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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Hertzka, Adolf: Streiflichter aus der Praxis
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0057

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Streiflichter aus der Praxis.

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ein Vorbad von Sodalösung oder Ammoniak mit Vortheil
angewendet wird.
2. Ein grösserer Gehalt an Entwicklungssubstanz (Pyrogallus-
säure, Glycin u. s. w.) kräftigt rasch die Lichter, be-
schleunigt wesentlich den Entwicklungsprocess, so dass die
Schattenpartien Zurückbleiben, weshalb diese Modification
bei geringer Ueberexposition, flauer Beleuchtung oder zu
weich arbeitenden Platten gute Dienste leisten wird.
3. Der mit Wasser verdünnte Entwickler verlangsamt den
Process, gibt den Schatten Gelegenheit, sich mehr durch-
zuarbeiten, bevor die Lichter sich noch genügend ge-
kräftigt haben, vermeidet daher Härte und wird deshalb
bei kurzen Aufnahmen oder zu hart arbeitenden Platten
angebrächt sein.
4. Der einmal gebrauchte (alte) Entwickler führt zu dem
gleichen Resultate wie der Bromzusatz, er wirkt zurück-
haltend, klärend und wird dort angewendet werden, wo
es sich um starke Ueberexposition oder Allgemeinschleier
handelt.
Von dem Bestreben ausgehend, einen Entwickler ausfindig
zu machen, der sich mit Leichtigkeit den gegebenen Umständen
anpassen lässt, habe ich die verschiedensten Substanzen der
eingehendsten Prüfung unterzogen. Gleich nach den ersten Ver-
suchen erkannte ich, dass Glycin eine höchst bemerkenswerthe
Entwicklersubstanz sei, denn es arbeitet vollkommen schleier-
los, gibt einen feinen Niederschlag, während aber — wie
auch im vorigen Jahrgange dieses Jahrbuches S. 405 ausgeführt
ist — die langsame Wirkung des Glycins es zum Gegentheile
von Rapidentwicklern und mehr geeignet für Reproduktionen
und Strichzeichnungen macht.
Meine Versuche führten mich zur Combination des Glycins
mit Pyrogallussäure, welche Art der Entwicklung zuerst von
mir angegeben wurde.
Genannte Combination lässt die oben angeführten Nach-
theile des Glycins wegfallen, während die erwähnten Vortheile
bestehen bleiben; der combinirte Entwickler gibt, trotzdem er
die Schattenpartien sehr herausholt, völlig klare Negative mit
feinem Niederschlag, bringt die zarten Uebergänge der Lichter
noch harmonischer zum Ausdruck, als dies bei Pyro der Fall
ist, und gestattet schliesslich — was von wesentlicher Bedeu-
tung ist — einen weit grösseren Spielraum in der Exposition.
Mein Bestreben war dahin gerichtet, einen Entwickler her-
zustellen, der sich in gleichem Masse für Bromsilber- als auch
für Diapositivplatten eignet.
 
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