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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 4
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Nachrichten
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Vereins-Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0040

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34.

das Nachtbild des hl. Ivo, vor welchem eine arme Wittwe
klaget. Man zeigte mir das Zimmer, in welchem Herr
General Zurlauben nach empfangenen 8 "Wunden zu
Hochstetten, und nur die, so in den hohlen Leib kum-
men, ihme den Tod verursachet, gestorben, wie auch in
dem Chor linker Hand das Grab. Er Übergabe die Stadt
dem General Dingen mit Akkord, dass die Burger bei
ihrer Gerechtigkeit wie jetzt verbleiben und die Fran-
zosen ausziehen sollen. Nachmittag besuchten wir das
Dom. Von einem Kreuzdach bis zum anderen seind unter
dem Kirchdach 72 kupferne Kessel mit "Wasser gefüllet,
es seind auch andere Nothwendigkeit allhier, das auf- ,
gehende Feuer zu hemmen, als Feuerspritzen, ein Hacken,
Leiteren u. s. w. Dergleichen Vorsichtigkeit hat ein
jeder Burger. "Wann starker Donner ist, so versammlen
sich auf dem Thurn 32 bestellte Personen. Die Stadt
ist wie ein Oval gebadet, in dessen Mitte das Dom sich
befindet, und auf dem Dach ein steinerner Vogel zu
oberist in der Mitte; dieser soll das Mittelpunkt der Stadt
sein. Diesen steinernen Vogel zeiht man für das "Wort-
zeichen. Man weiste uns das Thor gegen Elchingen,
wo der Baierfürst 1702 in einer Nach’t von Donauwörth
kuminen, unter einem Nebel an die Stadt gerucket; ich
wurd berichtet, dass die Bairische Dampfkugel vor sich
annen geworfen hatten, mittelst deren ein grösser Dampf
und Nebel aufgangen, unter welchen sie nicht verspüret
worden. Auf dem Thurn des Doms hatten die Franzosen
beständige "Wacht, weilen man weit in das schöne flache
Land herumb sichet. Die Einwohner seind meistentheils
wohl gestaltet, sinnreich, freundlich, gutthätig, absonder-
lich gegen den Armen; dann in jedem "Wirth sh aus bei
Ausgang der Thür (wie wir Katholische pflegen das
"Weihwasser zu haben) ist ein Opferstöcklein für die
Armen; werden von der hochweisen Oberkeit sanftreich
regieret. Ihre Religjon und schier auch die Tracht ist
wie zu Lindau, die Kirch, der Chor, die Altar, der Altar
des Abendmahls, die Stuhl der Kirch und dero Taufstein.
■— Gegen den Ausgang des 18. Jahrhunderts mischt sich
den Urtheilen der Reisenden mehr Tadel bei, aber nicht
immer mit Recht. Das deutsche Volksblatt 1876 Nr. 58 ff.
theilt die Beobachtungen eines Korianders mit, -welcher
in Einem Athem die Titelsucht der Ulmer belacht und
an den Malereien des Blaubeurer Hochaltars manches
pöbelhaft findet.

Jiageüasten.
Auf die Anfrage in Nr. 3 sind uns drei Antworten
zugegangen. "Wir werden dieselben in der nächsten
Numer mittheilen und danken bestens.

3Tad)ridjtcn.
Vor einigen Jahren brachte die Gartenlaube die
Nachricht vom Tode des angeblich letzten deutschen
Meistersängers. Die Nachricht war nicht richtig. Es
lebt noch einer von den alten Meistersängern, und zwar
in Ulm in der Person eines alten gebückten Todten-
gräbers Namens J. Best. Die Ulmer Schnellpost brachte
hierüber unlängst einen anziehenden Artikel, auf den
wir nicht verfehlen wollen hiemit hinzuweisen.

Vereins = (n)rmult
Sitzung vom 3. September 1875. Münsterbau-
meister Scheu erstattet einen ausführlichen Bericht über
den Fortgang der Münsterrestauration.
Schriftführer Professor Veesenmeyer bespricht
die literarischen Einläufe. Die Ztschr. für die Ge-
schichte des Oberrheins Bd. XXVII, Heft 2
enthält einen Aufsatz von Prof. Pressei über die Un-
ruhen in Ulm im Jahre 151 3. In den Göttinger
Anzeigen steht eine scharfe Recension von Riggen-
bachs Eberl in, vf. von Dr. Schum in Halle.
Major von Hueber gibt Mittheilungen über zwei
Wappen in der Wengenkirche, Renner von Allmendingen
und Ludwig von Leibefingen.
Geschenke. Von der städtischen Bau Ver-
waltung eine grosse Zahl Fliese, gefunden im Samm-
lungsgebäude unter einem hölzernen Zimmerboden. Von
Dr. Adam aus der Hinterlassenschaft unsres versterb.
Konservators Prof. Mauch zwei a u s H o 1 z g e s ch n i t z t e
Köpfe von grosser Schönheit mit den Inschriften: Simon
von. Wildeck genannt Seifarth Elect. Saxon. Marschall
et prefectus Fribergensis, Anna von Witzleben; ferner
von dems. eine grössere Anzahl gedruckter Ulm en si en.
Von Major von Hueber Additamentum theatri orbis
terrarum von Abrah. Ortelius 1579. Von dem Zweig-
verein der vater 1 änd. Naturforscherin Biber-
ach ein seltsames eis ern e s G er äth e, wie deren etwa
ein Duzend bei Saug gart, O.-A. Riedlingen, beim
Pflügen auf einem Acker zu Tage kam, vermuthlich ein
Wurfgeschoss. Von Stadtschultheiss Sapper in
Blaubeuren ein flaches Gebilde aus Holz mit durch-
brochenen Ornamenten, vielleicht Modell einer Waffe.
Erwerbungen. Drei altulmische Pokel-
haub en für 3 fl. T hür b e schl äge und 0 fen p 1 a11 e,
Ulmer Kunstgewerbearbeit aus dem Anfang des 17. sec.,
durch Antiquitätenhändler Binzinger um den Selbst-
kostenpreis von 45 fl.
Mitglieder. Neuaufgenommen Pfarrer .Rosen-
kranz von Zell O.-A. Riedlingen, Bauinspektoren
Berner, Lambert, Schaal von Ulm.
Redigirt von Fr. Pressei.

Druck der Wagner’sehen Buchdruckerei in Ulm.
 
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