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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 23 (1. Septemberheft 1905)
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Schultze-Naumburg, P.: Friedhöfe
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0647

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Familien an alten Orten in ähnlicher Weise errichtet haben. Man
findet sie überall da, wo Tradition den Sinn und die Hände sicher
leitete. Hier vergleiche man das eiserne Gitter mit dem auf den

vorhergehenden Bildern gezeigten oder mit dem aus Abb. 8, und

man vergleiche die stille sriedliche Tür mit der sogenannten Gotik,

die sich aus Abb. 8 spreizt.

Das Ergebnis, das ich aus meinen Bildern gezogen haben möchte,
sollte solgendes sein: Wenn wir eine würdige Gestaltung unserer

Gräber verlangen, brauchen wir dazu kein blühendes Kunstgewerbe
und kein hochentwickeltes Handwerk, sondern nichts als eine an-
ständige Gesinnung und ein Auge, das sich seine natürliche ange-
borene Fähigkeit, aus der Erscheinung der Dinge ihr Wesen zu er-
kennen, bewahrt hat. Dann werden die Friedhöse wieder das werden,
was sie sonst waren und was sie nach ihrem Namen sein sollten:
Orte des Friedens.

Ueber Friedhofsanlagen und -Denkmäler ein andermal.

H S ch u l tz e - N a u m b u r g

-lus clen 8ckriften unct kriefen von franL Lis2l

Vorbemerkung. Die folgend-e Auswahl soll unsern Aussatz in
diesem Hefte ergänzen und illustrieren. Sie ist sv getroffen, daß die Viel-
seitigkeit des Jnhalts dieser literarischen Werke möglichst klar zutage
tritt. Deshalb sind Abschnitte wie der über die Seidenarbeiter in Lyon
mit aufgenommen. Es ist jedenfalls bezeichnend, daß zu einer Zeit, jda
derlei Fragen noch lange nicht alle Welt bewegten, einer der gefeiertsten Vir-
tuosen so schrieb. Liszts Streben war ja stets, aus der Enge des Spezialisten-
tums alle Künstler auf den Standpunkt allgemeinster menschlicher Jnter-
essen zu stellen. Unsere Auswahl wird zur Genüge zeigen, daß er die
Persönlichkeit ist, die noch immer auf dem Wege nach diesem Ziele als
Führer dienen kann. G G

Die Zitate aus den Ges. Schriften sind am Schlusse durch Angabe
des Bandes (I—VI) gekennzeichnet, die Briefzitate nur durch Angabe des
Empsängers.

(P ersö n liche s.) Als ich zu ahnen begann, was die Kun st werden
könnte, was der Künstler werden müßte, war ich wie erdrückt von
den Unmöglichkeiten, die sich auf allen Seiten dem Wege entgegenstellten,
den sicH meine Gedanken vorgezeichnet hatten. Ueberdies nirgends ein sym-
pathisches Wort des Gleichgesinntseins findend — nicht unter den Welt-
leuten und noch weniger unter den Künstlern, die in bequemer Gleich-
gültigkeit dahinschlummerten, die nichts von mir und nichts von den Zielen
wußten, die ich mir gestellt, nichts von den Fähigkeiten, die mir zuerteilt
waren — überkam mich ein bitterer Widerwille gegen die Kunst, wie ich
sie vor mir sah: erniedrigt zum mehr oder minder einträglichen Hand-
werk, geftempelt zur Unterhaltungsquelle vornehmer Gesellschaft. Jch hätte
alles in der Welt lieber sein mögen als Musiker im Solde großer Herren,
patronisiert und bezahlt von ihnen wie ein Jongleur oder wie der weise
Hund Munito.

I 572 Runstwart XVIII, 23
 
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