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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0354

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324

im Jahrbuch der Kgl. Preussischen Kunstsammlung Bd. 19,
Seite 68 69 nennt diesen Monogrammisten einen nicht bekann-
ten geringen Zeichner in der Art des Urs Graf. In seiner kürz-
lich erschienenen Monographie über Ambrosius Holbein ver-
teilt Willy Hes ebenfalls die Illustrationen zur Geuchmatt zwi-
schen Ambrosius Holbein und dem Zeichner CA; bereits 1896
hatte jedoch D .BurckhardP) darauf aufmerksam gemacht, daß
dieses Monogramm jedenfalls nur den Xylographen betrifft
und sich in Werken vollständig heterogenen Charakters be-
findet. Und in der Tat tragen diese Illustrationen, wie ich in
der letzten Nummer des Bücherfreundes S. 308 bewiesen zu
haben glaube, alle Merkmale des Murnerschen Stiles, wenn
sie auch durch Veränderungen im Kostüm und einige Zutaten
eine schweizerische Prägung erhalten haben. Aber auch die
von Ambrosius Holbein ausgeführten Blätter gehen auf Mur-
nersche Vorlagen zurück.
Murner hatte die Geuchmatt schon 1514 in Straßburg voll-
endet, konnte sie aber erst fünf Jahre später während seines
Aufenthaltes in Basel erscheinen lassen. Offenbar brachte er
auch die Zeichnungen nach Basel mit und Petri gab dem Am-
brosius Holbein den Auftrag sie umzuarbeiten. Daß Holbein
nach Murners Vorlagen gearbeitet hat, scheint mir auch aus
der vortrefflichen Charakteristik hervorzugehen, die Hes von
diesen Holzschnitten gibt. „Die vier Illustrationen von Am-
brosius Holbein," schreibt er, „sind unter sich selbst sehr ver-
schieden, namentlich der Gesamtcharakter des ersten Blattes
ist von den folgenden stark abweichend . . . Von seinem zwei-
ten Blatte an vergrößert er alle Dimensionen innerhalb des
Rahmens, beschränkt sich in der Ausschmückung des Grundes,
in der Zahl der Figuren und vereinfacht die Innenzeichnung...
Im Holzschnitt der „adeligste Gauch" erscheint die Landschaft
dürftig und muß von Ambrosius Holbein unvollendet zurück-
gelassen worden sein . . . Die beiden anderen Illustrationen,
die eine und zwei große Figuren enthalten, wirken härter in
der Zeichnung und leerer in der Komposition. Das Blatt des
Kanzlers zeigt besonders wenig Verwandtschaft mit den be-
sprochenen, doch mag daran die in ihm verkörperte erst-
malige Zeichnung eines völlig geschlossenen Innenraumes von
Ambrosius Holbein Schuld tragen.Das Blatt der beiden
Frauen mag unvollendet zurückgeblieben sein, doch sind hier
*) D. Burckhardt, Zu den Holzsdmitten der Geuchmatt, in Murner Geuch-
matt, herausgegeben von W. Uhl 1896, Seite 267.
Herr Stadtbibliothekar J. M. B. Clauss in Schlettstadt hatte die Güte mich
nachträglich auf eine mir unbekannt gebliebene Arbeit seines Vorgängers
f Dr. J. Geni aufmerksam zu machen: Die Federzeichnungen Hans Baidungs
zu Murners Uebersetzung der Weltgeschichte des Sabellicus, Revue alsacienne
illustree VH (Straßb. 1905) S. 58 ff. Geny hielt die Zeichnungen der Schlett-
stadter Handschrift für Arbeiten Baidungs. Seine Ausführungen haben meine
Ansicht, daß sie von Murner selbst herrühren, nicht geändert,
 
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