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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0236

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209 —

plar^n hergesfellf wurde und sich an einen kleinen Kreis von
Kunstfreunden wandte; zur Jahreswende hat er uns nun eine
zweite, vermehrte, billige Ausgabe gebrachtJ) welche allen
Freunden der alten Kunst eine willkommene Neujahrsgabe
sein wird.
Heitz bringt 17 Blätter, meist aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, von welchen 14 nur in einem einzigen Exem-
plar uns erhalten sind, darunter Arbeiten des Meisters der
Nürnberger Passion, des Meisters ES und Israels
van Meckenen. Eines der lieblichsten Blätter ist ein Holz-
schnitt aus dem Schongauer-Museum in Kolmar: auf blumen-
besäefer Wiese liegt ein Kissen; darauf sitzt der nackte Chri-
stusknabe. Den Zeigefinger der Linken legt er an die Lippen,
in der Rechten hält er eine Bandrolle mit der Inschrift „Ein
gut ior." Auf einem andern Blatte sehen wir ein mit Gütern
reichbeladenes Schiff. Das Christkind als Kapitän spricht:
Zuch uff den segel, wir sinf am land
Vnd bringen gut jor manger hand.
Unter dem Bilde steht der Spruch:
Von Allexandria kom ich hargefarn
Und bringe vil guoter jor, die wil ich nit sparn.
Ich wil sie geben umb kleines gelt:
Recht tun und got liep han ich damit wo! vergeh.
Der zweite Theil des Werkes bringt 27 Neujahrswünsche
auf Kalendern. Sie sind meistens auf Zierleisten angebracht,
die in den Augsburger und Ulmer Blättern aus mustergiltigem
gofhischen Bandwerk gebildet sind. Mit Recht citirt der Ver-
fasser das Wort von H. Bösch, hier wiederhole sich die merk-
würdige Erscheinung, daß gerade die Erstlinge einer Kunst-
übung oft auf merkwürdig hoher Stufe stehen, von der die
Nachkömmlinge schnell herabsinken, um sich manchmal erst
nach Jahrhunderten wieder zur Höhe der Erstlingsprodukte
zu erheben.
Interessant sind die Preise, welche für einzelne Bläffer
im Original bezahlt worden sind. Bei ihrer großen Seltenheit
kommen sie nur wenig im Kunsfhandel vor und nur von zweien
kann der Verfasser Preise nachweisen. Der Kupferstich des
Meisters der Nürnberger Passion wurde im Mai v. J. vom k.
Kupferstichkabinett in Dresden zu Mk. 714 gekauft. Nr. 5,
ein Holzschnitt nach dem Bl. des Meisters ES erstand das
British Museum in London im Jahre 1872 für Mk. 150. Der
Preis eines anderen Blattes läßt sich annähernd danach be-
stimmen, daß ein ähnliches Blatt im Jahre 1872 mit 130 Tha-
lern bezahlt wurde.
0 Neujahrswünsche des XV. Jahrhunderts. Herausgegeben von
Paul Heitz. Mit 44 Abbildungen in Originalgröße. 2. vermehrte billige Aus-
gabe. Straßburg, J. H. Ed. Heitz. 4°.

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