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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Kleinere Beiträge und Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0032

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33

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 1.

34

Nachrichten.

Die Bronzethüren des Kölner Domes

werden bekanntlich durch Professor Hugo Schneider
in Kassel (West- und Südportal) und durch Bildhauer
Wilhelm Mengelberg in Utrecht (Nordportal) aus-
geführt. Die beiden Flügel der Dreikönigen-Pforte
(nördliches Portal der Westseite) gehen bereits ihrer
Vollendung entgegen. Im Grofsen und Ganzen liegt
ihnen der für die Konkurrenz angefertigte Entwurf
zu Grunde, der auf ornamentale Ausstattung sich be-
schränken sollte. Das äufserst glücklich erfundene
Hand mit den drei Kronen und der sie begleitenden
Inschrift scheidet den Flügel in den unteren rein or-
namentalen, defswegen nur mit phantastischen Figuren
ausgestalteten Theil und in die oberen Füllungen, von
denen die gröfsere Löwenkopf und Krücke, die klei-
neren acht Thierfigurationen aufnehmen werden als
ebenso viele christliche Sinnbilder. Der feststehende
Obertheil soll auf Mafswerkgrund Wappenschilde tra-
gen und zwar das alte und neue Stiftswappen, das
preufsische und deutsche Wappen.

Die vier Flügel des westlichen I laupfportales,
welches dem Leben des Heilandes resp. seiner heiligen
Mutter geweiht ist, sollen auf einem entsprechenden
Bande zwischen zwei Inschriftfriesen die Monogramme
von Jesus, Maria und Joseph zeigen, darunter wiederum
rein ornamentale Gestaltungen, wie sie für den Sockel
der Thüre und die dafür angemessenste teppichartige
Behandlung allein sich empfehlen. Ueber den Löwen-
köpfen werden die 32 quadratischen Felder der vier
Flügel ebenso viele Engel - Brustbilder mit Spruch-
bändern aufnehmen, für welche acht verschiedene Mo-
delle angefertigt sind. Die Haltung der einzelnen
Engel und ihrer Bänder wird hier die Mannigfaltigkeit
herbeiführen, welche durch die verschiedenen In-
schriften inhaltlich noch gesteigert wird; denn die
16 Medaillons der beiden nördlichen Flügel des Haupt-
portals werden die Worte des apostolischen Glaubens-
bekenntnisses in abgekürzter Form zur Anschauung
bringen, die 16 Medaillons der beiden anderen F'lUgel
die acht Seligkeiten, die jrötllichen Tugenden und die
Kardinaltugenden in knappster inschriftlicher Fassung.
So werden an der Stelle, an welcher, auf der Thüre,
durch die man in's Heiligthum eintritt, die Haupt-
grundsätze der christlichen Glaubens- und Sittenlehre, in
Erz eingegraben, zum beredtesten Ausdrucke gelangen.
Für das dritte (südliche) Portal der Westseite, wel-
ches dem heil. Petrus geweiht ist (und in dem Giebel-
felde Darstellungen aus seinem Leben in vorzüglichen
dem Anfange des XV. Jahrh. entstammenden Reliefs
zeigt), sollen die beiden Thürflügel in ihrer Aus-
stattungsart derjenigen der Dreikönigen-Pforte sich an-
schliefsen, natürlich mit den Modifikationen, die hier
der Patron erfordert. Zwei gekreuzte Schlüssel auf
einem Wappenschildchen soll zwischen bezüglichen
Inschriftstreifen das Band verzieren, welches auch hier
das Leitmotiv bildet.

Da hölzerne Planken den Kern der Thüren bilden
sollen, so müssen die einzelnen Reliefs durch das sie
Umgebende Brouzerahmenwerk gehalten werden, wel-

ches durch Schrauben zu befestigen ist. Die Köpfe dieser
Schrauben auf der Vorderseite, wie ihre Vermutlerungen
auf der Rückseite werden zugleich als Verzierungsmittel
dankbare Verwendung finden. Zu ihnen werden auf der
Innenseite, für welche eine Holzstreben-Konstruktion
vorgesehen ist, aufserdem noch eiserne Bänder und
Beschläge zur Verwendung kommen müssen.

Von den so ausgeführten Thüren darf man eine
ruhige monumentale Wirkung erhoffen, zugleich einen
ernsten, erbaulichen Eindruck. Der goldige Ton der
Bronze wird die Feierlichkeit des Effektes noch er-
höhen und diese wird auch dann nicht aufhören, wenn
jener längst sich zurückgezogen haben wird vor der
Patina, die den Reiz der alten Bronzen bildet. S.

Denkmäler-Statistik der Rheinprovinz.

Auch die Rheinprovinz wird endlich ihre Denkmäler-
Statistik erhalten. Die „Gesellschaft für rheinische
Geschichtskunde" hat sie schon seit längerer Zeit
vorbereitet und die bezüglichen Arbeiten einem be-
sonderen Ausschusse des Vorstandes übertragen, den
Herren Professor Dr. Dove, Professor Dr. Lamprecht,
Geheimrath Dr. Loersch (Vorsitzender), Geheimrath
Dr. Niessen. Diese haben sich durch die Herren Pro-
fessor Dr. Justi, Appellationsgerichtsrath a. D. Dr. Rei-
chensperger, Domkapitular Schnutgen, Dr. Thode, Bau-
meisler Wiethase ergänzt und letzterer hat die Leitung
des umfassenden Werkes übernommen. Die Grundsätze
für die Anlage und Durchführung desselben sind von
einigen Mitgliedern ausgearbeitet, von der Kommission
festgestellt, von dem Provinziallandtag und dem Pro-
vinzialausschufs genehmigt worden. Zu der schon in
früheren Jahren überwiesenen Summe ist bereits eine
weitere Beisteuer beschlossen. Die Bearbeitung wird
nach Kreisen erfolgen. Inzwischen sind Schemata bezw.
Fragebogen angefertigt, verschiedene Mitarbeiter be-
reits gewonnen, andere in Aussicht genommen worden.
Da deren Zahl sich hoffentlich noch vermehren und
dem bedeutsamen und dringlichen Unternehmen gewifs
von allen Seiten, namentlich von dem zur Mitwirkung
besonders berufenen hochwürdigen Klerus, lebhafte
Unterstützung zu Theil werden wird, so ist ein wackeres
Fortschreitendesseiben zu erwarten. Baumeister Wiet-
hase, der die Denkmäler der Rheinprovinz wie kaum
ein Anderer kennt und mit wissenschaftlichen wie tech-
nischen Hülfskräften in Verbindung steht, wird zunächst
mit seiner eigentlichsten Domäne, dem in dieser Hin-
sicht so fruchtbaren und verhältnifsmäfsig noch wenig
durchforschten Niederrhein beginnen und als die erste
Frucht seiner Thätigkeit, zugleich als Vorbild für die
Behandlung der anderen Kreise, wird der Kreis K e m p e n
erscheinen. Die Kreise Geilenkirchen und Heinsberg,
zu deren kunstgeschichtlicher Beschreibung Baumeister
von Fisenne schon so manche schätzenswerthe Beiträge
geliefert hat, werden, von diesem bearbeitet, voraus-
sichtlich sogleich nachfolgen. Professor Ewerbeck hat
die Vorarbeiten für den Stadtkreis Aachen bereits
begonnen. S,
 
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