichtet und es ist ein
ausführlicher Bericht über dieses neue Material
in Aussicht gestellt worden. Wenn dieser Bericht
auch heute nur sehr unvollkommen erstattet wird,
so liegt die Ursache darin, dass die eigenen Ver-
suche noch zu jungen Datums sind, um ein end-
gültiges Urteil zu ermöglichen. Dazu kommt noch,
dass man sich erst in die Eigenart eines neuen
Materiales hineinfinden muss, um ihre künstlerischen
Qualitäten entsprechend verwerten zu können.
Gundermann stellt zwei Sorten von Farben
her. Die eine, Nr. I, ist mit Wasser oder mit dem
dazu gehörigen mit Wasser mischbaren Malmittel
zu verdünnen, sie kann mithin als Wassertempera
angesehen werden. Nr. II ist nach Bedarf mit
rektifiziertem Terpentinöl als Verdünnungsmittel
zu verwenden, auch das Malmittel zu Nr. II ist in
jedem Verhältnis mit Terpentinöl mischbar und
gestattet dabei ein längeres Nasshalten der
Malerei. Nach allgemein gültiger Anschauung
arzfarbe vor uns. Der
wie es im Prospekt
enannt, weil „sie im
lieses grossen Meisters

Porträts auf Leinwand ausgeführt und kann nur
sagen, dass das Medium alle meine Erwartungen
weit übertroffen hat und dass es für mich geradezu
eine Offenbarung bildet. Gott sei Dank, dass mir
so was noch in die Hände gefallen ist, ich erhalte
eine zweite Jugend wieder."
Man wird es begreiflich finden, dass diese
Ansicht eines unserer hervorragendsten Künstler
immerhin schwer in die Wagschale fallt und das
Verlangen, das neue Material kennen zu lernen,
in hohem Masse erregen musste. Ich gestehe,
dass auch mich lange keine Farbe so interessiert
hat als diese, und obwohl ich ein entschiedener
Gegner davon bin, mit einem Materiale zu arbeiten,
dessen Zusammensetzung geheimgehalten wird,
habe ich nach einigen kleineren Versuchen, die
mich befriedigten, alsbald ein grösseres Bild mit
Gundermanns Farben begonnen. Nebenbei war
ich bestrebt, durch gesonderte, vergleichende
Proben und Versuche das Wesen des Gunder-
mannschen Bindemittels zu studieren. Durch
längeres Vertrautsein mit den üblichen Tempera-
arten hatte ich bald ermittelt, dass das Bindemittel
von Farbe I eigenartig, von den bisher bekannten
verschieden sei. Als besonders charakteristisch
fiel mir die Unlöslichkeit des mit Wasser misch-
baren Bindemittels nach dem Trocknen auf, eine
Eigenschaft, die sonst meist die Emulsionen von
Ei oder Kasein aufweisen. Die Leichtigkeit, mit
der die Farbe sich auf feuchtem Oelgrund aus-
breiten liess, ohne zu perlen, ja ohne dann beim
Trocknen zu springen, schloss das Vorhandensein
einer Gummi-Emulsion aus. Nach weiteren Ver-
suchen, deren genauere Beschreibung hier über-
gangen sei, kam ich zu der Erkenntnis, dass das
Bindemittel für Farbe I aus einem Stoff bestehen
müsse, der von der modernen Wissenschaft mit
dem Ausdruck „irreversibles Kolloid" bezeichnet
wird, d. h. der die Eigenschaft hat, nach dem
Verdunsten seines Lösungs- oder Verdünnungs-
mittels, hier also des Wassers, nicht mehr durch
das gleiche auflösbar zu sein.
Noch interessanter war das Verhalten der
Farbe II. Diese liess sich mit Terpentin verdünnen,
ebenso auch mit Oelen, Balsam u. a. vermengen,
zeigte also die Eigenschaften einer Harzfarbe,
gleichzeitig aber auch die Fähigkeit, sich mit
Farbe I in jedem Verhältnis zu mischen, und mit
Wasser ohne weiteres eine Art Emulsionierung
zu bilden. Bemerkt sei noch, dass Farbe I sich
mit Terpentin nicht mischen liess und darin der
Hauptunterschied zwischen den beiden Bindemitteln
zu bestehen scheint. Einige Reaktionen brachten
mich endlich auf eine bestimmte Fährte; aber ich
werde mich hüten, das Ergebnis bekannt zu geben,
da bei Bindemitteluntersuchungen, wie der Fall
Behrendt zur Genüge zeigt, grösste Zurückhaltung
am Platze ist.
Ein Gutes hatte aber die eingehendere Be-


3
O


nge die beiden Farben-
die Farbe I als Unter-
enen, oder ob jede für
[werden soll, ist aus dem
Das abgedruckte Gut-
or Rud. v. Seitz be-
neuen Farbe grosses
[wurde; Prof. v. Stuck
e Leuchtkraft hervor
[ben, auf jedem Grunde
sowie die Annehmlich-
richtigen Kraft stehen
en Firnis nicht mehr
v. Zumbusch, der
[te, versichert, er habe
schlechte oder nur un-
***e!bcn kennen gelernt",
nem Grunde (Oelgrund,
icncm Papier) und in
nder verarbeitet habe,
905) die Spur eines
ig ist das Urteil von
ierkomer in einem
ärz 1904. Es lautet:
jetzt auch- drei grosse
 
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