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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0368

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337 -

stöcke der Schetmenzunft mitgenommen hat. Batt verschwin-
det mit ihm aus Frankfurt und bleibt für uns verschollen.
Die Schelmenzunft in zweiter Fassung erscheint bei Mat-
thias Hupfuff in Straßburg mit den Holzschnitten der frank-
furter Ausgabe, undatiert, aber nicht später als 1513, da sie be-
reits in diesem Jahr in Augsburg nachgedruckt wird. Offen-
bar war Batts Druckerei damals schon eingegangen. Im Jahre
1526 scheint er nicht mehr gelebt zu haben, da Thomas in diesem
Jahr in einem Brief an den Rat von Straßburg nur einen Bruder
erwähnt/) den Johannes, der 1539 noch lebte.

Batt Murner besaß zwei Typen von ganz verschiedenem
Charakter. Sechs seiner Drucke sind mit einer runden go-
tischen Type deutschen Schnittes hergestellt/) Die Schiff-
fart, der zweite Druck des Juden Benedicite und der
Ludus studentium von 1512 sind mit einer andern Type
gedruckt, die offenbar aus einer französischen Druckerei stammt
und sehr abgenutzt ist. Schon Gotthelf Fischer hat auf ihren
Pariser Schnitt aufmerksam gemacht^) und Proctor hebt ihre
Aehnlichkeit mit der Type 3 des Pierre Levet in Paris hervor, *)
der bis 1502 gedruckt hat. 5) Sie erinnert auch stark an die
Type 1 des Philippe Pigouchet in Paris, dessen Drucke bis
1512 nachweibar sind.c) Zu Ueberschriften benutzt Batt eine
große elsässische Type, die in allen seinen Drucken vorkommt.
Aber nicht bloß durch die Typen erinnert die Schiffart
an die Drucke des Pigouchet, die ganze Ausstattung ist in fran-
zösischem Geschmack. Schiffart und Schelmenzunft
stehen in Format, Satz und Schmuck unter dem direkten Ein-
fluß von Brants Narrenschiff.?) dessen Ausstattung ebenfalls
von Frankreich stark beeinflußt ist. Wie im Narrenschiff wird
in der Schiffart und in der Schelmenzunft jeder Ab-
schnitt durch eine Inhaltsangabe in Versen eingeleitet, die das
darunter befindliche Bild erklärt. Bei Brant sind aber nur
i) Mein vafter und sein bruder, denen gofgenadlch
und min bruder und alle die unseren noch nammen fra-
gen, syenf nif also nerrisch gewesen und noch als er uns
achtet. Brief aus Luzern ulf fritag vor Martini Anno 1526. (Scheibles Klo-
ster, IV, S. 596.)
0 Abgebildet bei Sondheim, Tafel 1.
0 Gotthelf Fischer, Beschreibung typographischer Seltenheiten. 5. Lief.
Nürnberg 1804. S. 137.
0 Robert Proctor, Index fo fhe early printed books in fhe British Museum.
Part II. London 1905. S. 169. — O. Thierry-Poux, Premiers monuments de
l'imprimerie. Paris 1890. Tafel XII, 6. — A. Claudin, Hisfoire de l'imprimerie
T. I 1900, p. 416.
0 Ph. Renouard, Imprimeurs parisiens. Paris 1898. S. 244.
0 Abgebildef bei Claudin. T. II 1901, S. 17. — Renouard S. 299.
J Man vergleiche Sebastian Brant, Das NarrenschiS, Faksimile der Erst-
ausgabe mit Nachwort von Franz Schultz. Sfraßburg 1913. — Thomas Murner,
Der Schelmen Zunlft 1512. (In phofolifh. Nachbild, hrsg. von Wilhelm Scherer.)
Berlin 1881.

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