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werden sollen. Möchten dieselben von gleichem Erfolg
begleitet sein wie die bei Rie dl in g en, von denen der
„Staatsanz. f. Württ.“ folgenden Bericht gebracht hat:
Zwischen Mengen und Riedlingen heben sich von
der durch die Orte Hundersingen und Binzwangen und
die beiden Staatsdomänen Thalhof und Landauhof ge-
zierten steilen Thalwand des linken Donauufers drei
runde Hügel von 10—15 Meter Höhe ab, welche ehe-
mals die Burgen Lichtenbühl, Baumburg und Heineburg
trugen. Von ganz ähnlichen Hügeln findet sich einer
im Thalgrund bei Herbertingen und einer bei Ertingen,
9 Hügel aber in den Staatswaldungen Thalhau, Giess-
hübel und Spöckhau des Reviers Heiligkreuzthal, dar-
unter das sogenannte Hohmichele, welches bei 20 Meter
Höhe und 80 Meter Durchmesser mit 100jährigen Fichten
gekrönt weithin sichtbar ist. Schon vor 20 Jahren
wurden einzelne dieser Hügel von Altorthumsfreunden
aufgegraben und als Grabhügel befunden, deren mannig-
facher Inhalt in die Sammlung des Riedlinger Alter-
thumsvereins übergieng. In neuester Zeit sind nun zwei
grosse Grabhügel zum Zweck der Anlegung eines Hopfen-
gartens gänzlich abgetragen worden, wobei neben ver-
schiedenen Menschen- und Thierknochen und eisernen
Waffen auch ein 5 Ctm. hoher Stirnreif von gediegenem
Gold und fein gearbeitete broncene Zierrathen, anschei-
nend zu Waffenrüstung und Pferdsgeschirr gehörend,
sowie zwei broncene kesselförmige Urnen von etwa
40 Ctm. Höhe und G0 Ctm. Durchmesser, und in diesen
einige verzierte' Teller von gleichem Metall ausgegraben
wurden. Nach sachverständigem Urtheil sollen diese
Funde, welche der Staatssammlung werden einverleibt
werden, nicht von den Römern, sondern von den Mar-
komannen stammen, die im zweiten Jahrhundert n. Chr.
hier den Römern feindlich gegenüberstanden, von römi-
scher Kunst aber gleichwohl nicht unberührt blieben.
Wollten weitere Ausgrabungen angestellt werden, so
liessen sich die interessanten Funde wohl bedeutend
vermehren und liesse sich auch feststellen, ^ob die oben-
genannten Burgen, welche im frühesten Mittelalter bald
in den Händen der Grafen von Landau-Grieningen, der
muthmasslichen Ahnen unseres württembergischen Kö-
nigshauses, bald der Truchsessen von Waldburg und der
Herren von Reischach waren, später aber im Besitze
des Klosters Heiligkreuzthal standen, als Grabhügel
markomannischer Heerführer oder als römische Signal-
stationen anzusehen sind. F. P.
Über Wismuthmalereien.
Der Schriftführer unsres Vereins, Herr Dr. G. Leube
d. j., theilt uns als Nachtrag zu seiner Besprechung der
Wismuthmalereien vom 7. April d. folgenden Brief mit:
„Sie haben mir da eine Frage vorgelegt, über welche
ich mich erst selbst informiren musste. Ich begab mich
also in das hiesige bayerische Nationalmuseum und fand
daselbst eine ganze Sammlung von Gegenständen (meist
Kästchen mit Schubladen, dann Büchsen, Tafeln nach
Art des Damenbretts, alles überall bunt bemalt und
gefirnisst), welche in die Rubrik der sogenannten Wis-
. muthrnalerei gehören. Mit Genehmigung des Direktors
der Anstalt, Herrn v. Hefner-Alteneck, nahm ich einen
solchen Gegenstand, eine Art Damenbrett, mit nach
Hause zur chemischen Untersuchung, und fand Folgen-
des: Die Holzfläche ist mit einer halb-messerrückendicken
Masse von weisser Farbe überzogen, auf welche die ver-
i sch’edenen Malereien (menschliche Figuren, Kartenblätter-
Zeichen etc. etc.) aufgetragen sind, und dann folgt ein
Harzfirniss-Überzug. Die weisse Masse ist ein Gemenge
von Bleiweiss, Gyps, Kreide und Schwerspath, aber von
ersterm nur 5 Pc., also ein gründlich gefälschtes Blei-
weiss. Von Wismuth keine Spur. Wahrscheinlich haben
die ersten derartigen Maler wirklich Wismuthweiss be-
nutzt, sind aber dann von den Lieferanten mit einem
Surrogate bedient worden, d. h. betrogen worden, denn
das Betrügen und Fälschen hat man von jeher verstan-
den. Die Wismuthmalerei blühete besonders zwischen
dem 15. und 17. Jahrhundert, besonders in Nürnberg,
und bestand eine eigene Zunft dieser Art von Künstlern.
Kein Wunder also, wenn ihre Produkte in Nürnberg
am meisten vertreten sind. Aber auch hier befindet
sich eine ansehnliche Zahl.
München. Witt stein.
Redigirt von Fr. Pressei.
Anzeigen.
für }{upfer8Ü(f)=Saninirer!
Mein grosses Lager von alten Kupferstichen etc.,
worunter viele Blätter von Albr. Dürer, Luc. Leyden,
Heinr. Aldegrever, H. S. Beham, Mart. Schön, Luc.
Cranach, Hans Holbein, Heinr. Golzius, Georg Pencz,
J. & D. Hopfer, A. Tempesta, Rembrandt, Ridinger
und vielen Andern sich befinden, bietet Sammlern
Gelegenheit werthvolle, zum Theil sehr seltene Blätter
billigst zu erwerben.
Hermann Haimstet,
Kunsthändler in Ulm a/D.
Literarische Neuigkeit.
Im Verlag von Gebr. Henninger in Heilbronn
ist dieser Tage erschienen:
Teil und Gessler
in Sage und Geschichte.
Von E. L. Rochholz.
Druck der Wagner’sehen Buchdruckerei in Ulm.
werden sollen. Möchten dieselben von gleichem Erfolg
begleitet sein wie die bei Rie dl in g en, von denen der
„Staatsanz. f. Württ.“ folgenden Bericht gebracht hat:
Zwischen Mengen und Riedlingen heben sich von
der durch die Orte Hundersingen und Binzwangen und
die beiden Staatsdomänen Thalhof und Landauhof ge-
zierten steilen Thalwand des linken Donauufers drei
runde Hügel von 10—15 Meter Höhe ab, welche ehe-
mals die Burgen Lichtenbühl, Baumburg und Heineburg
trugen. Von ganz ähnlichen Hügeln findet sich einer
im Thalgrund bei Herbertingen und einer bei Ertingen,
9 Hügel aber in den Staatswaldungen Thalhau, Giess-
hübel und Spöckhau des Reviers Heiligkreuzthal, dar-
unter das sogenannte Hohmichele, welches bei 20 Meter
Höhe und 80 Meter Durchmesser mit 100jährigen Fichten
gekrönt weithin sichtbar ist. Schon vor 20 Jahren
wurden einzelne dieser Hügel von Altorthumsfreunden
aufgegraben und als Grabhügel befunden, deren mannig-
facher Inhalt in die Sammlung des Riedlinger Alter-
thumsvereins übergieng. In neuester Zeit sind nun zwei
grosse Grabhügel zum Zweck der Anlegung eines Hopfen-
gartens gänzlich abgetragen worden, wobei neben ver-
schiedenen Menschen- und Thierknochen und eisernen
Waffen auch ein 5 Ctm. hoher Stirnreif von gediegenem
Gold und fein gearbeitete broncene Zierrathen, anschei-
nend zu Waffenrüstung und Pferdsgeschirr gehörend,
sowie zwei broncene kesselförmige Urnen von etwa
40 Ctm. Höhe und G0 Ctm. Durchmesser, und in diesen
einige verzierte' Teller von gleichem Metall ausgegraben
wurden. Nach sachverständigem Urtheil sollen diese
Funde, welche der Staatssammlung werden einverleibt
werden, nicht von den Römern, sondern von den Mar-
komannen stammen, die im zweiten Jahrhundert n. Chr.
hier den Römern feindlich gegenüberstanden, von römi-
scher Kunst aber gleichwohl nicht unberührt blieben.
Wollten weitere Ausgrabungen angestellt werden, so
liessen sich die interessanten Funde wohl bedeutend
vermehren und liesse sich auch feststellen, ^ob die oben-
genannten Burgen, welche im frühesten Mittelalter bald
in den Händen der Grafen von Landau-Grieningen, der
muthmasslichen Ahnen unseres württembergischen Kö-
nigshauses, bald der Truchsessen von Waldburg und der
Herren von Reischach waren, später aber im Besitze
des Klosters Heiligkreuzthal standen, als Grabhügel
markomannischer Heerführer oder als römische Signal-
stationen anzusehen sind. F. P.
Über Wismuthmalereien.
Der Schriftführer unsres Vereins, Herr Dr. G. Leube
d. j., theilt uns als Nachtrag zu seiner Besprechung der
Wismuthmalereien vom 7. April d. folgenden Brief mit:
„Sie haben mir da eine Frage vorgelegt, über welche
ich mich erst selbst informiren musste. Ich begab mich
also in das hiesige bayerische Nationalmuseum und fand
daselbst eine ganze Sammlung von Gegenständen (meist
Kästchen mit Schubladen, dann Büchsen, Tafeln nach
Art des Damenbretts, alles überall bunt bemalt und
gefirnisst), welche in die Rubrik der sogenannten Wis-
. muthrnalerei gehören. Mit Genehmigung des Direktors
der Anstalt, Herrn v. Hefner-Alteneck, nahm ich einen
solchen Gegenstand, eine Art Damenbrett, mit nach
Hause zur chemischen Untersuchung, und fand Folgen-
des: Die Holzfläche ist mit einer halb-messerrückendicken
Masse von weisser Farbe überzogen, auf welche die ver-
i sch’edenen Malereien (menschliche Figuren, Kartenblätter-
Zeichen etc. etc.) aufgetragen sind, und dann folgt ein
Harzfirniss-Überzug. Die weisse Masse ist ein Gemenge
von Bleiweiss, Gyps, Kreide und Schwerspath, aber von
ersterm nur 5 Pc., also ein gründlich gefälschtes Blei-
weiss. Von Wismuth keine Spur. Wahrscheinlich haben
die ersten derartigen Maler wirklich Wismuthweiss be-
nutzt, sind aber dann von den Lieferanten mit einem
Surrogate bedient worden, d. h. betrogen worden, denn
das Betrügen und Fälschen hat man von jeher verstan-
den. Die Wismuthmalerei blühete besonders zwischen
dem 15. und 17. Jahrhundert, besonders in Nürnberg,
und bestand eine eigene Zunft dieser Art von Künstlern.
Kein Wunder also, wenn ihre Produkte in Nürnberg
am meisten vertreten sind. Aber auch hier befindet
sich eine ansehnliche Zahl.
München. Witt stein.
Redigirt von Fr. Pressei.
Anzeigen.
für }{upfer8Ü(f)=Saninirer!
Mein grosses Lager von alten Kupferstichen etc.,
worunter viele Blätter von Albr. Dürer, Luc. Leyden,
Heinr. Aldegrever, H. S. Beham, Mart. Schön, Luc.
Cranach, Hans Holbein, Heinr. Golzius, Georg Pencz,
J. & D. Hopfer, A. Tempesta, Rembrandt, Ridinger
und vielen Andern sich befinden, bietet Sammlern
Gelegenheit werthvolle, zum Theil sehr seltene Blätter
billigst zu erwerben.
Hermann Haimstet,
Kunsthändler in Ulm a/D.
Literarische Neuigkeit.
Im Verlag von Gebr. Henninger in Heilbronn
ist dieser Tage erschienen:
Teil und Gessler
in Sage und Geschichte.
Von E. L. Rochholz.
Druck der Wagner’sehen Buchdruckerei in Ulm.