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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 16 (2. Maiheft 1905)
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Grunsky, Karl: Deutsche Musik in Paris
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Pastor, Willy: Menzel und die Deutsche Malerei: eine Betrachtung zur Menzel-Ausstellung in der Berliner National-Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0244

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a.rrang'einent^; dabei waren übrigens zwei kleine Abstriche gemacht
worden. Unter den leuchtenden Ausnahmen verdient der Bericht von
Gabriel Fnurä gerühmt zu werden, denn wie die unsrigen, so reden
auch die meisten französischen Referenten mit mehr oder weniger
Grazie um die Sache herum. Mit der Beruhigung, daß beinahe nur
Snobisten zu Wagner hielten, ist es also nichts.

Mag in einer geschichtlichen Bewegung, als welche wir die Liebe
zu deutscher Musik würdigen, vieles um den Schwerpunkt ohne ktares
Bewußtsein kreisen, sie bleibt ihres gegründeten Sinnes, ihrer wahren
Absicht darum doch unberaubt. Die deutsche Musik übt in Paris ihre
stille, versöhnende Wirkung aus. Nur langsam, gewiß, aber immer-
hin mehr als z. B. die Friedensgesellschaften hilst sie dem Gedanken
znr Macht, daß beide Völker zusammenwirken sollen. Freilich müssen wir
uns davor hüten, den Ersolg den spezisisch deutschen Eigenschaften
der hohen Musik zuzuschreiben. Nicht ein Kompliment an das Deutsch-
tum ist die französische Anerkennung, sondern ein Beweis dafür, daß
dem Bedeutenden in der Musik auch die Stimme der anderen hoch-
stehenden Völker zusällt. Es ist gewiß keine fade Schwärmerei für
Jnternationalität, wenn wir sagen: der Lebensgehalt in den Schöp-
sungen deutscher Tonmeister ist so tief, daß er auch die französischen
Seelen aufwühlen muß. Lassen wir für heute die Streitfrage beiseit, ob
es eine nationale Mnsik indem Sinne gibt, daß sie außerhalb der Hei-
mat unverständlich bleiben muß. Entweder ist das Große an deutscher
Musik echt und nur deutsch: dann sind ja die Franzosen auf dem besten
Wege, auch deutsch empfinden zu lernen. Oder, es ist jenes Große
die Herzenssprache der Menschheit, dann tönnen die Franzosen fran-
zösisch bleiben und sind zugleich für die feelischen Erschütterungen
empfünglich, die uns im Tiefsten bewegen. Genug, daß wir uns im
Berständnis der großen Meister nähern — auf beiden Seiten kann
das Schönste daraus erblühen. R Grunsky

jVIenrel unci clie Oeutseke sVIalerei

Line Betrachtung zur M en z e l-Aus ste l lu n g in der Berliner
National-G alerie

Leute, dte sich durch den fleißigen Besuch der Sezessions-Aus-
stellungen einen Begrifs vom „Wesen des Malerischen" gebildet haben,
pflegen zwei Zeitabschnitte in der Entwicklung Menzels zu unterscheiden:
einen früheren, in dem er malen konnte, und einen späteren, in dem
er das nicht mehr konnte. Die Bilder der ersten Zeit gehen zurück
bis in die vierziger Jahre. Damals entstanden Tafeln wie die „Zimmer-
ecke mit der geösfneten Balkontüre", „Blick in den Garten des Prinzen
Albrecht", „Am Kreuzberg bei Berlin", „Vorstellung im Ibeatre
^mna86". Sachen alles, die in einer Sezessionsausstellung heute
noch in allen Ehren bestehen würden. Das Gegenständliche spielt
in diesen Bildern kaum eine Rolle, sie sind nicht geistreich, vermitteln
keine dichterische Jdee, kaum eine Stimmung; aber die Hauptsache:
sie sind gemalt. Und zehn Jahre später gehen aus der Werkstatt
des nämlichen Menzel Bilder hervor, die so ziemlich das Gegenteil
der älteren sind; die Geschichten erzählen, die einen Jnhalt haben,

202 Aunstwart XVIII, 16
 
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