Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Editor]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

DOI issue:
Nr. 6
DOI article:
Ein alter schwäbischer Küchenzettel
DOI article:
Schilling, Alb.: Ennetach
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0053

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
47

ein Suppen, Mittags Gersten, Erbis, Rothen-
keren oder Leinsen, was man dan hat und
darzu Rieben, grien oder saur Kraut, nachdem
es an der Zeit ist.
Ein Zugemiess, als gemein lieh Haberkeren
und eintweders grien oder dirr Obss anstatt
der Suppen alle Nacht, ussgenommen Sonntag
und Donerstag.
Also hält mans auch am Aftermentag, Mitt-
woch und Freytag.
Am Donerstag uff den Mittag wie am Mon-
tag Nachz Haberkeren, Suppen und Knepflen.
Uff den Samstag zu Mittag wie am Mon-
tag, Nachz ein Zugemiess und ein geschmalzes
Brodt, so lang man Schmalz ussseudet, wan
aber solches füryber, gibt man ihnen Obss
darfür.
(Das Original befindet sich in dei’ Freih. v. Frey-
berg’schen Registratur zu Allmendingen.)

Ennetach.
Yon Alb. Schilling.1)
Mengen gegenüber liegt das frühere Alt-
mengen oder Mengen das Dorf, heute von
seiner Lage „ennet der Ach“ Ennetach ge-
nannt. Die Pfarrkirche zu Unsrer Lieben
Frau und den Heiligen Cornelius und Cypria-
nus ist ein ansehnliches Gebäude. Ihr sehr
hoher, selbständiger, aus mächtigen Quadern
aufgeführter Thurm verräth ein hohes Alter;
man sagt, dass er auf den Grundmauern eines
römischen Wachthurms ruhe. An der Giebel-
seite gegen Morgen ist ein steinernes Marien-
bild angebracht, zu dessen Seite eine Jahrzahl
eingehauen ist, welche verschiedentlich, von
Memminger 1100, gelesen wird. Die Kirche
soll 1491 erbaut worden sein. Ihr Chor ist
von prächtigen Spitzbogen überwölbt, die sich
in Schlusssteinen mit feingemeiselten figür-

9 Aus einer von dem Herrn Vf. demnächst zu er-
wartenden Geschichte der Stadt Mengen. Bei dieser
Gelegenheit sei auch einer andern oberschwäbischen
Ortsgeschichte, der Geschichte der Stadt Leutkirch
von Rud. Roth, die nunmehr in zwei Bänden vollstän-
dig vorliegt, mit gebührender Anerkennung gedacht.

liehen Darstellungen begegnen. Von gleich
schöner Arbeit ist ein etwa 30' hohes mit Sta-
tuen verziertes Sakramenthäuschen, das eine
Jahrzahl und ein Monogramm trägt. Der Tauf-
stein, an dessen verwitterter Vorderseite ein
Kopf mit heraushängender Zunge sich befin-
det, ist merkwürdig durch seine in das gratie
Alterthum zurückgehende Form. Die grössten
Sehenswürdigkeiten der Kirche sind jedoch
unstreitig die meines Wissens bisher noch nir-
gends erwähnten Schnitzwerke von Sürlins d. j.
Meisterhand, ein Levitenstuhl und zwei Reihen
Chorstühle. Jener befindet sich neben dem
Hauptaltar und trägt die Aufschrift: Jörg Syr-
lin zu Ulm 1506. Die Chorstühle haben grosse
Ähnlichkeit mit den Chorstühlen in der Kloster-
kirche zu Blaubeuren, sind jedoch weniger
reich verziert; sie tragen die Aufschrift: Jörg
Syrlin zu Ulm 1509. Ein noch herrlicheres
Werk Sürlins, ein Flügelaltar, bemalt und mit
einer Menge geschnitzter Figuren ausgestattet,
der nach Aussage des alten Lehrers Mengele
dem Blaubeurer Hochaltar nachgebildet war,
wurde durch Dekret des Kirchenraths zu Stutt-
gart, der alle unanständigen Gegenstände bin-
nen kürzester Frist aus der Kirche zu ent-
fernen befahl, unter dem damaligen Pfarrer
Hess als nicht mehr zeitgemäss abgebrochen
und um einen Spottpreis an einen Buchauer
Juden verkauft. Einen schön geschnitzten
Christus auf dem Palmesel kaufte ein Mann
von Mengen umr 1 fl. 30 kr. und ein geschnitz-
tes Marienbildwerk ein Lehrer vom Bussen,
der dasselbe in seine Heimathkirche Offingen
stiftete. Hinter dem jetzigen Hochaltar wird
der Streifen einer Tafel auf bewahrt, der den
Namen Jörg Stocker Maler zu Ulm und die
Jahrzahl 1496 trägt. An die Kirche ist eine
Kapelle angebaut, die dem Volksheiligen Luib,
auch Luibertus oder das fromme Bäuerlein ge-
nannt, geweiht ist; die Legende von ihm ist in
der Oberamtsbeschreibung mitgetheilt. In der
Nähe der Brücke steht eine Kapelle, die dem
hl. Einsiedler Antonius, dem Schutzpatron des
Viehs und namentlich der Schweine, geweiht ist.
Wenn unter dem Vieh Krankheiten entstehen,
so wird nach dem „Saukäpclle“ viel gcwalj-
 
Annotationen