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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 13 (1. Aprilheft 1905)
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Avenarius, Ferdinand: Der Fall Lienhard
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0036

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Gefahr, ein mit den höchsten Anstrengungen des Menschengeistes errungenes
Erbe unsrer Großen zu vergessen oder zu entwerten, heute bei Reifen noch
besteht. Und wo sich Lienhard innerhalb seiner Kraft bescheidenen Aufgaben
schlicht hingibt, da werden auch die Reifen sich seiner Gaben in Zukunft
so gut freuen können, wie sie's bisher schon getan. Jm Hochlande auch der
Poesie allerdings wandelt nun einmal nur ungefährdet, wer sür den Nebel
den Kompaß hat.

lLurn 8ckl«8s

Aus Lienhards Angriffe auf den Kunstwart noch einmal einzugehn,
hab' ich ganz und gar keinen Grund, denn was sachlich darüber zu sagen
war, hab' ich längst und zum Teil schon mehr als einmal gesagt, ohne daß
es Lienhard von seinen Behauptungen irgendwie abgebracht hätte. Das
schadet wohl auch nicht viel. Um am Verinnerlichen nach meinen
Kräften mitzuhelfen, hab' ich mein Blatt gegründet, im Kampfe für das
Seelische in allen Künsten, im Kampfe gegen das Aesthetentum hab'
ich mich die bald zwanzig Jahre seitdem bei ihm wie bei all meinen Bildern!
und Büchern wohl gefühlt. Nach Lienhard hab ich trotzdem im wesentlichen
keine höhere Aesthetik als die „der bemalten Vase und des gedrechselten
Stuhls", hab ich „Außen"- und „Oberslächenkultur" getrieben. Jch denke
an unsre großen Alten und unsre tüchtigsten Neuen, an Herder, Klopstock,
Claudius und Goethe und Schiller, an Hebbel und Mörike und Keller bis
zu Raabr und Spitteler und den Werdenden, die noch nicht bis zum Buche
kamen, ich grüße dankbar Dürer und Rembrandt, Rethel, Richter, Böcklin,
Thoma und Klinger im Geist, und Wagner, Liszt und Hugo Wolf, ich blicke dann
wieder aus „Meisterbilder" und „Bunte Bühne" und „Hausbuch" hin und
auf Kulturarbeiten und Heimatschutz und Dürerbund. Alles „Außenkultur",
alles „Oberflächenkultur"? Jch will doch lieber dabei bleiben.

Und nun dank ich Allen recht schön, die mir bis hierher gefolgt sind.
Jch meine, wir bekommen nun endlich Frieden im Land.

Ferd. Avenarins

Vlätter

stseue VattLcken

Vorbemerkung. Heute ganz anspruchslos eine kleine Zusammen-
stellung neuer Balladen. Es wird nicht lange dauern, so zeigen wir den
Freunden hier oder an anderer Stelle von ihnen mehr und dürfen dann
vielleicht auch einmal vom psychologischen Wesen der ganzen Gattung fprechen.
Heut sollen die Proben nur auf die Bücher aufmerksam machen, in denen
sie erschienen sind.

„Thies und Ose" von Falke stammt aus den „Hohen Sommer-
tagen" (Hamburg, Janssen), „Ose" von Loewenberg, das man gern
damit vergleichen wird, aus „Von Strand und Straße" (Hamburg, M. Glo-
gau jun.). Münchhausens „Glocke von Hadamar" und „Der Marschall"
aus seinen „Balladen" (Goslar, Lattmann), „Alte Landsknechte" aus seinem
„Ritterlichen Liederbuch" (ebd.). Des Prinzen von Schönaich-Caro-
lath „Sulamith" ist seinen „Gedichten" (Leipzig, Goeschen), Spittel ers
„Blütenfee" ist seinen „Balladen" (Zürich, A. Müller), Vierordts „Hexen-
geiger" ist seinen „Neuen Balladen" (Heidelberg, Winter) entnommen.

*

s. Axrilhest (Z05

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