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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Merlo, Johann Jacob: Johann von Crane und seine Stiftungen in der St. Ursulakirche zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0071

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Von dem hier in Lichtdruck (Tafel VII) beigefügten frühgolhischen Tafelgemälde
werden wir demnächst das (den hl. Johannes E\'. darstellende) Pendant bringen mit erläuterndem Text. I). R.

Abhandlungen,





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Johann von Crane und seine Stiftungen
in der St. Ursulakirche zu Köln.

ie Kirche des ehemaligen freiwelt-
lichen adeligen Damenstiftes zur
hl. Ursula gehörte zu den besuch-
testen der Stadt Köln, nicht nur
von Einheimischen, sondern auch von den
vielen hier verweilenden Fremden, und beson-
ders die zahlreich, selbst aus fernen Landen
eintreffenden Pilgerschaaren pflegten, nachdem
sie im Dom die weltberühmten Reliquien der
hl. drei Könige verehrt hatten, die Schritte zur
Ursulakirche zu richten, um die Fürbitte der
hl. jungfräulichen Martyrinnen (ad sanctas vir-
gines war die ursprüngliche Benennung der
Kirche) zu erwirken.

Neben ihrer architektonischen Bedeutung war
von alten Zeiten her diese Kirche im Innern
mit werfhvollen Kunstwerken ausgestattet, wo-
von einiges sich bis zur Gegenwart erhalten
hat. Aufser einem Cyklus von Gemälden aus
dem XV. Jahrhundert, welche die anmuthige
und rührende Legende der hl. Ursula und ihrer
Gefährtinnen zum Gegenstande haben, sowie
verschiedenen Skulpturwerken, sind zehn auf
Schiefersteinplatten gemalte Apostelbilder als
die ältesten dokumentirten Tafelmalereien der
Kölner Schule beachtenswerth. An dem Bilde
des Apostels Philippus befindet sich auf der
Rückseite eine Inschrift, welche das Jahr 1224
für die Entstehung nennt und zugleich anzeigt,
dafs diese Apostelbilder einem Altare angehört
haben.

Das XVII. Jahrhundert brachte manche Neue-
'Ungen, welche dem damaligen Zeitgeschmack
huldigen. Dem unbefangenen Urtheil der Gegen-
wart würde der Ersatz für das damals Ver-
achtete oder Entfernte sicher nicht in allen
i heilen als ein glücklicher erscheinen. Der
Weihbischof von Köln, Georg Paul Stravius,
der ein Kanonikat beim Ursulastifte besafs,
gründete im Jahre 1642 den neuen Hochaltar
nitt einem grofsen Gemälde von Cornelius Schut,
L'lnem Schüler von Rubens, das den Martertod

der Kirchenpatronin darstellt, aber nicht zu
den gelungeneren Leistungen des Meisters ge-
hört, der Vieles für Kölner Kirchen gemalt
hat, worunter sich besonders ein Bild in der
Gereonskirche auszeichnet: die hl. Maria mit
dem Jesuskinde, von zahlreichen Heiligen um-
geben, welche ihre Verehrung gegen sie aus-
drücken (oninium Sanctorum regina). Dasselbe
ist sammt dem Altare eine 1G38 gemachte
Schenkung des dortigen Kanonikus Gerhard von
Pilgrum. An dem alten Hochaltar in St. Ur-
sula hatte sich eine das Antependium ersetzende
Tafel von hohem Kunstwerth befunden, mit Ma-
lerei, Metall- und Emailarbeit versehen, welche
jetzt zu den ersten Zierden des städtischen Mu-
seums in der Abtheilung der altkölner Schule
gehört. Der Kirchenvorstand hatte sie 1810
dem Professor Wallraf zum Geschenk gemacht.

Einen überaus freigebigen Wohlthäter fand
die Ursulakirche an dem kaiserlichen Hofrath
Johann von Crane und seiner Gemahlin
Maria Verena Hegemiler. Crane hielt sich viele
Jahre in der Eigenschaft als kaiserlicher Ge-
sandter bei der freien Reichsstadt Köln hier
auf. Er bewohnte ein Haus in der Columba-
pfarre und liefs in der dortigen Kirche am
13. November 1638 einen Sohn, den ihm Frau
Verena geschenkt hatte, auf die Namen Franz
Wolfgang taufen. Das Taufbuch verändert
seinen Namen in „Joannes Krann". Seine nahen
freundschaftlichen Beziehungen zu dem ge-
schätzten Juristen Dr. Andreas Gail bezeugt der
Umstand, dafs er am 18. April 1641 in der-
selben Kirche die Pathenstelle über eine neu-
geborene Tochter desselben übernahm. Diesmal
ist er „Joannes Kran" genannt. Dafs er ein.
Mann von ausgezeichneter diplomatischer Be-
fähigung gewesen, ist daraus zu folgern, dafs er
1648 beim westfälischen Friedensschlüsse zu
Münster zu den Vertretern des Kaisers gehörte.
Als Lutheraner geboren, trat er zur katholischen
Kirche über, der er die wärmste Anhänglich-
keit bewahrte.

Seine grofse Zuneigung für die Ursulakirche
hat er durch folgende Gaben bewiesen:
 
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