Kreis Delitzsch.
bo
Xutiächst sind noch einige besondere Kunstwerke am Aeusseren der
Kirche der Besprechung wert)), in dem vermauerten Kirchent'enstor, weiches in
der Westfront vor dem südtichen Nebenschiffe hegt, sieht man eine Meine weib-
iioiie Heiligenfigur ans Stein eingemauert. Man vermag von ihr nicht mehr
xu erkennen, als dass die Arbeit, was den Faltenwurf anbetrifft, nicht schlecht ist.
Unter dem Erkner für die Schlagglocken gegen Süden sieht man zwei von
dem Dachsimse geschützte Figuren dicht neben einander in gothisc-her Weise bis
unter die Brust aus der Wand vorkragen. Sie sind unbekleidet und den natür-
iohen Farben entsprechend bemalt oder doch bemalt gewesen. Die Arbeit an sich
ist nicht eben kunstreich; sie zeigt durchaus eine spätgothische Auffassung. Die
Bedeutung und der Zweck dieser Figuren sind hoch interessant; die linke Figur
soll Adam, die rechte, die iu der Hand einen Apfel hält, Eva sein. Der Arm
Evas mit dem Apfel ist beweglich und seit Menschengedenken steckt er mit dem
Mittagsschlage am Peter-Paulstage, an welchem zu Delitzsch der grösseste Markt
abgehalten wird und also zahlreiches Volk auf dem Marktplatze versammelt zu
sein pflegt, dem Adam den Apfel in den Mund, ein Schauspiel, welches von allen
alljährlich neugierig erwartet wird. Welche Veranlassung dieser Volksbelustigung
seitens der Kirche zu Grunde liegt, ob ihr überhaupt ein ernster Zweck und
welcher innewohnt oder doch innegewohnt hat, kann nicht angegeben werden,
genug, sie hat sich als ein Ueberkommniss vergangener Tage bis heute erhalten
und scheint auch weit entfernt, ihren Reiz in Zukunft verlieren zu sollen.
An dem westlichen Strebepfeiler der Südkapelle findet sich unten ein halb-
nmgittertes Epitaphium eingelassen, welches im Hochrelief einen geharnischten
Ritter darstellt, der auf einer von einem Wappenschilde gezierten Consolc steht.
Der Ritter hält, in der Rechten sein Schwert, in der anderen einen Schild
mit Helmzier. Die Arbeit selbst ist nicht bedeutend. Die Randumschrift in
Minuskeln laufet:
Atttto Mn Ht - rar - t Mc - Rtf hmi't'n) - ultiit -
uttu M* hl] i Mut! in mtk - tut! - H'uVMut F - ptm* utttfH o
Diese Schrift, erhaben gearbeitet, ist wegen theilweiser Verwitterung des Steines
nicht mehr durchweg mit Sicherheit lesbar; wir theilen sie daher in den fehlenden
Stücken so mit, wie sie Lehmann zu dem Jahre 147d wohl richtig angiebf. Dorf
linden wir auch, dass dieser Otto von Schidingen Amt- und Hauptmann in Zörbig
und Bitterfeld war, 1456 mit dem Herzoge Albrecht in das heilige Land ging und
bei seiner Rückkehr auf dem Schiffe starb. Sein Sohn Hans, Hauptmann zu
Delitzsch, liess ihm diesen Grabstein setzen.
An eben diesem Eapellenpfeiler über diesem Steine erblickt man das frei
gehauene Steinbild des h. Petrus mit dem Schlüssel und ihm entsprechend am
nächsten Pfeiler der Kapelle steht das Bild des h. Paulus, welcher Schwert und
BuchG) hält. Diese Statuen der beiden Titelheiligen erreichen noch nicht Lebens-
grösse und sind von geringer Bedeutung als Kunstwerke.
Mehr Beachtung verdient dagegen die plastische Gruppe lebensgrosser Figuren,
welche sich in Sockelhöhe zwischen den Pfeilern der Südostwand des Chores
hinter einer Vergitterung und unter eitler flachbogigcn Gewölbekappe befinden.
Die Gruppe wird der Oelberg genannt, weil sie die Scene des Heilandes mit
bo
Xutiächst sind noch einige besondere Kunstwerke am Aeusseren der
Kirche der Besprechung wert)), in dem vermauerten Kirchent'enstor, weiches in
der Westfront vor dem südtichen Nebenschiffe hegt, sieht man eine Meine weib-
iioiie Heiligenfigur ans Stein eingemauert. Man vermag von ihr nicht mehr
xu erkennen, als dass die Arbeit, was den Faltenwurf anbetrifft, nicht schlecht ist.
Unter dem Erkner für die Schlagglocken gegen Süden sieht man zwei von
dem Dachsimse geschützte Figuren dicht neben einander in gothisc-her Weise bis
unter die Brust aus der Wand vorkragen. Sie sind unbekleidet und den natür-
iohen Farben entsprechend bemalt oder doch bemalt gewesen. Die Arbeit an sich
ist nicht eben kunstreich; sie zeigt durchaus eine spätgothische Auffassung. Die
Bedeutung und der Zweck dieser Figuren sind hoch interessant; die linke Figur
soll Adam, die rechte, die iu der Hand einen Apfel hält, Eva sein. Der Arm
Evas mit dem Apfel ist beweglich und seit Menschengedenken steckt er mit dem
Mittagsschlage am Peter-Paulstage, an welchem zu Delitzsch der grösseste Markt
abgehalten wird und also zahlreiches Volk auf dem Marktplatze versammelt zu
sein pflegt, dem Adam den Apfel in den Mund, ein Schauspiel, welches von allen
alljährlich neugierig erwartet wird. Welche Veranlassung dieser Volksbelustigung
seitens der Kirche zu Grunde liegt, ob ihr überhaupt ein ernster Zweck und
welcher innewohnt oder doch innegewohnt hat, kann nicht angegeben werden,
genug, sie hat sich als ein Ueberkommniss vergangener Tage bis heute erhalten
und scheint auch weit entfernt, ihren Reiz in Zukunft verlieren zu sollen.
An dem westlichen Strebepfeiler der Südkapelle findet sich unten ein halb-
nmgittertes Epitaphium eingelassen, welches im Hochrelief einen geharnischten
Ritter darstellt, der auf einer von einem Wappenschilde gezierten Consolc steht.
Der Ritter hält, in der Rechten sein Schwert, in der anderen einen Schild
mit Helmzier. Die Arbeit selbst ist nicht bedeutend. Die Randumschrift in
Minuskeln laufet:
Atttto Mn Ht - rar - t Mc - Rtf hmi't'n) - ultiit -
uttu M* hl] i Mut! in mtk - tut! - H'uVMut F - ptm* utttfH o
Diese Schrift, erhaben gearbeitet, ist wegen theilweiser Verwitterung des Steines
nicht mehr durchweg mit Sicherheit lesbar; wir theilen sie daher in den fehlenden
Stücken so mit, wie sie Lehmann zu dem Jahre 147d wohl richtig angiebf. Dorf
linden wir auch, dass dieser Otto von Schidingen Amt- und Hauptmann in Zörbig
und Bitterfeld war, 1456 mit dem Herzoge Albrecht in das heilige Land ging und
bei seiner Rückkehr auf dem Schiffe starb. Sein Sohn Hans, Hauptmann zu
Delitzsch, liess ihm diesen Grabstein setzen.
An eben diesem Eapellenpfeiler über diesem Steine erblickt man das frei
gehauene Steinbild des h. Petrus mit dem Schlüssel und ihm entsprechend am
nächsten Pfeiler der Kapelle steht das Bild des h. Paulus, welcher Schwert und
BuchG) hält. Diese Statuen der beiden Titelheiligen erreichen noch nicht Lebens-
grösse und sind von geringer Bedeutung als Kunstwerke.
Mehr Beachtung verdient dagegen die plastische Gruppe lebensgrosser Figuren,
welche sich in Sockelhöhe zwischen den Pfeilern der Südostwand des Chores
hinter einer Vergitterung und unter eitler flachbogigcn Gewölbekappe befinden.
Die Gruppe wird der Oelberg genannt, weil sie die Scene des Heilandes mit