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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0054

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29

Niederlage des Evang. Vereins in Frankfurt a. M.)
41 Seiten 4°.
Unsere Stadtbibüothek wurde ein Jahr nach Luther's Ge-
burt gegründet; „darzu soll den Anfang gemacht habend er
zählt Lersner, „D. Ludwig von Marpurg, genannt zum Paradeis,
da er 1484 eine Reise zum Heil. Grab nach Jerusalem vorge-
habt, als habe er seine Bücher einem E. Rath der Stadt Frank-
furt zu einem Anfang einer Liberey, das ist, einer Bibliothec
gemacht." Erst nach der Reformationszeit sah sich der Rath
bewogen, „den Anfang der Bibliothec an einen gewissen Ort
zu verlegen und als dann zu vermehren", so daß die protestan-
tische Stadt Frankfurt im Reformationszeitalter nur weniges
aus der großen Lutherliteratur in ihrer „Liberey" aufstellte.
Günstige Ereignisse gestatteten ihr, dies im 17. Jahrhundert
nachzuholen. „1624. Decembr. — so erzählt die Chronik —
legirt Herr Johann Hartmann Beyer, Med. Doct. und Phy-
sicus Ordinarius allhier, E. E. Rath seine Bibliothec, bittet
solche sämtlich der Stadt-Bibliothec zu adjungiren." In dieser
Bibliothek befanden sich auch die Bücher, die Hartmann Beyer
von seinem Vater, dem bekannten Prediger, geerbt, biblio-
theca pro statu illorum temporum sat numerosa, darunter
über 60 Luther'sche Autotypen. „1690 hat E. E. Magistrat des
Herrn Maximilian Zumjungen Schöff und des Raths Bibliothec
vor 3500. fl. an sich gekaufft." Auch diese enthielt manche
werthvolle Urdrucke Luther's, und so bildete sich im Laufe
der Zeiten, zumal da im Anfänge unseres Jahrhunderts die
Schätze des Bartholomäusstiftes, der Karmeliterbibliothek und
des Dominikanerklosters hinzukamen, eine zwar nicht sehr um-
fangreiche, doch höchst interessante Sammlung Luther'scher
Drucke, welche die Sorgfalt wohl verdient, mit der sie in oben
genannter Schrift beschrieben wird. Wie wir aus der Vorrede,
datiert vom 17. Sept. 1883, ersehen, hatte sie der Verfasser
ursprünglich zur Festgabe bei dem 400jährigen Geburtstage
Luther's bestimmt; daher tritt sie in festlichem Gewände auf,
in großem Format, auf Büttenpapier, mit Leisten und verzierter
Schrift. Wenn sie auch jetzt erst, lange nach dem Feste, er-
scheint, so wird sie doch von allen Bücherliebhabern, Franco-
furtensien-Sammlern, Luther-Forschern und Bibliographen mit
Freude begrüßt werden. Letzteren besonders wird sie hoch-
willkommen sein, da sich Dr. Kelchner nicht damit begnügt
hat, wie es bei ähnlichen Schriften, die zur Lutherfeier er-
schienen, geschehen ist, Titel und Bogenzahl anzugeben und
auf Panzer und Weller zu verweisen, sondern genaue Kollation
bietet und alle bibliografischen Hilfsmittel herbeigezogen hat.
Wir verdanken Dr. Kelchner schon das Verzeichniß der Uffen-
bach'schen Manuscripte, die Herausgabe des ältesten Elzevir-
Kataloges und die Beschreibung der Marienthaler Drucke un-
serer Stadtbibliothek. Wir hoffen, daß er fortfahren wird, die
 
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