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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Lumière, Louis; Lumière, Auguste; Seyervetz: Ueber eine neue Gruppe von Entwicklern aus der aromatischen Reihe
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0078

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Ucbcr eine neue Gruppe von Entwicklern etc.

Der Zusatz von Bromkalium verhindert die Bildung des
Schleiers. Die besten Resultate haben wir mit einem folgender-
massen zusammengesetzten Entwickler erzielt:
Phenylhydroxylamin.1 g,
Wasserfreies schwefligsaures Natron . 3 „
Wasser 100 ccm,
lOprocentige Bromkalium-Lösung . . 8 „
Der Zusatz von Alkali dagegen verstärkt die Schleierbildung
ganz bedeutend. Wir haben gefunden, dass aus dem Phenyl-
hydroxylamin bei seiner entwickelnden Wirksamkeit durch den
Verlust von fO Nitrosobenzol, C6H6, NO, hervorgeht, wie an den
Eigenschaften der entstehenden Substanz leicht erkannt werden
konnte. Ob der Schleier vielleicht von einer extremen Wirkung
dieses Stoffes herrührt, waren wir nicht im Stande aufzuklären.
Das Phenylhydroxylamin und das Paraamidophenol sind
zwei isomere Körper. Es ist interessant zu sehen, dass die-
selben, obgleich sie ziemlich verschiedene Eigenschaften zeigten,
indem jenes eine kräftige, dieses eine schwache Base ist, die
Fähigkeit zu entwickeln besitzen, allerdings gleichfalls unter
der Voraussetzung verschiedener Bedingungen, indem nämlich
der erstgenannte Körper nur in wässeriger Lösung die er-
wähnte Wirkung zeigt, während der an zweiter Stelle genannte
das Bromsilber nur in Gegenwart von Alkalien reducirt.
Uebrigens lässt sich durch blosse Erhitzung des Phenyl-
hydroxylamins in angesäuertem Wasser Paraamidophenol er-
zeugen. Die Umlagerung der Atome wird durch folgende
Formel dargestellt:
NHOH- 0,3^^
Diese Umlagerung führt also zur Para-Stellung und der
neue Körper zeigt dann alle Eigenschaften des Paraamidophenols.
Das Phenylhydroxylamin ist eine aus prächtigen weissen,
seidenartig aussehenden Krystallnadeln bestehende Substanz,
die sich leicht herstellen lässt. Sie schmilzt bei 80 bis 81 Grad.
Im Wasser ist sie ziemlich leicht löslich, dagegen nimmt sie
nur schwel’ Wasser an und es macht sich auch beim Auflösen
der Substanz ein ziemlich langes Schütteln nothwendig. Die
wässerige Lösung verändert sich an der Luft allmählich, wo-
bei sich ein weisser Niederschlag von Azoxybenzol bildet. In
den meisten üblichen Lösungsmitteln ist es löslich, äusser in
Ligroin. Dieser Entwickler ist in theoretischer Beziehung sehr
interessant, aber in practischer Hinsicht scheint er keine Vor-
züge gegenüber den gegenwärtig im Handel käuflichen Ent-
wickelungsflüssigkeiten zu besitzen.
 
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