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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 5
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Bazing, Hugo: Der Name Neipperg
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0046

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40

der Berg, in welchem der Riese Suttung den
köstlichen Meth der Dichtkunst verborgen hielt
und durch seine Tochter Gunnlödh hüten liess,
den dann Odin mit List sich zu verschaffen
wusste. Nach Mannhardt will die Erzählung
besagen: das als begeisternder Unsterblich-
keitstrank aufgefasste Himmelsgewässer wird,
im Wolkenberge durch einen riesigen Dämon
eingeschlossen, von der Wolkenfrau gehütet.
Mit dem Blitze öffnet Odin der Himmelsgott
den verschlossenen Wolkenberg und bringt
Göttern und Menschen den Meth. Hnitberg
bedeutet nach ihm2) den tönenden, (vom Don-
ner) wiederhallenden Berg, den Wolkenberg.
Wohl wäre es möglich, dass für das östlich
gelegene Nordheim der Neipperg als Wetter-
berg gegolten hätte, wie bekanntlich jede Ort-
schaft, deren Markung von Bergen umsäumt
ist, ihre bestimmte Stelle am Horizonte hat,
wo scheinbar das Unwetter entsteht und von
wo es regelmässig über das Thal hereinbricht.
Aber steigen wir vom Wolkenberge wie-
der hernieder zur nüchternen Betrachtung der
menschlichen Verhältnisse, so müssen wir be-
kennen, dass weitaus der grösste Theil der
Ortsnamen auf Personennamen zurückzuführen
ist, da der Mensch, obgleich Berg und Thal
lange vor ihm waren, es so sehr liebt, sein Ich
als Mittelpunkt der Umgebung zur Geltung
zu bringen und einem Fleck Erde den Na-
men seiner vorübergehenden Herrschaft auf-
zudrücken. So könnte denn auch unser Neip-
perg auf einen Personennamen Nit, Neit zu-
rückleiten, der einmal da eine Besitzung hatte,
existirt ja z. B. jetzt noch in Hall, in Karls-
ruhe der Familienname Nieth, und findet sich
da und dort der Name Neidle. Aber auch
dieser Deutung steht wieder ein Bedenken ent-
gegen , das nämlich, dass während man bei
dieser Ableitung Neidsberg erwarten sollte,
Neipperg keinerlei Spur eines Genitivs zeigt.
So möge als letzte — vielleicht plausibelste
-—- Ableitung die von nid = nieder folgen.3)

2) Andere verstehen unter Hnitberg den unteren Berg.
3) So wird auch der Name der Burgruine Nidberg
in der Altgrafschaft Sargans gedeutet.

Ich gestehe, es wollte mir dies anfänglich wi-
derstreben, denn vom Thale aus gesehen steht
die Burg so erhaben und stattlich da, dass der
Gedanke an etwas Niedriges dem Beschauer
gewiss zuletzt kommt, und wer einen Stand-
punkt wählt, von dem aus der ganze Südrand
des Heuchelbergs überschaut werden kann,
dem treten die Burgen Stocksberg und Neip-
perg als die Landschaft beherrschende Stätten
vor Angen. Anders aber gestaltet sich die
Sache, wenn man die Karte mit ihren Höhen-
bestimmungen zur Hand nimmt oder wenn
man auf der Strasse von Neipperg nach Schwai-
gern den Hauptstock des Heuchelbergs über-
steigt oder die auf dem Grate des Heuchel-
bergs hinziehende-„Heerstrasse“ begeht. Da
tritt der Neipperg zu dem Hauptgebirgszuge
in das Verhältniss eines Vorbergs, den jener
an seiner höchsten Stelle „Drei Eichen“ um
43,8 M. überragt. Freilich sehen wir uns nach
einem Lokalnamen, welcher allenfalls den Ge-
gensatz zu Nitperg ausdrücken könnte, wie
z. B. in der Schweiz Ob- und Nidwalden sich
gegenüberstehen, vergebens um, aber wie die
alten Heerstrassen im Hügelland mit Vorliebe
auf Höhenzügen geführt wurden, womit zu-
sammenhängt, dass diese Strassen, nachdem
der Verkehr sie verlassen hatte, vielfach als
Wege des Wuotansheeres gedacht wurden, und
woraus auch die häufige Benennung Hochsträss
sich erklärt, so wird sich auch mit der Heer-
strasse des Heuchelbergs von selbst,der Begriff
des Hohen verknüpft haben.
Mögen Lokalforscher weiter bohren! ich
fürchte, mit allen meinen Versuchen, das Be-
stimmungswort Nit zu erklären, doch nur Nie-
ten gezogen zu haben.
B a z i n g.

£ i t e r a t u r.
E. Schnell, Festschrift zur 300 jährigen Jubel-
feier der fiirstl. Linie Hohenzollern-Sigmaringen.
Sigmar. 1876. Die detailreiche kleine Schrift schöpfte
ihr urkundliches Material grösstentheils aus einer Genea-
logie, welche der Vater des H. Vf., der fürstl. Geheime
Rath und Hofkammerdirektor Fidelis von Schnell, als
Manuskript hinterliess. Besonders ausführlich ist daher
 
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