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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 3
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Kirchliche Alterthumsstudien
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Vochezer, Joseph: Ein Brief Ulms vom 19. Februar 1405
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0029

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Sollte es gelungen sein, hiemit die gegebene
Lösung des bestrittenen Punktes zu begrün-
den; so kann die Aufklärung eines unterge-
ordneteren wenig Schwierigkeit mehr machen.
Nämlich; was hat der Vogel zu bedeuten?
Indem man irriger Weise auf den Kirchen-
pfleger Stocker verfallen war, kam man auf
die; so viel ich sehe, anderweitig durch Wap-
pen oder Sigel nicht begründete Annahme
eines redenden Wappens: Der Vogel sei ein
Aar und scheine auf einem Stock zu sitzen,
Stockaar — Stocker. Dabei ist freilich schon
das bedenklich; dass von diesem Stock, der
doch die Hauptsache wäre, so gut wie nichts
zu sehen sein muss. Aber es ist ja auch mit
dem obigen die ganze Beziehung von selbst
gefallen. Was ist aber dann die Deutung des
Vogels? Wiedei’ die nächstliegende. Es - ist
das Wappen der Reichsstadt Ulm, wie die
Oberamtsbeschreibung S. 101 angibt: „In den
ältesten Zeiten bestand das Wappen in einem
einfachen Adler mit ausgebreiteten Flügeln.“
Ob unterhalb des Adlers noch der Ulmer
Schild erkennbar ist, wie das Wappen im
14. Jahrhundert gestaltet worden sein soll, kann
ich aus der Hassler’schen Abbildung nicht er-
kennen. Gibt der Patron den Vornamen, der
Wappenschild hinten den Geschlechtsnamen
des handelnden Bürgermeisters, so ist derselbe
durch den über seinem Haupt angebrachten
Reichsadler bezeichnet als Bürgermeister
freien Reichsstadt Ulm, die Kirche als eine,
die dieser Stadt zum Ruhm gereichen soll
und in ihrem Namen von ihrem Vertreter der
Jungfrau Maria dargebracht wird.
Endlich sei noch eines erwogen, dei’ oben
beibehaltene Titel für unsre Darstellung. Denk-
mal der Münsterweihe wird sie genannt zum
Unterschied von dem der Grundsteinlegung
(Heideloff S, 102), wo das Kirchenmodell auf
dem Rücken eines gebückten Mannes, offenbar
des Baumeisters ruht und auf beiden Seiten
von Bürgermeister Kraft und seiner Frau ge-
halten wird, deren Wappen mit angebracht
sind. Ich meine, dieses letztere'Denkmal als
das der Grundsteinlegung zu betrachten und
zu benennen, ist nicht berechtigt. Denn ge-

wiss hatte bei einem öffentlichen Akt, wie
diese war, das weibliche Geschlecht nicht mit-
zuwirken. Unser Denkmal vielmehr ist in
Wirklichkeit das der Grundsteinlegung, wie
es ja auch ursprünglich neben einer diese mel-
denden Inschrift angebracht gewesen ist. Das
letztere aber ist wohl, wie Hassler annimmt,
etwas jüngeren Ursprungs, die Kirche war
etwa schon im Bau begriffen, was das Bau-
meistersbild könnte andeuten, und der Bau ist
durch eine reiche Schenkung von Bürgermeister
Kraft und seiner Frau wesentlich gefördert
worden. Doch könnte es immerhin-, wie die
beiderseits ganz gleich lautende Inschrift wie-
derum nahe legte, auch dem ersten gleich-
zeitig sein, nur eben den Sinn haben, dass
die dargestellten zwei Personen um den Bau
besondere Verdienste hatten. So ist ja doch
auch das vollkommen ähnliche Bild der Wengen-
kirche, das wir oben mit anführten, zu deuten.2)

Ein Brief Ulms vom 19. Februar 1405.

2) Es wird unsern Lesern interessant sein, diese
neue Deutung- der Figur kennen zu lernen. Misslich ist
nur, dass dieselbe, wenn ein heiliger Ludwig, auch nicht
ein einziges Merkmal eines solchen hat, weder Nimbus
noch Scepter und Krone noch Lilien noch ideale Ge-
sichtsbildung. Was die Beziehung des Adlers auf Ulm
betrifft, so scheint mir Mauch Ver.-Verhdlgn. N. R. 1, 18 f.
noch immer Recht zu haben. Dies die Gründe, aus denen
ich dem ver. Herrn Vf. nicht beizupflichten vermag, son-
dern die Ansicht festhalte, die ich in den Münster-
studien im Staatsanzeiger ausgeführt habe. In • dubiis
libertas. Der Ehinger an der Wengenkirche hiess nicht
Michael, sondern Hartmann, seine Frau Hildegard
Mühleck. F. P,

Fürsichtigen weisen besundern guten frewnde,
Vnser frewntlich willig dinst vnd was wir ern
vnd gutz vermügen wiszent alltzit von vns
berait voran. Besundern guten frewnde. Als
ir vns versehribenn hond von der ladung
wegen, so die drey rinischen stete Mentz
der Worms vnd Spyr ewch, vns vnd andern steten
geton hond, haben wir wol verneinen vnd
laszen ewer frewntschaft wiszen, das auf dis
zit ettwieuil stete vnser guten frewnde darumb
 
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