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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 10
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Veesenmeyer, Carl Gustav: Vertrag zwischen Graf Rudolf zu Helfenstein und Conrad Klinger, Seidensticker zu Ulm
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0092

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86

Vnnd zweilitzig Gullden. Den Vberrest wollen
Ihre Gn. Ihme Klingern, wann er dass Eine
klaidt Inn der Carwochen, nechstkhünfftig, vn-
fehlbar bring vnndt Alhero liieren würdt, denn
halben theil Alls Ein Hundert Sybentzige gull-
den, vnndt den Vberrest Vff Pfingsten so er
das ander klaidt Inn der Wochen darvor, vn-
fehlbar bringen würdt, vssbezahlen vnndt ge-
ben lassen, Inn Vhrkhundt sei diser Zettell
zwen vss einander geschnitten, geschriben vnndt
jedem Theil, einer zuegestellt worden, Actum
Wisensteig den 15. Febr. Anno Sechtzehen-
hundert zweintzm viere,
o
Ich hannss Conradt khlinger
Seidenstickei’ jn Vlm bekenn
wie obsteht.
Prof. Veesenmeyer.

£ i t e r a t u r.
Finanzrath v. Paulus, Archäologische Karte von
•Württemberg. 3. Aufl. 1876. Besproch. Staatsanz. für
Württ. 1876 Aug. 27.
G. Luz, Beiträge zur Geschichte der ehemaligen
Reichsstadt Biberach. Biberach, Kloos. 1876. Besproch.
Staatsanz. für Württ. 1876 Aug. 27.
Dr. Fr. L. Baumann, Quellen zur Gesch. des
Bauernkriegs in Oberschwaben. Liter. Ver. Bd. 129.
1876. Besproch. Jen. Lit.-Ztg. 1876 Nr. 38. Staatsanz.
für Württ. Bes. Beil. 1876 Nr. 22.
H o 1 z h e r r, die Stammburg der Herren von Ehingen
hinter Niedernau und die ältesten Glieder dieses Ge-
schlechtes. Staatsanz. für Württ. Bes. Beil. 1876 Nr. 21.

Uiiefftasten.
Auf S. 25 des Korr.-Blattes ist die Frage gestellt
über den Sinn des Wortes widegs in dem Satze: gefallene
Gelder von verlornen verher, die widegs giengcn. Ge-
meint sind solche Heerdschweine, welche auf der Weide
entrinnen, witings gehen, late vagantur, auf fremder Hu-
tung gepfändet werden und gegen Ersatz der verursach-
ten Schädigung und der Futterkosten beim Pfandinhaber
ausgelöst werden müssen. Es ist also in obiger Stelle
von der Geldbusse die Rede, die das Irrgangs- und Elend-
vieh (das fremd Umherirrrende) betrifft. In der Argovia
Bd. 9, sowie in meinen Aargauer Weisthümern S. 99

§ 118 steht die v. J. 1527 stammende Amtsrechtssatzung:
Ein Schwin soll ein’ Stall hän oder einen Hirten.
Gestatten Sie mir nun auch noch einen Nachtrag
zu Helfenstein und Wiesensteig in Nr. 9. des Korresp.-
Blattes. Hilfikon, aargau. Dorf, hat ein gleichnamiges
Bergschloss sammt Schlosskapelle, das Schlosswappen ist
ein Elephant. „Die das Schloss inhaltend, führend noch
dieser zeyt, nebend jrem eigenen waapen, ein alt waapen
mit einem Elepfanten, dem nammen gemäss.“ Stumpf,
Schweizerchronik. Die urk. Namensformen des Schlosses
sind folgende. Hilfiniswilare; Zinsrolle der Abtei Zürich,
See. IX, Geschichtsfreund 26, 288. 290. — Helfoltes-
wilare, ao. 921. Aargau. Beitr., 263. — Hilfinchon 1259.
Zeerleder, Berner Urkk. Nr. 392. — Marchwardus de
Hilfinkon 1292. Kopp, Gesch.-Bl. 2, 198. — Der Name
besagt also: Zu den Höfen des Hilfing, des Nachkom-
men des Helfo; vergl. Graff IV, 924.
Wiesensteig, im baierischen Blauthale, heisst urk.
Wisontessteiga. Koch-Sternfeld, Beiträge I, 327. Stä-
lin 1, 274. Dieser Name wird im Korresp.-Blatte S. 75
auf ein keltisches Vesontiacum aus dem Grunde gedeutet,
weil sich nirgend in Deutschland ein mit dem Rinder-
namen Wisont gebildeter Ortsname vorfinde. Diese An-
nahme soll durch nachfolgende urkundliche Stellen wider-
legt und zugleich das in unsern Gegenden einst sehr
häufige Vorkommen des Wisent beglaubigt werden.
Die Güterverzeichniss-Urkunde von Kloster Altach
an der baier. Donau stammt aus dem IX. See. und steht
abgedruckt in K. Roth’s Klein. Beiträgen (München 1853)
Heft 10; hier werden auf S. 220 und 221 folgende zwei
i Ortschaften genannt: in uilla wisvnte, quam quidam
: Hillo dedit per commeatum Tassilonis. Kunno tradidit
hereditatem suam in loco, qui uocatur wisint. Wie-
sentheid ist der Stammsitz der Grafen Schönborn in
baier. Franken. Noch ist der Familienname Wisant
und Wissend ein in Altbaiern ziemlich verbreiteter.
Ludw. Steub, die oberdeutsch. Familiennamen, S. 144.
In der Lex. Alemann, steht derselbe geschrieben: bisont
und wisont; in den althochd. Glossen: bubale carnis,
wisintines. Graff, Diutisca 2, pg. 47 und 356.
Das bei Winterthur gelegene Dorf Wisendangen
heisst i. J. 809 Wisuntwangas, i. J. 897 Wisantwangun,
ein Anger und Wang, auf welchem der Wisent ässet.
Neugart Nr. 168 und 625. Der St. Gallermönch Ekke-
hard IV, der im J. 1000 lebt, hat' unter seinen lateini-
schen Tischgebeten ein Sprüchlein hinterlassen, worin
er den für die Tafel der St. Gallermönche bestimmten
Wisuntbraten benediciert. Zürcher Antiquar. Mittheill. III,
119. In den Pfahlbauten zu Wauwil, bei Zofingen, ist
noch in den letzten Jahren das Knochengerüste eines
Wisent ausgegraben worden und liegt in der Zofinger
Sammlung.
Aarau. E. R o c h h o 1 z.

Redigirt von Fr. Pr e s s e 1.

Druck der Wagner’sehen Buchdruckerei in Ulm.
 
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