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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Schnütgen, Alexander: Romanischer Altarleuchter
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Evangelistensymbol in Silber gegossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0082

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1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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deren Köpfe über den Rand des Tellers weit
hinausragen. Sie scheinen hier oben das Licht
symbolisiren zu sollen gegenüber den die Dunkel-
heit liebenden Eidechsengestalten am Fufse, die
dem Lichte abgekehrt erscheinen. Dieses sinn-
bildliche Motiv
kehrt an Leuchtern
der romanischen
Periode häufig wie-
der, wie zahllose
Exemplare bewei-
sen, die sich in Kir-
chenschätzen erhal-
ten oder in Museen
resp. Privatsamm-
lungen geflüchtet
haben, zumal in

Frankreich und
England. Die mei-
sten derselben sind
eleganter geformt
und sorgsamer ge-
gossen, als das vor-
liegende, welches
aber die meisten
anderen an Reich-

thum übertrifft.
Seine Thier- und
Pflanzenornamentik
bewegt sich in dem

der romanischen
Epoche geläufigen

Formenkreise, wie er vornehmlich an den Ka-
pitalen und Friesen zur Anwendung gelangte,
und weist auf das XII. Jahrhundert, eher auf
das Ende wie auf den Anfang desselben hin.

Es ist um so weniger Grund, an seinem heimi-
schen Ursprünge zu zweifeln, als sich mancher-
lei ähnliches kirchliches Geräth in seiner Hei-
math erhalten hat (z. B. die beiden Leuchter in
Kehrig, abgebildet bei aus'm Weerth „Kunst-
denkmäler" Tafel
LXI 14), oder aus
ihr stammen dürfte,
wie verschiedene
Leuchter, Aquama-
nilien, Rauchfässer
u. s. w. in der frühe-
ren Dietz'schen
Sammlung zu Kob-
lenz. An dem vor-
liegenden Exem-
plare ist das Motiv
des Perlfrieses und
der Kordel vielfach
verwendet; eine
Vergoldung die
manchen derartigen
Leuchter auszeich-
net, ist ihm nie-
mals zu Theil ge-
worden. Dafs seine
Bestimmung von
Anfang an war, dem
Altare zu dienen,
ist nicht zu bezwei-
feln, da die niedrige
Gestaltung ihn dafür
um so geeigneter machte in der Zeit, welche
auf der Altarmensa nur weniges kurz bemesse-
nes Geräth duldete und Aufsätze auf derselben
noch nicht kannte. Schnitt gen.

Evangelistensymbol in Silber gegossen.

Mit Abbildime.

Der hier in natürlicher Gröfse abgebildete
Löwe ist in Silber gegossen und vergoldet.
Kopf, Mähne und Schwanz sind
vorzüglich stilisirt und die ver-
goldete Silberschleife, welche das
gut bewegte Figürchen in seinen
Windungen wie ein Spruchband
umgibt, erhöht noch die Wir-
kung. Obwohl dieses Band keine
Inschrift trägt, so ist es doch kaum zu be-
zweifeln, dafs es die Bestimmung dieses Löwen,

den heil. Evangelisten Markus in der her-
kömmlichen Art zu versinnbildlichen, noch
mehr markiren soll. Das Ganze,
welches auf der Rückseite noch
die Befestigungsstifte zeigt, hatte
bei seinem Ursprünge im Beginne
des XV. Jahrhunderts gewifs den
Zweck, im Bunde mit den drei
anderen Symbolen ein kirchliches
Gefäfs oder Geräth zu verzieren, vielleicht die
Balkenendigung eines Metallkreuzes. S.
 
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