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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 11
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Die Handhabung der Sittenpolizei im österreichischen Heere bei seinem Durchmarsche durch Riedlingen an den Rhein a. 1743
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Der Münzfund von Sigrazhofen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0097

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— 91 —

auf, welcher den 8. desselben Monats nach
Mitternacht die ganze Armee folgte. Diese
bestund aus 23 Regimentern zu Fuss, von
denen fast jedes 2000 Mann stark war, und
aus 19 Regimentern zu Pferd, jedes 1058 Mann
stark; die G000 Husaren und Croaten nicht
miteingerechnet. Diese Truppen brauchten
täglich zu ihrer Verpflegung 54595 Portionen
Brod, 36689 Portionen Haber und 40540 Ra-
tionen Heu, ohne dasjenige, was das besondere
Corps der Husaren und Croaten beanspruchte.1)
Eine Kolonne kam nun auf ihrem Marsche
auch durch Riedlingen. Hier trat nun eine
Erscheinung zu Tage, welche derselbe Chronist
zum Gegenstände einer Aufzeichnung gemacht
und welche sich auch die Aufschrift dieser
Mittheilung zum Vorwurfe genommen hat. Es ,
ist dies — die weibliche Bagage, die diesem
Heere, wie auch häufig anderen in, vor und
nach jener, Zeit, auf dem Fusse folgte. Der
Soldat von anno dazumal fasste eben das Schil-
lerische: „... sorgt dafür, dass auch was Hol-
des uns das Äug’ ergötze“ in seiner Art
auf. Doch hören wir, wie in jener Stadt mit
dieser Art von Bagage aufgeräumt wurde:
Circa firnem Julii 17'43 Miles austriacus per
'Biedlingam ad Rhenum abit; erat hos inter
dominus capitaneus nomine de Böhm, hi'c ca-
vens, ne a meretricibus milites sui seducantur,
statuit, ut Uli militi solvantur 30 xr., qui ali-
quam fornicariam manifestat; sanxit insuper,
ut talis deprehensa mutier funibus nodosis super
denudatum tergum 30, miles vero super nates ,
100 ictus excipiat. contigit autem Biedlingae,
quinque similia scorta fuisse inventa, quibus
Statutes 30, militibus vero 100 ictus in foro pu-
blica fecit infligi. fassus se milites quidem tali
modo emendatos vidisse, sed non puellas, qua-
rum malitia ad verbera induravit.
Ulm. Justizassessor Beck.

9 Die Chronik der in der Nähe gelegenen vorma-
ligen Prämonstratsnserreiclisabtei Obermarchthal erwähnt
in dieser Beziehung nur: „. . . dass Abt Ulrich Blank i
(dieser regierte als 19. Abt in jener Zeit daselbst) auch
bei diesen Kri 'gsverfällen zu zahlen und andere Lasten i
zu dulden hatte, versteht sich wohl von selbst.“ « '

Der Münzfund von Sigrazhofen.
Gemäss einem in Nr. 257 des Staatsanzei-
gers gegebenen Versprechen lasse ich hier eine
ausführlichere Beschreibung des im September
d. J. bei Sigrazhofen, O.-A. Leutkirch, gemachten
Bracteatenfundes nachfolgcn. Ich gebe zuerst
den Fundbericht genau so, wie ihn Hr. Pfarrer
Hofmeister von Waltershofen auf meine Bitte
zu erstatten die Güte hatte. „An der Haupt-
strasse von Leutkirch nach Wangen liegt 2
Kilometer vor Waltershofen der Weiler Sigraz-
hofen links auf einer Anhöhe, welche in der
Richtung nach Waltershofen (Südwest) sanft
zu einem ehmaligen Weiher, der von einem
Birkenwäldchen gegen Osten umzogen war,
abfällt. Hier auf dem jetzt noch sogenannten
Birkenacker, 500 Schritte von Sigrazhofen,
gieng der Pflug in eine schon gezogene Furche
tiefer als gewöhnlich und zertrümmerte ein
Schüsselchen, ähnlich einem Untersatz bei
Blumenstöcken. Der Deckel scheint schon

früher durch den Pflug hinweggestreift worden
zu sein. Das Schüsselchen war ungefähr 1
Schuh unter der Erde verborgen.“ Die mir
mifgetheilten Scherben waren zu wenig und
zu klein, als dass auf die Form des Schüssel-
chens noch ein weiterer Schluss zu ziehen ge-
wesen wäre. Im Bruch zeigt sich der Thon
dunkelbraun; die gebrannte Oberfläche, ist matt
rothgelb: Von dem Inhalt, der gegen 150
Bracteaten betragen haben soll, kamen zuerst
130 und später noch weitere 2 in meine Hände.
Sämmtliche Stücke sind rund und von mittle-
rer Grösse, von zwischen 29 und 35 mm.
Durchmesser. Sie gehören, wie es scheint,
sämmtlich der (alten) Diöcese Constanz an,
der Zeit nach der ersten Hälfte des XIII. Jahr-
hunderts. Vertreten sind 24 verschiedene Ty-
pen mit mindestens 40 Stempelvarietäten. Neue,
die schwäbische Bracteatenkunde wesentlich
bereichernde Typen sind nicht darunter; aber
schon das Beisammenfinden gewisser Münzen
in bestimmter Zeit und Gegend erlaubt manch-
mal weiterführende Schlüsse. Es dürfte darum
eine eingehendere Darlegung des ganzen Fun-
des doch da und dort willkommen sein, auch
 
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