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Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben [Hrsg.]
Ulm, Oberschwaben: Korrespondenzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben — 1.1876

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Nr. 6
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Kornbeck, C. A.: Der Grabstein von Dominus Krafft
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Volksausdrücke in Oberschwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.52608#0051

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Dellmensingen in Ansbach. Obwohl diesen
Aufzeichnungen an der Hand des Ulm. Urk.-
Buchs einige Unrichtigkeiten nachzuweisen sind,
gewähren sie schätzbare Aufschlüsse über das
Verwandtschaftsverhältniss der hier in Frage
kommenden Persönlichkeiten. Nach der Stam-
mesreihe ist Otto am. Steg der Bruder jenes
Ulricus Scriba senior, der in der Urkunde Nr. 62
des Ulm. Urk.-Buchs von 1271 als Zeuge er-
scheint. Die Flügeltafel bezeichnet ihn zu-
gleich als Mitstifter und Schaffner des Domini-
o
kancrklosters. Otto am Steg ist nach der
Stammcsreihe ferner der Vater des Augsbur-
gischen Stadtpflegers Otto Krafft1), dessen Ge-
mahlin Elisabetha Langenmantel, der im J. 1306
noch vorkommt und das J. 1315 nicht über-
lebte, und dessen Söhne Herschel, Egidius und
Otto gen. der Lange sich in Folge der Re- !
gimentsveränderung in Augsburg nach Ulm
zurück begaben, wo sie sich durch die Stif-
tung der Dreikönigskapelle bemerklich machten.
Egidius wurde mit seinem Vetter Ludwig-
Krafft in dem Treffen, bei Altheim erschlagen
am 7. April 1372, und fand mit ihm seine
Ruhestätte in der Johanneskapelle, dem Erb-
bcgräbniss der Familie. Seinem Bruder Otto
war mit Stephan Roth, Johann Lapper und
Heinrich Giengei” die Obsorge über die Gräber
der bei Althcim Erschlagenen übertragen. Von
den Enkeln Ottos am Steg hinterliess blos
Herschel Krafft einen Sohn, Andreas, Doctor
der Arznei, dessen Gemahlin Adelheid von
Lichtenstein, der am 4. Mai 1422 ohne Nach-
kommenschaft starb. Otto am Steg, oder, um
mit Paul von Stetten, Bucelin u. A. zu reden,
Dominicus (Dominus) Krafft ist also nicht der
Stammvater der noch heute blühenden Familie,
sondern dessen Bruder, der Mitstifter Ulricus
Scriba senior, in dessen direkter Nachkommen- j
schäft, seinen mehrfach beurkundeten Söhnen
Krafft, Ulrich, Hermann, Heinrich, Dietrich
und Otto sich der Beiname Scriba noch fort-
setzte. C. A. Ko mb eck.
b Ist nach der Ansicht des Herrn Vf. dieser Kraft
eins mit jenem Crafto Scriba, welcher 1290 März 26
(Ulm. Urk.-B. I, 176) eine Stiftung an das Spital mit :
dem einköpfigen Adler besigelt? A. d. R.

Volksausdrücke in Oberschwaben.1)
Ähren, Ährenlesen. Ein Bauer kann
sagen: ich habe meine Tochter versorgt, sie
darf nicht ähren, d. h. mit den Armen Ähren
lesen.
Arm en s e el enm ez g er. In Scheer wohnt
in der Nähe der Armenseelen-Kapelle ein
Mezger, der hievon der A. genannt wird.
Augst, nach dem Ängsten (August), d. i,
nach der Ernte.
Baum = Sarg auch oberschwäbisch.
Blut. „Er kann mich im B. nicht leiden,“
höchster Grad des Hasses.
Todtene, die, d. i. die Todten.
Erber, es ist e., d. i. besser.
Fel, Mädchen, Filiola.
Fügen, es fügt ihm ificht, hat ihm nicht
gefogen, d. h. es glückt ihm nicht, hat ihm
nicht geglückt.
Für, er ist f., d. i. todt.
Funk en ringe, die Kränze, die auf den
ersten Fastensonntag, den Funkensonntag (an
dessen Abend Feuer brennen), gebacken werden.
Ellenbogen machen. Schmidt erzählt
in seinen Erinnerungen: Ein Gewitter, aus
dem einzelne Hagelkörner herabfielen, zog über
das Dorf hin. Man schickte hinaus, um zu
sehen, ob es keinen Schaden angerichtet. Eine
Magd kam fröhlich zurück und rief: Gottlob,
-alles steht gut! Die Halmen machen keine
Ellenbogen.
Käfer, er hat einen K. im Kopf — ist
ein Narr.
Kält eien, es kältelet ~ wird kälter.
K ä m i c h k e h r e r, Schornsteinfeger.
Geist, es geht ein G., Bezeichnung eines
neuen ausserordentlichen Zustands.
Kübel, er hat den Fuss in den K. heben
müssen, d. h. ist schlimm weggekommen.
Kr anzen, Kränze machen.
Gehäggel, Streit,
Hass, er steckt nur so im H., d. i. ist
sehr mager,
o

1) Nach gütigen Mittheilungen des Herrn Schul-
inspektors Dr. Werfer in Otterswang.
 
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