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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 7
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Kornbeck, C. A.: Zum Ulmischen Urkundenbuch I, 196: über die Person und das Sigel des Crafto Scriba
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Kunst- und andere Notizen über Schussenried und Umgegend, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0058

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52

Bruders von Crafto, Hermann Scriba, welche
nach der Stammesreihe Linea III S. 31 lau-
tete: „anno Dni 1328 in die Purificationis beate
virginis Marie obiit Hermanus Crafft.“
Der Adler wäre somit auf andere Weise
zu erklären, und die Voraussetzung, dass Crafto
Scriba, welcher das Amt eines Richters beklei-
detej die Urkunde von 1290 mit seinem Amtssigel
gesigelt, gewinnt Bestätigung durch analoge
Fälle aus der Ulmischen Familie Greck. Das
städtische Archiv bewahrt Urkunden von 1423
1455, das Staatsarchiv in Stuttgart solche
von 1447 und 1454, welche durch die Richter
und ohne Zweifel auch Pfarrkirchenpfleger
Bartholomäus und Martin Greck mit dem ihre
Namensumschriften enthaltenden Pfarrkirchen-
sigel gesigelt sind. Das Wappen der sehr
alten Familie Greck bestand aber bekanntlich
aus einem quergetheilten, leeren Schild. Uber
letztere Erklärung des einköpfigen Adlers
wurde mir auf meine Bitte von competenter
Seite (F. K.) nachstehende bestätigende Er-
läuterung, welche den angeregten Fall als ab-
geschlossen erscheinen lassen dürfte: „Dass
der „Adler“ auf dem Sigel Craftonis de Ulma
von 1290 ' das Amtswappen dieses Richters
war, oder richtiger gesagt, dass er das Stadt-
wappen im Amtssigel führte, unterliegt keinem
Zweifel. Ähnliche Beispiele, äusser dem an-
geführten aus der Familie Greck, kommen im
Mittelalter nicht selten vor; u. A. führten die
Deutschordensvögte in Estland einen Ordens-
ritter mit ihrem Namen als Legende. Gerade
bei diesen Ordensvögten kommt auch der Fall
wiederholt vor, dass der Amtsnachfolger sich
des Sigels seines Vorgängers mit dessen Na-
men in der Legende bediente.“
C. A. Kornbeck.

Kunst- und andere Notizen über Schussen-
ried und Umgegend.1)
0 b e r e s s e n d o r f. In die dem hl. Michael
geweihte Kirche wurde 1858 ein neuer gothi-
9 Nach Mittheilungen des Herrn Schulinspektors
Dr. Werfer in Otterswang.

scher Altar angeschafft, Werk des Bildhauers
Meinte! in Horb. In der Nähe, Scharben zu,
auf der Höhe ist der Michelstein; in seine
Höhlung sollen sich früher Kranke gelegt
haben; auch sein Wasser, jedenfalls das beste
in der Gegend, galt für heilkräftig; in nächster
Nähe ein Venusberg.
Winterstettendorf. Neues Altarblatt
von Historienmaler Schabet aus Wurzach, den
Martyrtod des h. Pankrazius darstellend. Das
Beste, was die Kirche an älteren Kunstschätzen
besitzt, ist ein Holzschnitzwerk, die hl. Familie
vorstehend, aus der Schwäbischen Schule, das
einen entsprechenderen Platz in der Kirche
verdiente.
Hagenaufurt. In einer sonst unbedeu-
tenden Kapelle ein merkwürdiges Bild, Chri-
stus darstellend, wie er ein zu ihm empor
strebendes Schaf liebkost; zu seiner Rechten
ein Pferd, ein Kamel, ein Esel, zu seiner Lin-
ken ein Hirsch, ein Fuchs, ein Wolf. Wahr-
scheinlich bezieht sich diese Darstellung auf
Marc. 1, 13: „und er wurde von dem Satan
versucht und er war bei den Thieren.“ Einen
Kunstwerth hat das Bild nicht, dagegen ist
der Gegenstand, den es darstellt, selten.
Michelwinnenden. Im vorigen Jahr-
hundert besuchter Wallfahrtsort wegen eines
wunderthätigen Marienbild», das sich in der
Nähe der Kanzel auf einer Säule befand.
Eine besessene Person prophezeite, dass in
Jahresfrist das Bild auf dem Hochaltar stehen
werde. Pfarrei' Pfaundler glaubte dem Vater
der Lügen nicht und verhinderte die von vielen
gewünschte Versetzung auf alle Weise. Dem-
ungeachtet sprach hier selbst die Hölle wahr;
das bischöfliche Ordinariat zu Konstanz be-
fahl die Versetzung, -welche mit einer gross-
artigen Procession verbunden war.
Hochdorf. Die Glocke daselbst lange
Zeit Gegenstand des Volksglaubens. Die Sati-
ren läuteten sie bei Gewittern. Da man die
Thüre schloss, erbrachen sie dieselbe.
Schüsse nried. Das einzige nennens-
werthe Kunstwerk der Kirche ist eine Holz-
skulptur, den Tod Mariä vorstellend. Der
Olberg wird in der Charwoche von auswärti-
 
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