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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Schnütgen, Alexander: Zwei Flügelgemälde im städtischen Museum zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0087

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Abhandlungen.

Zwei Flügelgemälde im städtischen
Museum zu Köln.

Mit Lichtdruck (Tafel VIII) und 3 Text-Illustrationen.

ls die frühesten Tafelgemälde des
Mittelalters hat Herr Dr. Freiherr
von Heere man in seinem höchst
verdienstvollen Werke: „Die älteste
Tafelmalerei Westfalens", Münster 1882, Verlag
von H. Schöningh, das Antependium aus der
Walpurgiskirche zu Soest (jetzt im Museum zu
Münster) und den Altaraufsatz aus der Wiesen-
kirche zu Soest (jetzt im Museum zu Berlin)
nachgewiesen. Das erstere mag bis in die Grün-
dungszeit des Stiftes (1166) zurückreichen, der
letztere bis in den Beginn des XIII. Jahrh., so
dafs er wohl noch um einige Jahre die ältesten
datirten Tafelgemälde der kölnischen Schule
übertrifft. Diese bestehen in einer Reihe von
zehn an einer Wand der St. Ursulakirche be-
festigten Schiefertafeln, die mit (noch ganz ro-
manisch gehaltenen) Apostelfiguren geschmückt
Slnd, und auf der Rückseite von einer derselben
lst die Jahreszahl 1224 als die Ursprungszeit
bezeichnet, einen Altar zu schmücken als ihre Be-
stimmung. Es wird sich um den Altar gehandelt
haben, der sich als Kreuz- oder Volksaltar am
Eingange in den alten St. Ursula-Chor befand,
bei dem Neubau des 1287 eingeweihten Chores
erhalten blieb und erst 1640 abgebrochen wurde.
Jnn zierte als Aufsatz die metall- und email-
Seschmückte Tafel, die nach diesem Abbruche
s°fort in die zu diesem Zwecke vertiefte Vorder-
seite des frühgothischen Hochaltar-Tisches ein-
Sesenkt (also zu einem Antependium degradirt)
wurde und von dem Kirchenvorstande im Jahre
J-olO dem Professor Wallraf geschenkt, jetzt
e'ne Hauptzierde des städtischen Museums zu
^°m bildet. Wären die in den Vertiefungen
u' den Goldgrund gezeichneten nur in ihren
■^ärnationsparthien farbig behandelten Kontur-
"guren nicht später, im XV. Jahrh., übermalt und
^gestaltet worden so wären sie vielleicht als
dle ältesten Tafelbilder der kölnischen Schule
betrachten. Erheblich jünger, weil wohl erst

dem Schlüsse des XIII. Jahrh. angehörig, ist das
im Museum in unmittelbarer Nähe befindliche
frühgothische Triptychon mit den bunten Stein-
fassungen und mit den Vertiefungen für die Auf-
nahme von Reliquien. Die Köpfe haben scharfe
Konturen und etwas starren und typischen Cha-
rakter, die Körper sind überlang, die Gewand-
falten schwer und streng, das Kolorit ist licht,
die Haltung statuarisch; das Bestreben, die Natur
nachzuahmen, spricht sich frappant nur in einigen
drastischen Bewegungen aus. Diesem, wohl
von einem Miniaturisten gemalten, hochinter-
essanten Klappbilde gegenüber (von welchem
wir demnächst eine Lichtdruck-Abbildung brin-
gen werden) bezeichnen die beiden rechts da-
neben hängenden Flügelgemälde (62'/2 cm hoch,
24 cm breit), von denen im letzten Hefte das
eine den hl. Paulus, im gegenwärtigen das
andere den hl. Johannes darstellende als Licht-
drucktafel erscheint, in Bezug auf Zeichnung,
Ausdruck, Färbung einen entschiedenen Fort-
schritt. Sie erscheinen als die ersten Gemälde
der kölnischen Schule, welche den herkömm-
lichen Weg verlassen, enger an die Natur sich
anschliefsen und nicht nur die Umrisse, also die
Zeichnung betonen, sondern auch die malerischen
Eigenschaften mit bis dahin unbekannter Sorg-
falt pflegen. Mit grofser Bestimmtheit machen
sich hier die Konturen geltend, die als braune
Linien die ganze Figur beherrschen und ihr
eine durchaus klare und bestimmte Gestaltung
geben, aber die Farbe erscheint nicht nur als
deren Ausfüllung, sondern als durchgebildete
Malerei. Daher sind die Lichter, welche früher
die Hauptstellen (Stirn, Nasenrücken, Kinn) mar-
kirten, hier ganz fein und zart vertrieben, die
Augenbrauen nicht mehr als blofse Linien, son-
dern als Haarstreifen behandelt, die Nasen nicht
mehr hakenförmig, die Lippen sind sorgsamst
modellirt, ebenso die Hände, wenn auch noch
in befangener und ungeschickter, man möchte
sagen hölzerner Weise. Die Karnation ist gelb-
lich und ohne krasse Schattirungen, das Kolorit
der Gewänder warm und tief, die Uebergänge
von den lichten Höhen zu den dunklen Tiefen
 
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