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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 2
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Kornbeck, C. A.: Zur Geschichte der Barfüsserkirche genannt das Kirchle in Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0018

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Zur Geschichte der Barfüsserkirche
genannt das Kirchle in Ulm.
In einer Zeit, wo der Abbruch unserer alten
Barfüsserkirche demnächst eine vollendete That-
sache geworden ist, dürften nachstehende No-
tizen hier eine Stelle finden, da sie ohnehin,
so viel mir bekannt, noch nicht veröffentlicht
wurden. Sie sind den Rathsprotokollen ent-
nommen und beziehen sich auf die Zeit von
1531, wo das Franziskanerkloster aufgehoben
wurde, bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Äusser der Kirche besass das Kloster nach
Wey ermann „Versuch einer Beschreibung der
Kirchen, Klöster und Kapellen in Ulm“ Ms.
Stadtbibliothek 6708 S. .8, auch eine nach
dem Holzmarkt gelegene Kapelle, Franziskus-
kapelle genannt, die an das Löwenthor an-
grenzte und im J. 1534 abgebrochen wurde.
Wenn die Rathsprotokolle eines Barfüsserthurms
erwähnen, welcher bis zum J. 1537 als Ge-
fängniss diente, so ist darunter nicht der Thurm
der Kirche zu verstehen, sondern der im Jahr
1538 abgebrochene Thurm des Barfüsser- oder
Löwenthors, nächst dem Münster der höchste
Thurm der Stadt. Im Jahr 1540 fanden Be-
rathungen darüber statt, die sehr baufällige
Kirche wieder herzustellen; im J. 1545 fort-
gesetzte Berathungen, die Kirche abzubrechen
und den Platz zu räumen, sowie die Abseiten
der Sakristei, soweit sie baufällig, abzubrechen
und dafür dem Pflegamt, welches dieselbe zur
Aufbewahrung der Pfleggäiter benützt hatte,
den Chor der Kirche einzuräumen. Erst im
J. 1577 erfolgte an die Stadtrechner und Spi-
talpfleger die Weisung, das Erforderliche we-
gen der Reparation der Kirche vorzukehren.
Begraben wurden in der Barfüsserkirche
von 1632—1647 :
1632. Der schwedische Oberstlieutnant Bee-
rens.
1633. Oberstlieutnant Nicolaus Keinitz.
Oberst Munroth.
1634. Major David von der Osten.
Ein junger Herr von Horn und ein
junger Herr von Kratzenstein.
Rittmeister Konrad von Rehlinger.

Oberst Marx von Rehlinger.
Die kupfernen Särge der beiden
Rehlinger wurden im Jahr 1808
wieder aufgefunden; die Grabschrif-
ten lauteten nach Wey ermann:
Weiland Conrad von Rehlinger zu
Kirchhofen und Hainhofen, der
Königl. Majestät in Schweden des
löblichen Ohnischen Regiments ge-
wesster Rittmeister, ist geboren im
Februar 1612 und gest. 29. April
1634 zu Coburg, aet. 22 Jahr.
Weiland Marx von Rehlinger zu
Kitzighofen und Hainhofen, der
Königl. Majestät in Schweden ge-
wesster Obrister über ein Regiment
zu Pferd, ist geb. zu Augsburg im
Junius 1606 und gest. 16. Jänner
1636 (nach den Rathsprotokollen
1634) zu Gera in Sachsen, aet. 30.
Wolf Andreas Freiherr von Herberstein,
vorn im Gang, der Kanzel gegenüber.
1638. Ortolf Freiherr zu Teuffenbach im Chor.
Auch der zinnerne Sarg
Teuffenbachs mit dessen Wappen
kam im J. 1808 wieder zu Tag;
, er trug die Grabschrift: Hier ruht
in Gott der Wohlgeborne Herr,
Herr Ortolf, Freiherr zu Teuffen-
bach, Herr auf Thann, Landspach
und Schuleuten, welcher am 24. Fe-
bruar 1638, aet. 59, seelig ent-
schlafen. Die Bekleidung Teuffen-
bachs, ein Käppchen von Taffet
und ein mit goldner Borte einge-
fasster Rock, war noch theilweise
erhalten. Neben ihm ruhte seine Ge-
mahlin, eine Rindschädin. Teuffen-
bach war in Folge der Gegenrefor-
mation in Oestreich gleich den frei-
herrlichen Familien von Herberstein,
von Räcknitz u. A. von Steyermark
nach Süddeutschland gezogen und
hatte sich in Ulm das Beisitzrecht
erworben.
1647. Oberstlieutnant Rüttwein.
C. A. Komb eck.
 
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