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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 13 (1. Aprilheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0065

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rnisckre»

Werke eines Künstlers dagegen, der
vielleicht in Dresden märkische Mo-
tive verarbeitet, zurückweisen. Hoffen
wir, daß die geplante Ansstellung

anch für Erkenntnis nach diefer Rich-
tung hin wirke. R

^ Noch einmal die goldene
Holzkanne

Nämlich: es handelt fich um gar
keine. Die Ziegenhainer Kanne, aus
der man in Jena Bier trinkt, hat
eine vornehme Namensvetterin, die
im Kaffeler Museum steht, und von

der soll eine Kopie in Gold ge-

macht werden. Nnn ist es zwar kein
Reichtumszeugnis, wenn man statt
einer Originalarbeit mit Vielem Auf-
wande eine Kopie fchenkt, von dem
Verdachte aber, Holz kunstgewerblich
in Golü nachzuahmen, ist der Kasse-
ler Provinziallandtag zu reinigen.

umwebten Gebräuche, die dem Einer-
lei entgegenarbeiten und unserem
Dasein „Farbe" geben, hat man in
bureaukratischer Nüchternheit großen-
teils künstlich durch Verordnungen
tot gemacht. Werden die Verbote
auch wirklich wieder aufgehoben, eine
Unterbrechung ist dann doch einmal
da, die Ueberlieferung ist abgerisfen
und fie wieder anzubinden geht nie
ohne Künstlichkeit.

-KZur Drahtkultur

„Es scheint wirklich, als wüßten
wir keinen Osniuin looi mehr anders
zu ehren, als indem wir ihn tot
schlügen, damit er ein Grabdenkmal
bekommen kann." So schrieben wir
neulich gelegentlich des Plans einer
„Scheffel-Warte" für den Staffel-
stein. Und jetzt will man allen
Ernstes den aus „Jörn Uhl" be-
kannten Gold - Soot monumental
fassen und bedenkmalen. Den Gold-
Soot, den der Poet als verschwie-
gensten Hort geheimnisvoller Ein-
samkeit empfunden und gefchildert
hat! Hoffentlich macht Frensfen selbst
durch eine kategorische Meinungs-
erklärung dem verehrlichen Ausschuß
den Standpnnkt klar. Oder aber:
wir müsfen für ein Gesetz agitieren,
das den Poeten bei Leibesstrafe ver-
bietet, götterumflüsterte Orte durch
leichtfertige Namensnennung dem
Banausentum zu verraten.

Vom Neujahrsfingen

Jn Nordhausen gingen die Kinder
feit Menschengedenken im Orte herum,
„Neujahr zu singen". Keinen hat das
gestört, viele hat's als das Weiter-
leben einer uralten Sitte gefreut.
Heuer kam der Gendarm und ver-
bot's in amtlichem Auftrage.

Wir sollten auch einen Schutz
solcher „Denkmäler" anstreben.
Nicht nur den Humor, alle jene
mit taufend uralten Stimmungen

Ansere VUäer unä l^olen

Das außerordentlich feine Menzel-Bildnis des so jung verstorbenen
Karl Stauffer- Bern ist als Radierung bei Amsler u. Ruthardt erschienen.

Von den Bildern des großen Gestorbenen felbst fetzen wir die Repro-
duktion nach feinem Aquarell eines Kircheninterieurs vor das Heft,
zwar nicht die erfte Reproduktion dieses wunderfeinen Bildes überhaupt,
aber doch die erste farbige, und wie wir zu unfrer Freude fagen dürfen,
eine sehr gut gelungene. Menzel liebte es, von Kirchen aus der Barockzeit
ihr Jnneres wiederzngeben: was hier architektonisch vielleicht im einzelnen
sehr anfechtbar ist, ist doch malerisch im höchsten Grade, denn Licht und

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Ru.nstwar1 XVIII, 1,3
 
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