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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 10
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Aus unsrer Sammlung
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Sambeth, Johann Georg: Über den Namen Argen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0088

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82

Laden finden sich 7 in der Sammlung. Die-
selben sind gewöhnlich in reicher architektoni-
scher Gliederung aus Holz angefertigt und mit
kunstreichen verborgenen Schlössern versehen.
Zur weiteren Verzierung der Zunftstuben
dienten die von der Decke herabhangenden
Handwerksembleme der Zünfte. Derlei Ge-
genstände besitzt die Sammlung 5, wovon
das interessanteste das Zeichen der Hafner,
bestehend aus einem in Thon geformten Kranz
von Engeln gehalten, in dessen Mitte ein
Hafner auf der Drehscheibe arbeitet. Dann
die Zeichen der Müller, Sailer und Nagel-
schmiede in Glaskästen und das’der Maurer
bestehend in einer zinnernen Kelle, welche
zugleich als Trinkgefäss dienen kann. Hier-
her gehört auch das Messingbeil der Schiffer-
innung mit polirtem hölzernem Stiel, worauf
der Ulmer Maassstab durch Stifte angegeben ist.
Den Sitzungen der Zünfte folgten in der
Regel freundschaftliche Gelage. Die Stelle der
Lade nahm bei diesen die grosse Kanne ein,
welche der jüngste Geselle mit Wein oder
Bier gefüllt über die Strasse tragen musste.
Sie stand wie jene mitten auf der Tafel, wurde
hier vom Alt-Gesellen verwaltet und bean-
spruchte denselben Respect. Man durfte vor
ihr nicht mit offenem AVamms oder Rock
trinken, nicht mehr Getränk verschütten als
man mit der Hand decken konnte. Derglei-
chen Vergehen gegen die Ordnung wurden
mit Geldstrafen bestraft.
Kleinere der Zunft meistens als Stiftung
gehörende Gefässe wurden verwandt, um einen
Ehrentrunk auszubringen, z. B. den neu auf-
genommenen oder zugewanderten Gesellen, den
geprüften Meistern etc. Die übrigen Gefässe
lieferte der Herbergsvater, der den Gelagen
beiwohnte.
Aron solchen Willkomm-Kannen und Stif-
tungspokalen finden sich folgende in der Samm-
lung. Der schöne Willkomm der Schiffer-
innung von Silber in Gestalt eines Schiffes
mit vielen angehängten Denkmünzen. Der-
selbe wurde im Jahr 1627 angefertigt und
1757 renovirt. Pokal der Bäckerzunft in Form
eines Traubens, durchweg vergoldet. Auf einem

Anhänger ist zu lesen: 1643 verehrt Heinrich
Stumpp Wirth zum Frechen diesen vergulden
Trauben der ganzen Beckhen Zunft zur ewi-
gen Gedechtniss. — Willkomm der Bäckerzunft
vom Jahr 1712 von Silber und vergoldet mit
16 Anhängern aus den Jahren 1713—1853.
AVillkomm der Seifensiedergesellen vom Jahr
1799, Zinnpokal mit angehängten Silberdenk-
münzen, auf dem Deckel die Figur der Minerva.
Drei Zinnpokale der Tuchmacherinnung vom
Jahr 1669. Zinnpokal der Müller ohne Deckel
und Anhänger, angefertigt 1775. Drei Zinn-
kannen der Sailer aus den Jahren 1783 und
1816 mit den Emblemen des Sailerhandwerks.
. Um Todesfälle aus ihrer Mitte durch ge-
meinsame Ehrenbezeugungen hervorzuheben,
besassen die Zünfte eigenes Grabgeräthe: Bahr-
| tücher, Leuchter, vornehmlich aber Sargschilde,
welche mit den Zeichen des Gewerbes ver-
schon, entweder gestickt oder aus Metal], nicht
selten aus vergoldetem Silber getrieben, auch
wohl gegossen waren und während des Be-
gräbnisses die Seiten der Sargwand zierten.
Von solchen Schilden besitzt die Sammlung
mehrere Stücke und zwar 2 silberne Schilde
der Schifterinnung vom Jahr 1738, 4 Blech-
schilde der Müller von 1743 und 4 dergl. der
Bäckerzunft vom Jahr 1783.
Noch ist die Tafel der Goldschmiedezunft
zu erwähnen, welche die Zeichen und Wappen
der Ulmer Goldschmiede enthält und somit
manche Anhaltspunkte für das Studium der
Goldschmiedekunst bieten wird; denn bekannt-
lich musste jeder Goldschmied sein Zeichen
auf das von ihm gefertigte Geräth einschlagen.
Stuttgart. Maler Bach.

Über den Namen Argen.
'Den Namen Argen führen
1) die beiden Flüsschen Argen, und zwar
a. die untere oder nördliche Argen, Ar-
guna aquilonior. Sie entsteht durch die A er-
bindung zweier Bäche, nämlich einer Argen,
welche in der Nähe von Eschach und Buchen-
berg in Bayern entspringt, und der eigent-
lichen untern Argen, die selbst wieder durch
 
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