Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

DOI Heft:
Nr. 5
DOI Artikel:
Literatur
DOI Artikel:
Fragekasten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
41

die neuere Zeit, die patriarchalische Regierung des Fürsten
Anton Aloys 1785—1831 und seines Nachfolgers Karl
1831—1848, dargestellt. Man sollte nicht glauben, dass
•wir von Zeiten, wo die Chaisen des Öftern mit langen
Zügen von Ochsen aus dem Strassensumpf gezogen
werden mussten, noch nicht ein volles Jahrhundert ge-
trennt sind. Per deum immortalem, hatte schon Fer-
dinand IV ausgerufen, als ihm dieses Schicksal bei
Reutlingen blühte, romanum Imperium bobus circum-
fertur per provincias'!
Fr. von Weech, Sebastian Biirsters Beschrei-
bung des schwedischen Kriegs 1630—1647. Leipz.
1875. Sebastian Bürster war ein Mönch des Klosters
Salem, als dasselbe von den Schrecknissen des 30 jähri-
gen Kriegs heimgesucht wurde. Seine Aufzeichnungen
über Selbst- und Miterlebtes in dieser bösen Zeit sind
von Roth von Schreckenstein in Beil. 3 f. des Staats-
anz. für Württ. 1876 ausführlich gewürdigt worden.
Für Ulm sei ein köstlicher Eintrag aus dem Jahre 1631
Sept. 24 ausgehoben. „Item 24. diss monats hat es ain
ungestimmen Luft gehabt, dass uf dem See vil vermaint
under zu gehen, hat auch getondert, zue und umb Ulm
aber ein solches wetter gehabt, dass den burgers weiber,
welche ausserhalb der statt spazieren gangen, von dem-
selben unversehen in eil überfallen und an belzwerk uff
die 2000 fl. schaden soll gethan haben. Nota: müessen
wohl köstliche beiz gewesen sein, müessen auch nit vil
weiber mer in der statt übrig verbliben sein, vielleicht i
nur die alten, die den iüngeren das spazieren müssen
gönnen, ihre häfelin zuesammen getragen, ausgeleert und
ain solches belzbad zue gerüst.“
In den Schriften des Vereins für Geschichte des
Bodensees veröffentlicht J. Marmor seit 1873 Urkunden-
auszüge zur Geschichte der Stadt Konstanz. Der Boden- |
see steht zu Ulm im Verhältniss einer Mutterstätte, von i
seinem lieblichen Eiland, der Reichenau, sind die frühesten
Bildungskeime zu uns getragen worden, und so enthalten
auch die genannten Auszüge für uns manches Interessante,
a. 14 . . bedankt sich Ulrich Sibolt zu Memmingen bei
Barthol. Sträleri in der Kanzlei zu Ulm, dass, als sie
nächst mit einander von Memmingen nach Ulm geritten
und zu Kaltmünz die hübschen Bauernmetzlen, die sie
von Bless aus in gutem Muth hinter ihnen reitend, ab-
setzten, er für ihn den getrunkenen 'Wein bezahlt habe,
wofür er ihm nicht einmal danken konnte, da sie schneller,
als er erwartet, einander verlassen hätten; als kleine
Entgeltung schicke er ihm nun die Abschrift eines neuen
Liedleins, welches der Kantor Barthlome Frank kompo-
nirt haben will, zu seinem und seiner Gesellen Gefallen.
Sehr anziehend sind auch die Mittheilungen über Sitten
und Gebräuche am Bodensee von Oberstaats-
anwalt Haager in Konstanz. Wir werden später auf
sie zurückkommen.
Der Anzeiger für Kunde der deutschen Vor-
zeit 1876 No. 2 enthält einen bemerkenswerthen Artikel
von bewährter Hand (F. K.) über den Konrad Ritter-

sehen Grabstein v. 1388, der vor einigen Jahren auf dem
Münsterkirchhof aufgedeckt und von Mauch in unsren
Vereinsverhdlgn N. R. 6 besprochen wurde. Der Herr
Vf. berichtigt zunächst Mauchs Wappenbeschreibung
dahin, dass das Halsband des Bocks nicht zu übersehen
sei. In Betreff der Anwendung arabischer Ziffern für
die Jahrzahl 1388 wird sodann bemerkt, dass das Vor-
kommen arabischer Ziffern auf Grabsteinen gegen Ende
des 14. Jahrhunderts allerdings etwas ganz Ungewöhn-
liches sei, dass aber vereinzelte Beispiele immerhin vor-
gekommen sein können, da die arabischen Ziffern seit
dem 11. Jahrhundert in Europa bekannt gewesen seien
und sich in den folgenden Jahrhunderten rasch verbreitet
haben. „An der Gleichzeitigkeit der ganzen Arbeit an
dem Grabsteine ist jedenfalls nicht zu zweifeln und die
Zeichnung des Kreuzes gleichwie des WTappens — der
Schild ist etwas länger als gewöhnlich um jene Zeit —
entspricht ebenso wie die Schrift dem Ende des 14. Jahrh.“
Nach Mittheilung unsres Vereinskassiers Herrn Korn-
beck hängt an einer Neidhartschen Urkuride aus der
Mitte des 15. Jahrh. im hiesigen Archiv das Sigel eines
Hans Ritter gen. Grosshans, einen wachsenden Bock mit
dem Halsband vorstellend, vermuthlich desselben, über
welchen Martin Zeillers schwäb. Chron. S. 73 die Notiz
enthält: „in dems. J. (1480) verkaufen Hans Ritter gen.
Grosshans und sein Weib Juliane Lewin die Kron, vor
wenig Jahren noch das fürnehmste Wirthshaus in Ulm,
dem Eberhard Ungelder um 525 fl.“ Das Rittersche
Wappen befand sich in erhabener Arbeit bis vor Kurzem
auch im Chor des Kirchle’s. „Unser Grabstein,“ schliesst
der Artikel, „ist aber auch noch wegen des Kreuzes
bemerkenswerth; denn vor dem 15. Jahrh. pflegte man
bei Laien nur den Wappenschild des Verstorbenen oder
sein Bildniss auf dessen Grabstein anzubringen.“

/rageäasten.
Was ist Eidgeld? Herr Baron von Lieben-
stein in Jebenhausen versteht unter Eidgeld Schmerzen-
geld, wobei jedoch von einer Voraussetzung ausgegangen
ist, die bei vollständiger Kenntniss des fraglichen Textes
als unmöglich erscheinen dürfte, nemlich dass bu — Bube
sei, während es nach dem Zusammenhang Bau bedeutet.
Herr Kaufmann Fr. Müller in Ulm erinnert, dass der
Aide einen Gehilfen bezeichne, und fasst daher Eidgeld
im Sinn von Unterstützungsgeld. Herr Regierungsrath
Stängel in Ulm schreibt uns: „Es war früher sehr
gewöhnlich, dass der Steuerpflichtige sein steuerbares
Vermögen selbst angeben und dass er seine Angabe
mit einem Eid bekräftigen musste. Man heisst diese
Steuern „Eidsteuern“. Hier nur Ein Beispiel: in der
Stadt Weinsberg war es „für Alter vnd vnfürdächtlichen
Jahren, dess Anfang keinem Menschen gedenken mag,“
der Brauch, dass Bürgermeister und Räthe je über das
dritte Jahr der Bürger „Beschwörung“ vornahmen, „alsor
 
Annotationen