Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

DOI article:
Raimer, Ingrid: Die Schönheit der statischen Form: zu den Figuren von Georg Müller
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0084

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Georg Müller. Amazone. Skizze

Die Schönheit der Statischen Form. Zu den Figuren von Georg Müller

Mit monumentaler plastischer Kraft erfüllt sich die
innige Beseeltheit zarter Empfindung in Georg Mül-
lers Werken im kuhischen Raum. Durch die schlichte
Schönheit der Verhältnisse, in der Harmonie der pla-
stisch gerundeten, kraftvollen Formen, die warm zu-
einander sprechen, und sich in herrlichen Konturen,
deren Kurven zutiefst musikalisch schwingen wie die
Bögen einer Melodie, wieder und wieder abzeichnen,
atmen seine Figuren in der stillen Bewegung statisch
gebändigter Ruhe strömendes Leben. Nichts Plötz-
liches, nichts Gewaltsames in Entwurf, Bewegung
oder Formgebung zerreißt den Blick und die Empfin-
dung, die die Figuren Georg Müllers still auf sich
wirken lassen und als Offenbarung eines innerlich er-
schauten, ewigen Bildes von tiefster sinnbildlicher
Kraft wahrnehmen. Die Einfachheit schöner Verhält-
nisse, die Reinheit der Form, die ganz wesenhaft

empfunden, aus der Einheit der inneren Vorstellung
erwächst, gibt Georg Müllers Werken die unwider-
stehliche Größe, durch die wahre Architektur lebt.
Architekturplastiken, deren Architektur Georg Mül-
ler gerne selbst entwirft, nehmen denn in seinem
Schaffen auch einen besonderen Raum ein.
Die groß in einem Reliefblock geschlossene, 8 Meter
hohe, vollplastische Gruppe im Münchner Ostfried-
hof, die Georg Müller in einer 1912 für alle Münch-
ner Bildhauer ausgeschriebenen Konkurrenz schuf,
zeigt in der Komposition und der plastischen Kraft
der Ausführung bereits die Berufung des Künstlers zu
architekturgebundener Plastik monumentalen Stils.
Der Schusterbrunnen in Pirmasens wirkt durch die
Schönheit der Verhältnisse des achteckigen Brunnen-
beckens mit seinen feinprofilierten Ecken und Kan-
ten, zum knaufförmigen Sockel der Figur mit den

76
 
Annotationen