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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 19 (1. Juliheft 1905)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0424

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zu hinterlassen, all ihre Arbeit ist urnsonst; es überwintert nur ein einziges
Weibchen, das im nächsten Frühjahr in derselben Einsamkeit und Armut die
fruchtlose Arbeit der Mutter wieder aufnehmen wird. Nichtsdestoweniger ist die
Jdee sich hier ihrer Kraft bewußt geworden. (. . . Aber allmächtig und fast
bollkommen inkarniert sie sich) in einer anderen Sippe, der vorletzten der Rasse,
der unmittelbaren Vorgängerin unserer Hausbiene, die ihre Krone bildet,
nämlich in der Sippe der Meliponiten, die in die tropischen Meliponen und
Trigonen zerfällt.

Hier ist bereits alles so organisiert wie in unserem Bienenstocke: eine
einzige Mutter, unfruchtbare Arbeiterinnen und Drohnen. Einige Einzel-
heiten sind sogar besser eingerichtet. Die Drohnen sind z. B. nicht voll-
ständig müßig, sie schwitzen Wachs aus. Das Eingangstor ist sorgfältiger
geschlossen, in kalten Nächten durch eine Tür, in warmen durch eine Art
von Vorhang, der die Luft durchläßt.

Aber das Gemeinwesen ist weniger stark, das gemeinsame Leben weniger
gesichert, das Gedeihen beschränkter als bei unseren Bienen, und überall,
wo man diese einführt, beginnen die Meliponiten vor ihnen zu weichen. . . .

(Unsere Hausbiene aber bildet, wie gesagt, die Krone dieser Entwick-
lung, den obersten Endpunkt der Spirale, die aus der Nacht der Materie
zum Licht durchgeistigten Lebens führt.) Und wenn die Bienen uns nichts
anderes offenbart hätten als diese geheimnisvolle Spirale zum Lichte in
der allmächtigen Nacht, so wäre dies doch genug, und wir hätten die Zeit
nicht zu bedauern, die wir dem Studium ihrer kleinen Gebärden und be-
scheidenen Gewohnheiten gewidmet haben, die unsern großen Leidenschaften
und stolzen Geschicken so fern und doch so nahe stehen.

W Von der Schillerstiftung
Jn diesen Wochen haben Tausende
vielleicht zum ersten Male erfahren,
was die deutsche Schillerstiftung
eigentlich sei. Der warmherzig lau-
nige Aufrus Hans Hosfmanns, den
die Zeitungen so bereitwillig nach-
drucken, schafft aber doch die Tat-
sache nicht aus der Welt, daß hier
für eine fehr wichtige Gruppe vou
„Kopfarbeitern" — so wollen wir die
Dichter und Schriftsteller diesmal
kategorisieren — mit dem Klingel-
beutel umgegangen wird. Und war-
um? Um sie und die Jhrigen vor
unverschuldeter Not zu schützen. Wie
ist diese denn möglich bei unseren
literarischen Schutzgesetzen? Sie ist
es eben doch uud würde bestehen,
wären die Gefetze noch um vieles
besser uud bindender, engmaschiger
sozusagen, als sie sind.

Da soll nuu also das Almosen
der Nation helfen. Seien wir nicht
ungerecht: es hat vielen geholfen,
in aller Stille, und verdiente Leute
waren gewiß häufiger dabei als
unverdiente. Jmmerhin, ein Almo-
sen bleibt ein Almofen, und es
drückt auch dann, wenn man fo viel
Recht darauf erworbeu hat, daß es
aufhört, Almosen zu sein und un-
zulängliche Entschädigung wird. Wo
aber Rechte sind, da müssen auch
Pflichten sein. Und es besteht ja
wohl in den weitesten Kreisen der
Nation kein Zweifel über diese Pflich-
ten der materiellen Entschädigung
derer, die ideelle, die geistige und
seelische Werte schaffen. Also gibt
man eben — das Almosen.

Ja, fo läuft die liebe Logik be-
guem im Kreise herum. Als aber
vor Jahren Avenarius im Kunst-

(. Iuliheft (905

367

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