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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 20 (2. Juliheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0499

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Zweckmäßigkeit, das Wohuen an Be-
hagen, die ganze städtische Lebens-
form an Schönheit gewänne, wie das
erschrecklich Provisorische unserer heu-
tigen Stadterweiterungsanlagen durch
einen praktisch und ästhetisch haltbaren
Zustand überwunden werden könnte.
Wir haben es hier mit einem neuen
und besonders gut durchgereiften Ver-
such zu tun, das, was als erster Sitte,
dann Henrtci, dessen Aufsätze jetzt
auch gesammelt vorliegen, und an-
dere aus den alten feinen Stadt-
anlagen an brauchbaren Jdeen her-
ausgelöst und vorwiegend theoretisch
weitergebildet haben, zusammenzu-
fassen und möglichst gegenständlich
zu gestalten. Wir könnten auf dicsem
Wege, der bei jeder Stadterweite-
rung geprüft und, so weit es geht,
beschritten werden sollte, an Stelle
des Schemas wieder den Organis-
mus, statt des Wirrwarrs der Füden
wieder ihr sinnvolles Jneinander-
wirken erhalten. Freilich, das ver-
kennt auch Hercher nicht: eine ener-
gische wirtschaftliche Umgestaltung un-
serer großstädtischen Grundpreisver-
hältnisse, die Beschneidung der unsin-

nigen Znwachsrente, des Unwesens der
Bauspekulanten überhaupt muß erst
Raum schaffen für solche praktisch
zweckvollere, ästhetisch sinnvollere Ge-
staltung. Was er da mit der Haupt-
forderung einer eigenen städtischen
Grund- und Baupolitik ausspricht,
ist in bodenreformerischen Bahnen
gut gedacht. Seine letzten Schluß-
wünsche einer einheitlichen Städte-
, bauverwaltung fürs Reich gehen mir
! dagegen ein wenig stark ins Breite
und Weite. Larl Nleißner

Nachträge

Albert Dresdner bittet uns, zu
seinem Aufsatze (Kw. XVIII, W nach-
zntragen, daß das bemerkenswerte
Berliner Geschäftshaus, Ecke Doro-
theen- und Georgenstraße, von Erich
Blunck im Grundriß gemeinsam
mit Otto Richter entworfen, von
diesem dann allein weiter ausge-
staltet ist. — Jn Heft (9, S. 377,
Z. ss von oben spricht Grunsky von
dem „Missenswerten" unter den
Opern des Auslandes; der bekannte
Teufel war anderer Meinnng und
machte ein „Wissenswertes" draus.
Was ihm hiermit verwiesen sei. R

Nnsere kiläer unä l^olen

Vorgesetzt ist unserem heutigen Heft eine Hochgebirgslandschaft von
W. L. Lehmann. Der Berninapaß in einer Sommermondnacht. Jm
bläulich kühlen Schatten der Bergwand liegt ohne Regung der See; in der
stillen grünen Flut schwimmt langsam zergehend das Eis; nur die Sterne
sunkeln über diesem Stück Einsamkeit, und von hinten blicken, blendend-
weiß inr Mondlicht, die Schneegipfel herein. Dem Maler unseres Bildes
sreilich war es in erster Reihe kaum um die „Poesie" dieser Dinge zu
tun. Man spürt es der Darstellung deutlich an, die Formen und Farben
hier sind unter einem Auge entstanden, das vor allem die sinnlichen Neize
an sich schätzt, das den seelischen Hauch in den sinnlichen Reizen erst an
zweiter Stelle empfindet. Aber Lehmann hat diese Reize „an sich" so nngemein
fein und lebendig gefühlt und mit so erlesenem und kräftigem Geschmack
sich dies sein besonderes Stück Welt aus der Natur herausgesehen, daß
seine Darstellung weit über eine bloß sinnlich-lebendige Schilderung hinaus
vom tieferen Wesen ihres Stoffes kündet. Die eigentümliche Weihe der
Hochgebirgslandschaft tritt hier „unwillkürlich" in einer Stärke hervor, wie
sie nuc wenige moderne Darstellungen in höherem Maße aufweisen. w
Ueber die vier Blätter nach Werken Otto Greiners wolle man
unsre heutige Rundschau nachlesen.

2. Fulihest (903
 
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