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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0034
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Kreis Delitzsch.

2R

das billigere Ersatzmittel bot, und so charakterisirt sich hierdurch der Stil und
Kunstwerfh ohne lange Erörterungen von selbst. Mehr noch wird sich dieser
Werth beurtheilcn lassen, wenn jetzt vor der Beschreibung des Innern die Ent-
stehungsgeschichte des Bauwerkes nach den chronicalen Angaben fortgeführt wird.
Als I-102 der Beschluss gefasst war, die Kirche neu zu bauen, musste sich
der Maurer Martin den Chor (wahrscheinlich der Dominicaner in Leipzig)
zweimal besehen, um darnach zu bauen. Der Chor und die Sacristei mit der über
ihr befindlichen Berbekammer wurden dann zuerst gegründet. Die Sandsteine
zum Kirchenbau kamen von AVeissenfcls, wie zum Jahre 1410 angemerkt wird.
1414 hingt man das Schiff zu bauen an und verdingt die Ürgelherstellung an den
BrgclbaumcistcrSchabinkese. Zehn Jahre später wird dieKreazkapelle im Maucr-
werko fertig gestellt und mit einem Ihurme — zweifelsohne ein Dachreiter — ver-
sehen. Dieser ward wiederum nach einem Leipziger Vorbilde hergestcllt, welches
der Zimmermann und der Schieferdecker Hans Zcorbig auf Stadtkosten besich-
tigen mussten. 0 Das Mauerwerk hatte Meister Martin und sein Sohn Johannes
ausgeführt. 141kl arbeitete der Zimmermanu H'enze Hunger' für den Chor der
Kirche das Gehölze zum Dache und Ihurme. Dass der eigentliche Thurm im
Vesten der Kirche gemeint ist, kann nicht angenommen werden, weil derselbe,
"Je im Folgenden sich zeigen wird, dieser Zeit, wenn überhaupt schon begonnen,
doch noch keineswegs fertig gestellt war; es wird vielmehr der gleich zu erwäh-
nende, nicht mehr vorhandene Dachreiter auf der Mitte des Schiffes gemeint sein,
ln diesem Jahre wurden auch die Maasswerksformen zu den Fenstern gehauen
und eingesetzt. Die Verglasung, mit „Schilden und Bildern" versehen, bezog inan
aus Halle und Leipzig. Interessant ist, dass 1434 die Innung der Schumacher
ein Gewerbe, dem iti Delitzsch zuerst der Innungsbrief bestätigt wurde und welches
alsdann bis heute daselbst geblüht hat — ein Kirchenfenster für 20 Gulden machen
liess. 1433 wurde der Chor, d. h. das Dach desselben gerichtet und durch den
Schieferdecker Michael von Halle mit 43Ccntnern Schiefer eingedeckt. 1437 weihte
der Suffragan den Altar, die Kirche und den sie umgebenden Kirchhof ein. Fertig
aber war die Kirche noch keineswegs; denn nachdem 1430 Henze Hunger, der
Zimmermann, und Nicolaus Fischer (wohl ebenfalls Zimmermann) für die Zube-
reitung des Dachholzes eine Summe erhalten hatten, vollendete man den Bau im
darauf folgenden Jahre dadurch, dass vom 12. Juni ab zwei Wochen lang das
Kirchendach „gehoben und gerichtet" wurde; in diese Zeit wird auch das Richten
eines Dachreiters mit „Knopf und Busch"-) scheinbar von nicht unbedeutender
Hübe auf der Dachmitte einbegriffen sein. Die Eindeckung des flaches und
Thurnies (d. h. des Dachreiters) sowie die Bekleidung des (West-) Giebels und (die
Abdeckung) der Pfeiler besorgte der Schieferdecker Hans Zörbig. Fertig war das
Gebäude auch jetzt noch nicht; denn 1462 wird „zur Kirchen Vollendung" eine
Almosensammlung veranstaltet, welche wohl vornehmlich die noch zu beschreibende

h„ÜGr. tiPf. nm)sconsuinsimusiuLipczk,quandoin'ovidimusaciemaltitudini.scc-
clesiac'* heisst es in dem Schriftstücke.
3) Was unter dein Husche zu verstehen ist, lässt sich nicht sicher angeben; nntth-
ntaasslich ist ciue m ihrem zerrissenen suüigothischcu Blattwerk allerdings buschartig aus-
scheudc Metallkronc gemeint.
 
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