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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 13 (1. Aprilheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0064

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führen konnte. Eben daraufhin weist
wohl auch der Beschluß der Ver-
einigung, fich eine Art Sezefsions-
galerie anzulegen, indem fie nach
Möglichkeit ihrer Mittel fich die be-
deutenderen Kunstwerke anschaffen
will, die in ihre „Richtung" ein-
schlagen. L w

^ Alte Bürgerhäufer
sind nun auch foznsagen denkmals-
berechtigt geworden. Die Denkschrift,
die O. Stiehl über ihre Sammlung
und Erhaltung veröffentlicht (Ber-
lin, Ernst u. Sohn), arbeitete er
im Auftrage eines Ausschufses aus,
der auf der letzten Tagung für Denk-
malpflege gsbildet wurde. Die Schrift
bringt eine rückhaltlofe Anerkennung
der Grnndsätze, die Schultze-Naum-
burg in seinen „Kultnraufgaben"
zuerst in weiteren Kreisen wirksam
gemacht hat, und die nun neben
und mit ihm ein heut fchon an-
sehnlicher Kreis von Trägern der
öffentlichen Meinung verficht: es
sind „grade die fchlichteren, bisher
weniger beachteten Bauten, aus denen
wir Anregung und Genuß fchöpfen
können. Gerade auf der Schlichtheit
des einzelnen Hauses beruht ja die
unaufdringliche, bei aller reichen
Eigenart fo vornehme Wirkung unsrer
alten malerifchen Städtebilder". Nun
gelt' es, die fchwere Kunst zu stu-
dieren: „Schlichtheit der Erfcheinung
mit künstlerischem Reiz zu vereinen.
Hierfür gibt es keine befferen Vor-
bilder als unfre alten Bürgerhäu-
ser". Wie wunderlich berührt es uns
heute, zu hören, daß die gestrenge
Wisfenschaft nun ernstlich in fich zu
gehen geneigt ist, um am nächstlie-
genden, an dem, was der Maffe
des Volkes Ausdrnck seiner Lebens-
gefühle war, historisch-ästhetifche Ein-
blicke und Anregungen zu gewin-
nen! Das Arbeitsfeld ist unermeß-
lich groß, sagt Stiehl. Möge es der
Gemeinfchaft und nicht nur den Ar-
chiven zu nutze bestellt werden. -t

^ Znr Erschließung der
Mufeen

Eine Frucht des Mannheimer
Museumstages, von dessen Ergeb-
nissen hier kurz berichtet wurde
(XVII, 6. XVIII, 0, ist auch eine neue
Zeitschrift für Verwaltung und Tech-
nik öffentlicher und privater Samm-
lungen. Karl Koetfchau gibt fie
als „Museumskunde" bei Georg Rei-
ner, Berlin herans. Jn dem ersten
Hefte des gediegenen Blattes teilt
Lichtwark einige Anregungen über
„das Nächstliegende" der Museums-
arbeit mit. Er meint, in Berlin,
Dresden, München, Stuttgart, Karls-
ruhe, Düsseldorf fuche man z. B.
in den Gemäldesammlungen verge-
bens nach einem abgerundeten Ge-
samtbilde der örtlichen Malerei,
namentlich der des letztverflofsenen
Jahrhunderts. An einzelnen Orten
ließe sich aber schon jetzt festftellen,
daß die Menge und Bedeutung des
Vergefsenen bedeutender gewesen fei,
als das durch Museum und Kunst-
gefchichte in Erinnerung gehaltene.
„Wir dürfen uns heute gestehen,
daß wir nnsere eigenen Kräfte und
Leistnngen im neunzehnten Jahr-
hundert ganz erheblich unterfchätzt
haben." Die richtige Kenntnis und
Wertschätzung diefer Leistungen zu
gewinnen und zn verbreiten, sei eine
Ausstellnng für eines der nächsten
Jahre geplant: „Die Ausstellung
vergesfener oder mangelhaft bekann-
ter deutscher Meister von f?70 bis
(870 in Berlin und München." Eine
folche Jahrhundertfchau werde die
Mnfeen, foweit fie dessen noch be-
dürfen, wirksam auf eine Vertiefung
in die örtliche Kunst hinweisen. —
Auch wir versprechen uns von einer
solchen Ausstellnng viel, wenn nur
die einzelnen Verwaltungen nirgends
lokalpatriotifch eng vorgehen. Alfo
z. B. nicht Bilder eines Stümpers,
der in Berlin wohnt und Tempelhofer
Paraden malt, ins Mnseum hängen,

(. Aprilheft (905 5(
 
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