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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 4
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Bazing, Hugo: Zur Ortsnamendeutung
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Sittenbilder aus dem XVI und XVII Jahrhundert, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0038

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Riedlingen keine Ansiedlung in dem auf dem
rechten Donauufer sich hinbreitenden Riede ist,
vielmehr eine Anhöhe des linken Ufers der
Donau bekrönt.
Die alten Namensformen gestatten ebenso-
wenig an Reute, Rodung, ahd. riuti mhd. riute
zu denken, sie leiten vielmehr auf ahd. hruod
= Ruhm, und einen daraus gebildeten Per-
sonennamen wie Ruodpert, Rudhard, Rudolf,
hieraus wurde wohl durch Kürzung Rudo,
daraus die Koseform Rudilo, davon Rüdl und
Riedl, dessen Abkömmling sich Riedling nannte.
Vergl. Steub, Oberd. Familiennamen S. 215,
wo ein Rüthling angeführt ist.
Ein räthselhafter Name ist der des hoch-
gelegenen Dorfs Upflamör. Die Oberamts-
beschreibung nimmt an, der Name wolle nichts
anderes heissen als Aufpflummern = Hohen-
pflummern. Aber die alten Namensformen
1124 Uplumare und 1157 Uplumar scheinen
mir eher auf einen Personennamen zu weisen,
etwa Udalbert, Kürzung Ubo (Steub S. 90),
Koseform Ubilo, davon Ublo, Uplu. Mar wird
wie auch sonst öfters. = Mark sein, und wäre
Uplumar Mark des Uplu.
Der Name des Pfarrdorfs Pflummern,
welcher 1227 in den Formen Phlumarin, Phlu-
marun auftritt, könnte auf den alten Personen- ,
namen Blutmar zurückleiten, denn aus Blutmar
wird durch Angleichung Blummer (Steub 97*),
und daraus konnte Phiummer und Pflummer
entstehen.
B a z i n g. I

Sittenbilder aus dem XVI und XVII Jahr-
hundert.
ii.
Wie das ulmische Rathhaus vor dreihundert
Jahren aussah.
Die älteste Abbildung von Ulm, die ich
kenne, ist aus dem Jahre 1493, enthalten in
der W ohlgemuth-Pleidenwurfschen W eltchronik.
Nun nimmt man gewöhnlich an, dass derjenige

Umbau des Rathhauses, welcher ihm seine im
Wesentlichen bis heute gebliebene Gestalt ver-
lieh, in die Zeit von 1500—1540 falle. Somit
wäre ein Bild des Rathhauses, das aus der
Zeit vor 1500 stammt, wie das Wohlgemuth-
Pleidenwurf’sche, von' besonderem Interesse,
falls wir annehmen dürften, dass die Zeich-
nung eine naturgetreue ist. Das genannte
Bild zeigt uns die Südseite des Rathhauses
mit dem Erkerthurm an der Ecke und mit
dem Dachreiter. Beide, der Erkerthurm und
der Dachreiter, erscheinen bedeutend höher als
sie jetzt sind. Der Erkerthurm hat ferner noch
nicht die Haube auf, die er heutzutage trägt,
sondern ist mit Zinnen gekrönt. Endlich sind
auch die südlichen Giebellinien, nicht blos wie
heute die nördlichen, verziert, und zwar durch
stufenartig sich ablösende Zinnen. Die drei
Fenster der Südseite sind wenigstens ange-
deutet. Und diese nun eben mit ihren schlan-
ken pyramidalen Aufsätzen, ihren spitzen Gie-
beln und den sechs Churfürstenstandbildern zu
ihren Seiten, so wie sie noch jetzt sich zeigen,
sind die unzweifelhaften Reste des Rathhauses
in seiner älteren Gestalt, wenn auch nicht in
seiner ältesten, welch letztere aus der Zeit
stammt, wo es noch nicht Rathhaus, sondern
Kaufhaus (1360) hiess. Als es aus einem
Kaufhaus ein Rathhaus, Rathhaus einer reichs-
unmittelbaren Stadtgemeinde, wurde, mag es
den Schmuck, der die Beziehung auf das
Reich ausdrückte, die Churfürsten, erhalten
haben. Diese Umwandlung vollzog sich gegen
Ausgang des 14. Jahrhunderts, unter Karl IV
und Wenzel, wozu Hassler die Bemerkung
macht: der Umstand, dass nur sechs Churfürsten
mit ihren Wappen dargestellt seien und der
böhmische Löwe fehle, rücke ihre Entstehung
in die Zeit der Absetzung Wenzels, 1400.
Von der Südseite des Rathhauses auf die
Ostseite desselben treten ist ein Schritt in eine
um hundert Jahre jüngere Zeit. Das zeigen
schon die zwei Fenster des oberen Stockwerks
mit ihren gedrückten Spitzbögen, sowie die
Ausbildung der zwei Giebel auf der gegen
Norden ziehenden Verlängerung der Haupt-
fa^ade. Dieselbe ist, sagt Ltibke in seinem
 
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