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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 7
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Kuriosa
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Literatur
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Vereins-Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0063

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57

an Hand Gegebene dahin berichten wollen, wie inter
partum monstrosum humanam speciem referentem et
alienani eine Distinction zu machen seye: wann neml.
eine unglückselige Mutter Zeit ihrer Schwangerschaft
ab einem unvernünftigen Thier erschrecken und per
vim imaginatricem ein solch unförml. Geschöpfe an das
Tageslicht geboren hätte, dass sodann, communicato
consilio unius vel alterius domini medici, wo es anders
die Zeit zulässt, eine scharfe Untersuchung der Sachen
eigentlichen Beschaffenheit, wornach man sich zu richten,
hochnöthig seye; dahergegen die Monstra, so noch ein
menschliches speciem und darbey einen oder zweye
Köpfe repraesentirten, besonders wenn in denenselben
zweyerley ■operationes animae, e. gr. wann der eine Kopf
wachet, der andere schläft, sich merken liessen, sodann
auch zweyerley Tauf vorzunehmen seyn möchten, auf
welches hin denn d a s j ü n g s t e m i t z w e y e n Gesich-
ten, aber nur ein em Kop f, 4 Arm en und 4 Füs-
sen gestaltete, wann es das Leben gehabt, zu taufen
und der ganze Kopf mit "Wasser reichlich zu begiessen
gewesen wäre. Was die impositionem nominis betrifft,
halte man es wie bei denen Hermaphroditen zu halten
und einen solchen Namen zu erwählen, der nach einem
mit der Zeit ereignenden andern genere leichtlich ver-
wandelt werden könnte. Das übrige wird eines jeden
Herr Geistlichen prudentiae theologicae zu judiciren
überlassen.
Sign. Ulm d. 6. Dezbr. An. 1710.
Pfarr-Kirchenba'w-Pflegamt.

£ i t e r a t n r.
Sebastian Frank. In dem neuesten Heft der Ale-
mannia IV. I, 24 ff. veröffentlicht F. Weinkauff zwei
interessante Briefe Franks. Der eine (wohl aus dem
Herbst des J. 1533) ist eine Supplikation um Aufnahme
in Ulm. Er habe sich, schreibt er, vor einem Jahr zu
Essling niedergelassen. Weil aber sein Handwerk (Sei-
fensiederei) nit Gattung im Land zu Wirtemberg sei, „da
fast allein der Adel und gar wenig Burgerin aus Seifen
zu waschen pflegen, sondern alles gelaugt wirt,“ so habe
er es mit Ulm versucht und sei diesen Sommer 1 mal
oder 2 auf die freien Wochenmärkte daselbst mit Seife
gefahren, wozu ihm Gott seinen Segen gegeben, also
dass er auch diesmal, wo er keine Seife bei sich habe,
auf der Gassen von vielen um Seife angeschrien worden.
Er bitte daher, ihn wo nicht zu Ulm doch zu Geislingen
aufzunehmen, begehre nit müssigs Brod zu essen, son-
dern zu arbeiten und sich mit Willen brauchen zu lassen,
dagegen nicht in diesen gefährlichen verwirrten Zeiten
sich in ein Amt hinauszulassen. „Was ich vom Herrn
hab, das will ich schriftlich dem Volk Gottes mitzu-
theilen nit vergraben, dies will aber einen freien Mann
haben, der mit keinem Amt verstricket sei, damit nit

jemand acht, er habe dess Lied gesungen dess Brod er
esse.“ Nähere Auskunft über ihn werden ertheilen Jörg
Besserer Bürgermeister und Konrad Atinger Stadtschrei-
ber. In dem zweiten Brief (1539 Mai 22 Basel) theilt
Frank einem Berner Freunde die Ursachen seines Weg-
zugs von Ulm mit. Erstlich sei zu Ulm kein Papier.
Zum andern haben die verordneten censores librorum
kleinen Gefallen ob seinen Büchern gehabt, „quando
semper timent Vlmenses, coelum ruiturum, nbi plane
nullus imminet timor,“ daher er seine schöne Druckerei,
die er neben einem Laden besessen, wenig habe brauchen
mögen, sondern eine arme Bachstelz geblieben sei, die
andern Kukuk ihre Eier ausbrütet. Einer Anmerkung
ist die erfreuliche Nachricht zu entnehmen, dass der
Herr Vf. an einer längeren Abhandlung über den merk-
würdigen Mann arbeitet.

Jfrief&asten.
Von den Herren Lehrer Peter aus Mengen und
Luib auf Luibenegg sind uns werthvolle Mittheilungen
über Ausgrabungen römischer Alterthümer zugegangen.
Wir werden sie in der nächsten Nr. veröffentlichen und
danken bestens.

Hereins = ILIjtoniff.
Sitzung vom 3. März 1876. Vorstand verliest
ein Schreiben aus dem Geh. Kabinet, in welchem der
Verein anlässlich seiner neuen Monatschrift der Aller-
höchsten Huld Sr. Majestät des Königs versichert wird.
Der Ausschuss beantragt, dem Danke für die För-
derung, deren sich der Verein seitens des Ministeriums
des Kultus zu erfreuen hat, einen angemessenen Aus-
druck zu verleihen. Die Versammlung beschliesst, S. Ex-
cellenz den Herrn Minister von Gessler zum Ehren-
mitglied des Vereins zu ernennen.
Es folgt die Verlesung eines Schreibens der Kön.
Centralstelle. Dasselbe enthält eine Einladung zu Be-
schickung der Münchner Kunstausstellung. Die Ver-
sammlung beschliesst, dem kundgegebenen Wunsche zu
willfahren.
Hierauf Wahl des Ausschusses. Das Ergebniss der
Abstimmung ist:
Erster Vorstand Bazing.
Zweiter Vorstand Pressei.
Bibliothekar Veesenmeyer.
Konservator Scheu.
Kassier Kornbeck.
Schriftführer Leube d. j.
Kaufmann Kornbeck hält den in N. 6 desKorr.-Bl.
mitgetheilten Vortrag über Otto am Steg.
 
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