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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 5
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Alte Sigelstöcke
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Bazing, Hugo: Der Name Neipperg
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0044

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38

regnum, bei Capitelswahlen und sonst bei
wichtigen Conventsbeschlüssen und sind daher
viel seltener in Abdrücken als die Abtei- oder
Abts-Sigel. Die Conventssigel tragen in der
Regel nur das Sinnbild des Klosters, meist
die Jungfrau Maria (als Himmelskönigin, als
Schmerzensmutter u. dgl.) oder den Schutz-
heiligen des Klosters, während die Abts-Sigel
ein eigentliches Wappen zeigen, zu welchem
die äusseren Abzeichen der Stellung des Abtes,
Stab, Mitra, für den Fall der Reichsunmittel-
barkeit das Schwert kommen.
Das Conventssigel des Klosters Zwiefalten
besteht aus einem eisernen achtkantigen Stock,
das Sigel selbst ist auf eine runde, dicke sil-
berne, angelöthete Platte gravirt und hat
4,4 Cm. Durchmesser. Die Gravirung von
schönster Renaissance-Arbeit ist beeinflusst von
dem italienischen Kunststile. Die Jungfrau
Maria als Himmelskönigin mit Krone und
Scepter sitzt de face auf einem Thron, das
Jesuskind im Arm haltend. Der Stuhl mit
zwei Armlehnen steht auf einer Estrade zwi-
schen zwei reich verzierten jonischen Säulen,
welche ein Baldachin in Form einer Muschel-
Kuppel tragen. Im Hintergründe ist ein schön
drappirter Teppich aufgehängt mit feinem Muster
in Rauten und Kreuzchen. Die Umschrift
lautet: S. CONVENTVS. MONASTERH.
DE. ZWIFALTACH. (Zweifältige Ach =
Zwiefalten) 1598. Das Ganze ist umgeben
von einem reichen Kranz als Einfassung. Das
Sigel macht einen wegen seiner Einfachheit
und edlen Stilisirung wohlthuenden erhabenen
Eindruck und gehört zum Schönsten, was diese
Zeit in Sigelstöcken aufzuweisen hat.
Das zweite Sigel, das ich heute berühren
will, ist das A b t s s i g e 1 v o n 0 c h s e n h a u s e n.
Dasselbe gehört der späteren Renaissance-
Periode an und ist das sogenannte kleine Abts-
sigel, dessen sich die Aebte zum gewöhnlichen
Gebrauch, zum Unterschied des grossen Sigels,
bedienten, welch letzteres bei wichtigeren Ur-
kunden, Staats-Aktionen u. s. w. beigedruckt
wurde. Der Stock ist von Stahl und das
Wappen in schwachem Oval im Längsdurch-
messer von 3 Cm. in dasselbe Material ge-

schnitten. Der etwas ovale Wappenschild ge-
vierttheilt. Die oberen zwei Felder, rechts:
rothes deutsches Kreuz in weissem Feld, links:
weisser Anker in rothem Feld. Unten rechts:
blaue Kugel in goldenem Feld, links: der aus
einem Gebäude mit zwei Thürmen heraus-
schreitende Ochse in blauem Feld (sprechen-
des Wappen von Ochsenhausen). Der Wap-
penschild hat sehr reiche Randverzierungen
oben nach Art der Helmdecken, die in äusserst
feine Blumenranken auslaufen. In der Mitte
steht als Zier ein auf Flügeln ruhender Mönchs-
(Abts-) Kopf mit der Mitra, rechts schräge
hinter den Schild gestellt das Schwert, links
der Krumstab. Oben R. A. Z. O. (Reichs-Abt
zu Ochsenhausen). Das Sigel ist in einem
mit rothem Sammt ausgeschlagenen, aussen
goldverzierten Original Leder-Futteral mit in
Charnier laufendem Deckel, der vorn mit
Hacken geschlossen werden kann.
O.‘ s.

Der Name Neipperg.1)
Wenn ich als Knabe —• ich besuchte da-
mals die lateinische Schule zu Brackenheim —
auf einem Wegzeiger Neipperg las, so konnte
ich in schülerhaftem Eifer für Rechtschreibung
mich ernstlich ärgern über die barbarische
Schreibweise, ich hatte keinen andern Gedan-
ken, als dass der Name entstanden sein werde
zu der Zeit, da die jetzige — inzwischen auch
alt gewordene — Burg als neue Burg an die
Stelle einer verfallenen oder zerstörten noch
älteren Burg erbaut worden, und dass es nichts
$ei als unbegreiflicher Starrsinn, wenn der Ort
an der von einem Schreibunkundigen erfun-
denen Schreibweise hartnäckig festhalte, nur
um allenfalls den an sich einfachen Namen
durch die Sonderbarkeit und Verkünstelung
seiner Form interessant zu machen.

9 Es wird kaum einer Rechtfertigung bedürfen, dass
ich mit Behandlung dieses Namens über unser Vereins-
gebiet hinausgreife: soll die Ortsnamenforschung gedeihen,
so darf sie sich keine allzu engen geographischen Grenzen
stecken.
 
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