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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Neuhauss, Richard: Die Photographie in natürlichen Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0204

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Dio Photographie in natürlichen Farben.

191.

das Farbenbild nur von der Schichtseite, bei anderen dagegen
auch von der Glasseite aus sichtbar. Einzelne Bilder lassen
sich mit Quecksilber verstärken, bei anderen geht durch die
Verstärkung jede Farbwirkung verloren; einzelne vertragen
sehr gut das Aufkitten eines Deckglases mit Hilfe von Canada-
balsam; bei anderen zieht ein solches Auf kitten mit Sicherheit
das Verschwinden der Farben nach sich. Diese Widersprüche
lösen sich vielleicht dadurch, dass man zwei Arten von Bildern
anzunehmen hat: Oberflächen- und Tiefenbilder. Bei ersteren
kommen die Farben lediglich an der Oberfläche der Bildschicht
zu Stande; bei letzteren sind diejenigen Körper, welche die
Interferenzen erzeugen (denn um solche handelt es sich
zweifellos, mag die Zenker’sehe Theorie richtig oder falsch
sein) gleichmässig durch die ganze Bildschicht vertheilt.
Letztere Bilder vertragen daher eine Verstärkung, das Auf-
kitten des Deckgläschens und zeigen die Farben auch von der
Glasseite aus. Zweifellos trägt die Herstellungsart der Platten
dazu bei, ob schliesslich ein Oberflächen- oder ein Tiefenbild
zu Stande kommt. Doch können wir uns über die einzelnen
hierbei mitwirkenden Ursachen noch nicht genügend Rechen-
schaft geben.
Bekanntlich lassen sich Bilder in natürlichen Farben
unter Benutzung von auffallendem Lichte projiciren. Die
Bilder des Verfassers, welche durchschnittlich eine Höhe von
6 bis 7 cm haben, erscheinen bei Projection mit dem grossen
elektrischen Apparate, welcher im Hörsaale des Museums für
Völkerkunde zu Berlin aufgestellt ist, auf der weissen Wand
bis auf zwei Meter vergrössert und besitzen trotz dieser starken
Vergrösserung immer noch eine sehr bedeutende Leuchtkraft.1)
Wer über einen für derartige Zwecke hergerichteten Projections-
apparat nicht verfügt, bedient sich mit Vortheil zur Demon-
stration seiner Bilder eines mit grosser Sammellinse versehenen
Schaukastens, so wie derselbe auch zum Betrachten gewöhn-
licher Photographien Verwendung findet. Nur muss der Bild-
träger mit einem Kugelgelenk versehen werden, damit man
dem Bilde jede gewünschte Richtung geben kann. Stellt man
den Apparat in Nähe eines Fensters derart auf, dass directes
Himmelslicht auf das Bild fällt, so erscheinen die Farben aus-
gezeichnet schön. Abends wird der Schaukasten in unmittel-
barer Nähe einer mit Milchglas - Glocke versehenen Lampe
angebracht. Hat man mit Hilfe des Kugelgelenkes den rich-
1) Verfasser führte mit Hilfe dieses Projections - Apparates seine
Aufnahmen in natürlichen Farben (Spectron und zehn verschiedene Auf-
nahmen von Mischfarben) wiederholt öffentlich vor.
 
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