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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 6
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Volksausdrücke in Oberschwaben
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Ein alter schwäbischer Küchenzettel
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0052

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Haxen; Füsse.
Hochstube, ich habe eine H. gehabt,
d. i. einen Besuch.
V er hock et e Geschichte, alte unerledigte G.
In’s Papier, was man von dem Hoch-
zeit stisch mit nach Hause nimmt.
Laub, sprüchwörtlich im Mund z. B. eines
Fischers: wenn das L. kommt und fällt, geht
unser Handwerk am Besten.
Leible, Weste.
Lotterer, ängstlicher Mensch.
Morgensuppe, -was man am Morgen des
Hochzeitta^s isst und trinkt.
Verreichen, er hat noch einen Herrn
verreicht = ist noch von einem Geistlichen ver-
sehen worden.
Schaben, man hat ihm die Schaben her-
abgezogen, d. i. ihn tüchtig ausgezankt.
0 0 7 O O
Schlamperin, die Hochzeitsmutter.
Schnittzahn, Sichelhenke.
S c h o p e n, Wammes.
Schwinden, es ist ihm geschwunden,
d. i. übel geworden.
S t a u c h cn w e i s s, er ist st. geworden, von
Stauche = weisser Schleier.
Schütte, Fruchtkasten.
Wachsrotel, Wachsstock.
Wäh, er thut w., d. i. gross.
Wahsen, Torf.
Wise, Verkleinerungsform von Alois.
V e r d w i r r n e t, wirr.

Ein alter schwäbischer Küchenzettel.
Verzeichnus was gestalt man uff Justingen das
raissige, wie auch das Bauergesindt mit dem Essen
durchs ganze dar gehalten hat. Vffgeschrieben den
28. July Anno 1592.
Raissig Gesindt.
Denen gibt man durchs ganze Jar (ussge-
nommen die Hohe Fest- und Jars-Täg) Mit-
tags und Nachz jeden Imbiss vier Essen,
Nemblichen ein Suppen, zum andern Fleisch,
am dritten im Friehlings Mittags Sauer Kraut,
Nachz dirr Obss, im Sommer Mittags grien
Kraut, Nachz dirr oder grien Obss, im Winter

Mittags noch Rieben oder so sie ussgehen,
Sauerkraut, Nachz Obss. Zum vierten ein
Zummiss, was man den für eins speissen will,
alss Gerste, Keren, Haberkeren, Leissen u. dgl.,
mit welchen umgewechsslet werden soll.
Item im Sommer gibt man dem raissigen
Gesindt über die vier Essen Nachz auch einen
Salat, wann vill im Garten vorhanden ist, mit
Schmalz und Essig angemacht.
Am Freytag aber gibt man zu Mittag an-
statt des Fleisches ein Weissmuess, sofern
Milch da ist.
Und am Sambstag zu Nacht, auch anstatt
dess Fleisches geschmalzet Brott, so lang man
Schmalz aussseudt, wann dasselbig vergangen,
gibt man wieder Fleisch.
Item am Donnerstag gibt man Nachz
Knepflen für das Fleisch.
In der Erndt, was man dem alten Vogt
und andern, so in das Feld verordnet seindt,
hinauss zu essen tragen last.
Am Morges Frieh gibt man ihnen Suppen,
hat auch all wegen Jedem ein Becher mit Wein
darzugeben, Mittags Fleisch, Rieben oder Obs
und Bachen Schnitt, sampt ihrem Trunkh,
jedem ein halb Mass.
Item hat man ihnen auch ein Undertrunkh
und ein Abendbrod darzu ins Feld tragen,
Jedem ein halb Mass, doch allein dennen, so
sonsten auch mit den Knechten essen.
Nachz essen sie im Schloss wie sonsten
oder man gibt ihnen das Nachtbrodt.
Wann der Vogt Haber mehen lasst, so
gibt man ihm ins Feld ein Weiss Muess und
bacht ihm ein Ayerkuchen darzue. Gibt ihm
auch den Trunk Morgen, Mittags, Abends und
Nachz Allein für sein Person.
Wan er zu Acker gehet, gibt man ihm
auch also zu essen und zu trinken.
W i e man das B a w g e s i n d t Halt.
Sontag am Morgen hat man jedem ein
Brodt geben anstatt der Morgensuppen, zu
Mittag ein weiss Muess und ein Suppen, Nachz
Suppen, Fleisch und ein Haberkeren oder ander
' Zugemiess.
Montag Morgens ein schwarz Muess und
 
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