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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Eder, Josef Maria; Valenta, Eduard: Absorptionsspectren von farblosen und gefärbten Gläsern mit Berücksichtigung des Ultravioletten
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0338

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326 Absorptionsspectren von farblosen und gefärbten Gläsern etc.
schiedener Zusammensetzung, so fallen gewisse Unterschiede
der mit Metalloxyden gefärbten bleifreien und der bleihaltigen
Gläser auf. Die Absorptionsspectren der letzteren sind bei
den von uns untersuchten Gläsern weiter gegen das weniger
brechbare Ende vorgerückt, als bei den analag mit Metall-
verbindungen gefärbten bleifreien Glasflüssen. Dies gilt für
Kupferoxyd-, Chromoxyd-, Mangan- und Eisenoxydgläser,
und dementsprechend ändert sich die Farbennuance dieser
Gläser mit steigendem Bleigehalte. Der Grund dieser Er-
scheinung dürfte in jenem Absorptionsphänomenen zu suchen
sein, welche durch die Kundt’sche Regel1) ausgedrückt
werden, nach der „die Absorptionsstreifen umsomehr nach Roth
hin rücken, je stärker die brechende Kraft des Lösungs-
mittels ist.“
Wenn auch diese Regel bei Weitem keine allgemeine
Giltigkeit hat und sehr viele Körper von ihr abweichend sich
verhalten, so trifft sie doch bei den wichtigsten farbigen Glas-
massen zu, indem die bleihaltigen Gläser durchschnittlich ein
stärkeres Brechungsvermögen aufweisen als die bleifreien Gläser,
und in der That bei ersteren die Absorptionsstreifen gegen
das weniger brechbarere Ende des Spectrums (d. i. gegen Roth)
gerückt werden.
Die Regel scheint auch für viele gefärbte und durchsichtige
Mineralien zu gelten.
Auch die Absorptionsspectren der Kobaltgläser und Borax-
kobaltschmelzen folgen ihr. Das Boraxglas besitzt einen
kleineren Brechungsindex als gewöhnliches Crownglas2), und
bei letzterem tritt die Verschiebung der Absorptionsstreifen im
Sinne der genannten Regel ein. Die Absorptionsspectren von
metallischem Silber- und Silber-Ueberfangglas zeigen, wie er-
wähnt, eine unverkennbare Analogie, wenn auch in diesem
Falle die Kundt’sche Regel nicht zuzutreffen scheint. Da-
gegen fügt sich merkwürdigerweise das Blattgold, resp. dessen
Absorptionsspectrum, im Vergleiche mit dem in Glasflüssen
gelösten Gold (Goldrubin) der Kundt'sehen Regel, indem
das in einer Substanz von hohem Brechungsindex (in Glas ge-
löste) Gold die Absorptionsbande weiter gegen das rothe Ende

1) H. W. Vogel, Practische Spectralanalyse irdischer Stoffe.
I. Theil, Berlin, 1889, pag. 124.
2) Gewöhnliches Crownglas hat durchschnittlich einen Brechungs-
exponenten von 1,52 —1,53 für D, während Borax einem solchen von
1,51 entspricht. Siehe L an d o 1 d und Bür n stein, Physikalisch-chemische
Tabellen, 2. Auf!., 1894, pag. 385.
 
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