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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 3
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Briefe über das ulmische Urkundenbuch, [3]
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Kirchliche Alterthumsstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0027

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21

(die des Nachts die Zuber tragen). Hatte
etwa der Mauser einen ähnlichen Namen? Oder
handelte es sich nicht um die müs, sondern
das muos und unser Freund milcs wäre gar
ein König in der Kunst des Musessens? Del'
Volkswitz war immer kühn und in jenen alten
Tagen hat man sich viel gefallen lassen. Sonst
hätte sich der frumm und fest Ritter Konrad
von Riedhusen nicht den Beinamen Mistfürer
gefallen lassen. Oberamtsbesch, v. Ravensbg.
S. 196. Oder ist muskunich der Name eines
mäusefressenden Vogels? Oder ist es ein
Mäusemacher, wie deren in den Hexen-
processacten figuriren? Das Wort König wird
zur Bezeichnung von allen möglichen Tugen-
den gebraucht. Ich erinnere an den Pfeifer-
könig der Spielleute, an den König der Grob-
schmiede und Kaltnagler als deren Zunft-
vorsteher, an den Bauernkönig der Rieser, an
unsere Schützenkönige, an die Könige, prima-
tes der Ruthenfeste, schliesslich auch an den
Narrenkönig und an den Nasenkönig, wie ein
wohlbezinkter Schwabe heisst. Doch hätte ein
eigentlicher Mäusekönig Standesgenossen ge-
nug, ich erinnere dich an Fischarts Ratten-
könig, an den Otternkönig, Ameisenkönig, an
den luseküng und viele andere. Darum spreche
ich in meiner Noth mit dem Stricker:
ob der erde und darunder
ist miuse ein michel wunder!
Nun lebe senfte!
Im Lenzmonde 1876.
Dein B.
NS. Eben finde ich in Grimms Wörter-
buch , dass der Zaunkönig früher Mäusekönig
und Meisenkönig hiess.

Kirchliche Alterthumsstudien.
Von Diac. Klemm in Vaihingen a/E.
Es bedarf wohl einer kurzen Entschuldi-
gung, wenn ich, dem Ulm - Oberschwäbischen
Gebiete räumlich ferner stehend, es wage,
neben den Lokalforschern aufzutreten. Den
Muth dazu gibt mir eine freundliche, ehrende
Einladung, die ich erhalten, die innere An-

regung aber, dieser zu folgen, zugleich der
Dank, den ich den Ulmer Forschern schulde
für die bisherigen Publikationen des Vereins.
Ich konnte diesen für meine Studie über die
Württembergischen Baumeister, ihre Werke
und Zeichen (Schriften des Württ. Alterth.-
Vereins II, 2. 1875) ganz wesentliche Bei-
träge entnehmen, wie ich das auch dort schon
dankbar anerkannt. So soll mich’s freuen,
wenn ich hinwiederum mit nachstehenden Stu-
dien den Lokalforschern von aussen her einige
Anregungen bieten könnte.
I.
Das Denkmal der Münsterweihe.
Nach den „Münsterstudien“ (Staats-Anz.
bes. Beil. 1875, S. 94) scheint dieser Titel
derzeit angenommen und die ihm entsprechende
Auffassung herrschend für eine jetzt im Innern,
früher an der Vorhalle der Taufthüre ange-
brachte Steinskulptur, welche folgendes dar-
stellt: „Maria, das Jesuskind auf dem Schosse,
empfängt das Modell der Kirche (dreithürmig)
von dem knieenden Altbürgermeister Kraft;
im Rücken des Knieenden, ihn mit beiden
Händen an den Schultern stützend, ist eine
stehende Figur, in faltenreichem Gewand, bar-
häuptig und barfüssig.“ Ausserdem findet sich
über dem Haupte des Knieenden in runder
Umrahmung ein Vogel mit ausgebreiteten Flü-
geln, und hinter der stehenden Gestalt das
Kraffsche Wappen. Eine Abbildung findet
sich bei Hassler, Ulms Kunstgeschichte im
Mittelalter, in Heideloff’s „Kunst des Mittel-
alters in Schwaben“ S. 100 1).
Lassen wir vorerst den Titel gelten, und
suchen wir vor allem das Räthsel zu lösen,
welches in der Darstellung der stehenden Figui'
liegt. Der heil. Josef, der Abt von Reichenau,
der Kirchenpfleger Stocker, irgend eine Per-
son, die nur angebracht ist vom Künstler, um
das Gewicht der Handlung zu verstärken: so
lauten die seitherigen Lösungen. Ich glaube,
sie haben alle nicht das Rechte getroffen, und
0 Auch in unsern Verhandlungen N. R. 1, 17.
A. d. R.
 
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