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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0163

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— 138 -

sich selbst gestellt sind. Sie haben sich, wenn auch an sich
naturwüchsig, unter geschichtlichen und rechtlichen Voraus-
setzungen entwickelt, von denen eine nach der anderen hin-
fällig oder wankend geworden ist/* Uns ist nicht klar, wie
sich der Verfasser vorstellt, daß die Einrichtungen des deut-
schen Buchhandels, die nicht künstlich zu schaffen waren, sich
organisch auf sich seihst hätten stellen können. Sie bedingen
pothwendig geschichtliche und rechtliche Voraussetzungen, und
sobald diese veralten, werden auch die Einrichtungen, die auf
ihnen fußen, hinfällig.
Ebenso scheint uns die heftige Kritik der Reformbewegung,
so trefflich auch die meisten Bemerkungen über die Schwächen
der Verkehrs- und der Verlagsordnung sind, nicht immer ge-
nügend motivirt. „Wenn in der vorliegenden Schrift**, heißt
es Seite 149, „mit den Bedenken gegen den Gang des Reform-
werkes nicht zurückgehalten wird, so darf dies nicht so ver-
standen werden, als wenn sich der Widerspruch gegen die Be-
strebungen zu Gunsten des Sortimentshandels als solche rich-
tete. Selbst in dem Bewußtsein, daß gründlich und auf die
Dauer nicht zu helfen ist, muß der Zerstörungsprozeß unserer
alten Institutionen mit allen Mitteln gehemmt werden, da ein
Ersatz dafür nach dem Beispiel anderer Länder nicht annehm-
bar ist. Fraglich ist nur, von welcher Stelle aus die Bewegung
geleitet werden sollte, von der Zentralstelle, dem Börsenverein,
oder vom Verband der Orts- und Kreisvereine, denen die Re-
gelung des Provinzhandels von altersher obgelegen hat. Da-
bei kann gern zugegeben werden, daß der Verband in Ermange-
lung der nöthigen Machtmittel nicht so entschieden hätte ein-
greifen können wie der Börsenverein, aber es würden damit
auch die Gefahren der Omnipotenz und Vielgeschäftigkeit des
Börsenvorstandes vermieden worden sein*' (S. 149.) Auch diese
Ausführung ist uns nicht klar; wenn der Verfasser zugibt, daß
der Verband nicht die Machtmittel gehabt hätte, um so ent-
schieden einzugreifen, dann kann es doch keine Frage sein,
daß nur von dem Börsenvereine aus die Bewegung geleitet
werden konnte. Denn selbst dieser mächtige Centralverein hat
nur die schlimmsten Auswüchse erfolgreich bekämpfen kön-
nen; der Verband wäre ganz machtlos gewesen. Daß die erwei-
terten Befugnisse die Omnipotenz des Börsenvorstandes kräf-
tigen mußten, lag in der Natur der Sache und ist sicher das
geringere Uebel, wenn der Verfasser den Zerstörungsprozeß
mit allen Mitteln hemmen will.
Dies sind aber für uns unwesentliche Mängel, welche sich
aus dem Standpunkte, den der Verfasser der Bewegung gegen-
über einnimmf, erklären lassen, und dem Werthe seiner sonsti-
gen Ausführungen keinen Abbruch thun. Als Ganzes betrachtet
ist sein Buch ein Werk, das auf gründlichen historischen Kennt-
nissen und reicher praktischer Erfahrung fußt und das uns
 
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