Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0172

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
147

und reich geschmückt, mit den gedruckten Zeilen sich zu einem
künstlerischen Ganzen verbindend. Sie bildeten einen infeg-
rirenden Theil des Bücherschmuckes und ihre künstlerische
Ausführung hielt daher gleichen Schritt mit der Entwickelung
der Buchillustration; aus gothischen Anfängen sich heraus-
arbeitend, nahmen sie die zierlichen Formen der Renaissance
an, durchliefen alle Phasen dieser glänzenden Periode bis zur
wildesten Geschmacklosigkeit, um schließlich zur Zeit des
30jährigen Krieges in armseligem Unvermögen niederzugehen.
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet wird das vor-
liegende Werk, das viel Neues und noch nicht gesammeltes
Material bietet, allen Denjenigen willkommen sein, welche sich
mit der Geschichte der Kunst in Frankfurt und Mainz beschäf-
tigen. Die Abtheilung Mainz ist nicht umfangreich, sie ent-
hält nur 32 Zeichen. Voran steht das Zeichen Fust's und Schöf-
fer's, der beiden Genossen Gutenberg's, das erste Druckerzei-
chen der Welt, das vielfach nachgeahmt wurde. Künstlerisch
am werthvollsten sind die Zeichen des Sohnes und des Enkels
Schöffers aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts; auf den
Namen Schöffer (= Schäfer) anspielend, zeigen sie uns das
Schöffersche Wappen von Hirtengruppen umgeben oder an
einem Baumstamme in einer Landschaft hängend, in welcher
ein Schäferidyll sich abspielt, das anmuthig komponirt und
geschickt geschnitten ist.
In jeder Hinsicht bedeutender ist die Abtheilung Frank-
furt, der großen Rolle entsprechend, welche der Buchhandel
der Reichsstadt im 16. Jahrhundert auf dem Weltmärkte spielte.
Wir finden darin 216 Druckerzeichen, und da Heitz auch die
großen Teilumrahmungen reproduzirt, in welchen Drucker-
zeichen als Ornamenfmofive verwandt sind, so verschafft uns
sein Werk eine Uebersicht über den Gang der Buchillustra-
tion in Frankfurt, wie sie bis jetzt nicht möglich war.
Die Buchdruckerkunst ist erst spät in Frankfurt einge-
zogen. Schon seit 80 Jahren war Gutenberg's Erfindung in der
Welt verbreitet, als im Jahre 1530 Christian E g e n o 1 f f, der
erste Buchdrucker, der sich dauernd hier niederließ, in die
Bürgerschaft aufgenommen wurde. Er war ein frommer, ge-
lehrter Mann, den Melanchthon in seinen Briefen mit der
Anrede „theuerster Freund" beehrte. Sein Druckerzeichen war
einfach und seinem Charakter angemessen: ein zierlicher Altar,
worauf ein Herz in Opferflammen lodert, nach dem Spruch
des Psalmisten „Sacrificium Deo cor humiliatum." Heitz bringt
14 verschiedene Typen dieses Zeichens, einige können wir mit
Bestimmtheit dem Nürnberger Künstler Hans Sebald Beham
zuweisen, der seit 1534 in Frankfurt lebte und zahlreiche Illu-
strationen für Egenolff's Offizin lieferte. Namentlich dürfte
das eine Blatt von ihm sein, wo der Altar in einer Landschaft
steht, in deren Hintergrund das Opfer Isaak's dargesfellf ist.
10*
 
Annotationen