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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Schrank, Ludwig: Erinnerung an Dr. Adolf Steinheil
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0278

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266 Erinnerung an Dr. Adolf Steinheil.
Persönlich ein Feind jedes Aufsehens, freute er sich still des
Gethanen und so ist es gekommen, dass bis zu seinem Tode
kaum bekannt wurde, mit welchen Ehren der Sohn Münchens
bei jener Gelegenheit überhäuft wurde.
Wie indessen in wissenschaftlichen Kreisen die Sache be-
trachtet wurde, geht daraus hervor, dass er am 1. August des-
selben Jahres ins Curatorium der physikalisch tech. Reichs-
anstalt berufen wurde und im folgenden Jahre (1888) seine
Ernennung zum ausserordentlichen Mitgliede der Academie
der Wissenschaften in München erfolgte. Der grosse materielle
Erfolg der optischen Werkstätte, welche von 1868 —1890
3000U Objective fertiggestellt hatte (darunter einige von 33 bis
36 cm Oeffnung) machte es nöthig, dass neue, der Aus-
dehnung des Geschäftes entsprechende Räume geschaffen wer-
den mussten und so verliess das Institut 1890 die bisherigen
Localitäten in der Landwehrstrasse und übersiedelte nach der
Theresienhöhe 7, allwo ein musterhafter Neubau aufgeführt
wurde.
Diese letzte grosse Entwickelungsphase vollzog sich jedoch
bereits unter den Auspicien des neuen Mitinhabers der Firma,
seines Sohnes Dr. Rudolph Steinheil, der am 1. October
jenes Jahres als öffentlicher Gesellschafter beitrat und im
Geiste seines Vaters das Steuer mit kräftiger Hand führte.
Die folgenden Daten seines Lebensganges muthen uns
an, wie jene Verfügungen, die jemand für den Fall seines
voraussichtlichen Hinscheidens trifft. So hatte er 10000 Mk.
zur Gründung einer optischen Prüfungsstation am Polytechnicum
in München gewidmet, welche im Jahre 1891 ins Leben trat
und von Prof. Dr. Ernst Voit geleitet wird. Mit diesem
Gelehrten zusammen gab Steinheil auch sein „grosses Hand-
buch der angewandten Optik“ heraus, wovon im Jahre 1891
der erste Band erschien.
Hier tritt eine unheimliche Pause in der Thätigkeit
Dr. A. Steinheil’s ein, welche nur durch das Diarium seines
ordinirenden Arztes ausgefüllt werden könnte.
Es folgte jene Leidensstation, welche von der Vorsehung
dazu bestimmt zu sein scheint, die Liebe zum Leben ab-
zuschwächen, und die uns den Tod nicht mehr als grösstes
aller Uebel betrachten lässt. Diese Wandlung führte bei
Steinheil die Bright’sche Nierenentzündung herbei.
Er verschied am 4. November 1893 und man wird im
Verfolge dieser Zeilen die Ueberzeugung gewonnen haben,
dass die Wissenschaft an ihm einen unermesslichen A erlust
erlitten hat.
 
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