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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 20 (2. Juliheft 1905)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0500

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Gluck, Arie des Paris aus Paris und Helena. Zu dieser Probe

bitten wir den Leser, den Aufsatz von Arend heranzuziehen. Obwohl

im 2. Oktoberheft l900 schon eine Beilage aus Paris und Helena er-

schien, glaubten wir die Ausführungen nicht ohne neuen anschaulichen Be-

weis vom hohen Kunstwert jener Oper lassen zu dürfen. Jn schöner, bald
vier- bald zweitaktiger Gliederung (der man den Atem anpasse!) wölbt
sich die melodische Linie. Besonders ausdrucksvoll, wenn die Hervor-
hebung eines Ausdrucks hier überhaupt gestattet ist, gibt sich die Stelle
mit dem Sprung in die untere Septime zu erkennen: „ich seh auf immer
jetzt". Zur ähnlichen Begleitung wird dann: „und in der Seele mir"

ganz anders gewendet.

Julius Weismann, Lied: der Reisebecher. Jm vorigen Heft
hat Decsey den Komponisten, der hier das erstemal im Kunstwart zu Wort
kommt, anläßlich des Grazer Tonkünstlerfestes erwähnt. Um eine Nach-

prüfung des Werturteils zu ermöglichen, bringen wir ein Lied Weismanns.
Die etwas spröden Verse sind in flüssiges musikalisches Metall umgegossen.
Etwas Liebenswertes, Gewinnendes, Natürliches steckt auch in den beiden
andern Liedern, die bei Carl Grüninger (Klett und Hartmann) in Stutt-

gart erschienen sind. Zugleich machen wir aus drei Klavierstücke Thuilles

und auf unbekannte Ländler Schuberts (für Klavier und für Violine
mit Klavier) aufmerksam; mit diesen Stücken hat sich der neue Musik-
verlag aufs vorteilhafteste eingeführt. — Nachträglich verzeichnen wir zum
Tonkünstlerfest noch die musikdramatischen Aufführungen: in Graz ging
Kienzls Don Quixote über die Szene, in Wien Feuersnot von R. Strauß,
der faule Hans von Oskar Nedbal (dem Bratschisten des Böhmischen Streich-
quartetts), die Rose vom Liebesgarten von Hans Pfitzner (siehe unsere
Beilage im ersten Oktoberheft OOO und Liszts Legende der heiligen Elisabeth.

Martin Frey, Alte Volksreime in Kanonform. Die zwei Seiten
des Schlummerliedchens machen den Anfang einer kleinen Reihe solcher
mehrstimmiger Bearbeitungen, die einem wenig beachteten Stoff neuen Reiz
leihen. Mögen die anspruchslosen Volksreime, denen das leichte Kleid der
Kanonform so natürlich ansteht, in diesem Gewand Vielen willkommen sein!

Otto Barblan, Klavierstück op. 3, st Zunächst bringen wir von
diesem bedeutenden Schüler Faißts, der abseits von allem Parteigetriebe
in Genf wirkt, eine kleine Probe seiner Klaviermusik, um den Leser die
erste Fühlung mit einem Künstler gewinnen zu lassen, der jedensalls An-
spruch auf Beachtung erheben darf. Jndem wir eine ausführliche Würdi-
gung vorbehalten, geben wir heute den Ueberblick über das, was uns von
Barblans Schaffen vorliegt. Rieter-Biedermann veröffentlichte Werk 2—H,
Klavierstücke von eigenartiger Prägung, obschon die Einwirkung von Schumann
und Brahms erkennbar durchklingt; ferner Werk j, 5, 6 für die Orgel,
besonders empfehlenswert das letztere, eine Passacaglia. Noch bedeutender
ist eine Orgel-Chaconne über LZ.68, im Verlag von Leuckart. Bei Kahnt er-
schien der Z7. Psalm für unbegleiteten Doppelchor; bei Sandoz Werk 9,
U und (3, Männerchöre. Wir würden uns freuen, zur Anerkennung eines
Komponisten beizutragen, der etwas kann, nicht etwa bloß als Macher
und Könner, sondern als wirklicher Künstler.

tzerausgeber: Ferdinand Avenartus in Dresden- Blaservitz; verantroortlich:

i. V. Eugen Kalkschmidt, Dretzden - Blasewitz — Berlag von Leorg D. W. Lallwey,
Druck von Kastner <L Callwey, kgl. tzofbuchdruckerei in München

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Ruustwart XVIII, 20
 
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