Delitzsch.
nach dom schärferen oder gelinderen Brande ist das Schwindmaass ein stär-
keres oder schwächeres gewesen — ein Format, wie cs nebenstehende Figur
in den Maassen angiebt. Sie sind im
Allgemeinen zwar gut gebrannt, aber
doch nicht so stark, wie die einige Jahr-
hunderte älteren (vergleiche das, wah
über die Backsteine nnter Mörtitz gesag
werden wird). Klinker finden sich nur
selten und daher ist die Farbe auch nicht gerade dunkclroth. Ueberdies scheint
es, als ob die Beschatten heit der Steine sogar während der Bauzeit weniger gut
geworden wäre, denn der Chor und die östliche Partie übeihaupt bestehen aus
härteren und dunkeieren Steinen als der Thurm.
Wenn man nun annchmon wollte, dass das Backstcinmatorial ursprünglich
als solches belassen wäre, wie es doch in den Gegenden der ausschliesslichen
Backsteinbanten die Regel bildet, und wie man nach dem gegenwärtigen Zustande
unserer Kirche wohl vermuthen sollte, so wäre das irrthümlich; denn thatsächlich
sind anfänglich wohl nicht nur alle Wandtlächen, sondern auch die Strebepfeiler
und die in Backstein ausgeführten Gesimse, so namentlich das Fiauptgesims mit
einem feinen Mörtel Überzüge versehen und in diesem sogar verzahnte Quadcrung
z. B. an den Strcbcpfcilerecken und Fenstergewänden ausgeführt gewesen. Bass
dem so war, Hesse sich schon aus zwei chronicalen Angaben der Jahre 1404 und
1585 entnehmet!, welche besagen, dass die Kirche geweisst worden sei. Da hier
mur,wie sich weiter unten zeigen wird, das Kirchcnäusscre gemeint sein kann
und man die Backsteine selber nicht geweisst haben wird, so muss ein Mürtci-
überzug vorhanden gewesen sein. Uebrigens finden sich auch noch Spuren dieses
AVrputzes z. B. am Hauptgesimse, unter dem noch ein geputzter Fries hcrlief, so
wie an den Strebepfeilern; auch lässt sich diese Weise an anderen Bauwerken,
vorzüglich an Kirchen des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts in dieser Gegend
so häufig antreffen, dass es nicht unmöglich ist, die Delitzschcr Kirche habe
für jene erst das Vorbild abgegeben. Obwohl die Färbung des Putzes nicht
mehr erkennbar ist, so dürfte doch aus Bauwerken, an denen sich solcher Putz
besser erhalten hat, mit Sicherheit zu schliesscn sein, dass die Quaderung, die
Fenster- und Thürwandung bez. deren Umrahmung und dass Hauptgesims mit
seinem Friese roth waren, während sich die Wandtlächen weiss oder doch hell-
farbig davon abhoben. An der Kreuzkapelle verblieb der an sich rothe Sandstein
natürlich ohne Verputz. So auffällig nun auch diese Weise, ein ganzes Gebäude
und namentlich die structiven Theile zu putzen, für die gothische Zeit scheinen
mag, so darf man doch zweierlei zu berücksichtige nnicht vergessen; zunächst, dass
cs die Spätzeit der Gothik ist, welche den Bau gebar, uud dann, dass diese Gegend
den unvermischten Backsteinbau überhaupt nicht geptlegt, mithin dessen eigen-
artige Anforderungen auch nicht ganz gekannt und berücksichtigt hat, dass
man hier in Hinsicht auf die ebenfalls bekannte Sandsteinverarbeitung um so
mehr geneigt war, da, wo der Sandstein fehlte oder thouer zu stehen kam, ein
Surrogat, den farbigen Putz, an seine Stelle treten zu lassen. Dass darunter die
Monumentalität des Baues litt, wurde im 15. Jahrhundert schon geringer ange-
schlagen, als der augenscheinliche, aber auch nur augenscheinliche Vortheil, den
nach dom schärferen oder gelinderen Brande ist das Schwindmaass ein stär-
keres oder schwächeres gewesen — ein Format, wie cs nebenstehende Figur
in den Maassen angiebt. Sie sind im
Allgemeinen zwar gut gebrannt, aber
doch nicht so stark, wie die einige Jahr-
hunderte älteren (vergleiche das, wah
über die Backsteine nnter Mörtitz gesag
werden wird). Klinker finden sich nur
selten und daher ist die Farbe auch nicht gerade dunkclroth. Ueberdies scheint
es, als ob die Beschatten heit der Steine sogar während der Bauzeit weniger gut
geworden wäre, denn der Chor und die östliche Partie übeihaupt bestehen aus
härteren und dunkeieren Steinen als der Thurm.
Wenn man nun annchmon wollte, dass das Backstcinmatorial ursprünglich
als solches belassen wäre, wie es doch in den Gegenden der ausschliesslichen
Backsteinbanten die Regel bildet, und wie man nach dem gegenwärtigen Zustande
unserer Kirche wohl vermuthen sollte, so wäre das irrthümlich; denn thatsächlich
sind anfänglich wohl nicht nur alle Wandtlächen, sondern auch die Strebepfeiler
und die in Backstein ausgeführten Gesimse, so namentlich das Fiauptgesims mit
einem feinen Mörtel Überzüge versehen und in diesem sogar verzahnte Quadcrung
z. B. an den Strcbcpfcilerecken und Fenstergewänden ausgeführt gewesen. Bass
dem so war, Hesse sich schon aus zwei chronicalen Angaben der Jahre 1404 und
1585 entnehmet!, welche besagen, dass die Kirche geweisst worden sei. Da hier
mur,wie sich weiter unten zeigen wird, das Kirchcnäusscre gemeint sein kann
und man die Backsteine selber nicht geweisst haben wird, so muss ein Mürtci-
überzug vorhanden gewesen sein. Uebrigens finden sich auch noch Spuren dieses
AVrputzes z. B. am Hauptgesimse, unter dem noch ein geputzter Fries hcrlief, so
wie an den Strebepfeilern; auch lässt sich diese Weise an anderen Bauwerken,
vorzüglich an Kirchen des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts in dieser Gegend
so häufig antreffen, dass es nicht unmöglich ist, die Delitzschcr Kirche habe
für jene erst das Vorbild abgegeben. Obwohl die Färbung des Putzes nicht
mehr erkennbar ist, so dürfte doch aus Bauwerken, an denen sich solcher Putz
besser erhalten hat, mit Sicherheit zu schliesscn sein, dass die Quaderung, die
Fenster- und Thürwandung bez. deren Umrahmung und dass Hauptgesims mit
seinem Friese roth waren, während sich die Wandtlächen weiss oder doch hell-
farbig davon abhoben. An der Kreuzkapelle verblieb der an sich rothe Sandstein
natürlich ohne Verputz. So auffällig nun auch diese Weise, ein ganzes Gebäude
und namentlich die structiven Theile zu putzen, für die gothische Zeit scheinen
mag, so darf man doch zweierlei zu berücksichtige nnicht vergessen; zunächst, dass
cs die Spätzeit der Gothik ist, welche den Bau gebar, uud dann, dass diese Gegend
den unvermischten Backsteinbau überhaupt nicht geptlegt, mithin dessen eigen-
artige Anforderungen auch nicht ganz gekannt und berücksichtigt hat, dass
man hier in Hinsicht auf die ebenfalls bekannte Sandsteinverarbeitung um so
mehr geneigt war, da, wo der Sandstein fehlte oder thouer zu stehen kam, ein
Surrogat, den farbigen Putz, an seine Stelle treten zu lassen. Dass darunter die
Monumentalität des Baues litt, wurde im 15. Jahrhundert schon geringer ange-
schlagen, als der augenscheinliche, aber auch nur augenscheinliche Vortheil, den