Hans Zimbal.
Am Wannsee
Schlesische und märkische Landschaft. Zu den Bildern und Holzschnitten von Hans Zimbal
Von Fritz Hellwag
Albrecht Dürers vielberufenes Wort, die Natur be-
sitze, wer sie könne „herausreißen", ist, trotz seiner
wuchtigen und klaren Ausdrucksweise, bis an letzte
Grenzen tiefsinnig und vieldeutig. Den weitesten
Kreis umschreibt es, wenn es allein auf das Neu-
schöpferische, Nachsäende bezogen wird im Schaf-
fen eines Künstlers, dessen Auge den Spiegel der
Natur in seinem Herzen wiederfindet und in die
Hand weiterleitet.
Der chinesische Landschaftsmaler geht ja noch
einen Schritt weiter, zu dem ihn seine Religion an-
leitet, indem er so schafft, als ob er selbst im Welt-
all aufgegangen, zum Teil der Natur geworden sei,
die er abstrakt als ein zweites Gesicht wiedergibt.
Solche metaphysische Naturauffassung lag aber
außerhalb der Gedanken Dürers, der seinen „Stand-
punkt" haben will gegenüber der Natur, mit der er,
sein Wort beweist es, ringen will. So mußte er
auch denken, weil er als Deutscher empfand, der
seine Aufgabe als Künstler darin sali, in und mit
der Natur zu „walten", sie nicht nach der abstrak-
ten Vorstellung, sondern nach seinem Gesicht neu
zu formen und zu bilden.
Dieses Gegenüber zur Natur empfinde ich in den
Landschaften Hans Zimbals. Seine Stellung zu ihr
ist sehr bestimmt, geradezu frontal. Nicht etwa
darum, wie er sein Bild in den Rahmen bringt,
sondern wreil er in Dürerischem Sinne mit offenem
Visier „kämpfen'" will, gibt er seiner „Natur" fast
immer einen festen und sehr ausdrucksvoll beton-
ten Mittelpunkt, sei es nun in einer Landschaft
oder in einem begrenzten räumlichen Gebilde, etwa
einem Stilleben, bei dem die kräftigste oder bedeu-
tungsvollste Farbe jenen Mittelpunkt vertritt.
So gewollt und betrachtet, breitet sich über die
Gemälde Zimbals eine, doch keineswegs künstlich
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Am Wannsee
Schlesische und märkische Landschaft. Zu den Bildern und Holzschnitten von Hans Zimbal
Von Fritz Hellwag
Albrecht Dürers vielberufenes Wort, die Natur be-
sitze, wer sie könne „herausreißen", ist, trotz seiner
wuchtigen und klaren Ausdrucksweise, bis an letzte
Grenzen tiefsinnig und vieldeutig. Den weitesten
Kreis umschreibt es, wenn es allein auf das Neu-
schöpferische, Nachsäende bezogen wird im Schaf-
fen eines Künstlers, dessen Auge den Spiegel der
Natur in seinem Herzen wiederfindet und in die
Hand weiterleitet.
Der chinesische Landschaftsmaler geht ja noch
einen Schritt weiter, zu dem ihn seine Religion an-
leitet, indem er so schafft, als ob er selbst im Welt-
all aufgegangen, zum Teil der Natur geworden sei,
die er abstrakt als ein zweites Gesicht wiedergibt.
Solche metaphysische Naturauffassung lag aber
außerhalb der Gedanken Dürers, der seinen „Stand-
punkt" haben will gegenüber der Natur, mit der er,
sein Wort beweist es, ringen will. So mußte er
auch denken, weil er als Deutscher empfand, der
seine Aufgabe als Künstler darin sali, in und mit
der Natur zu „walten", sie nicht nach der abstrak-
ten Vorstellung, sondern nach seinem Gesicht neu
zu formen und zu bilden.
Dieses Gegenüber zur Natur empfinde ich in den
Landschaften Hans Zimbals. Seine Stellung zu ihr
ist sehr bestimmt, geradezu frontal. Nicht etwa
darum, wie er sein Bild in den Rahmen bringt,
sondern wreil er in Dürerischem Sinne mit offenem
Visier „kämpfen'" will, gibt er seiner „Natur" fast
immer einen festen und sehr ausdrucksvoll beton-
ten Mittelpunkt, sei es nun in einer Landschaft
oder in einem begrenzten räumlichen Gebilde, etwa
einem Stilleben, bei dem die kräftigste oder bedeu-
tungsvollste Farbe jenen Mittelpunkt vertritt.
So gewollt und betrachtet, breitet sich über die
Gemälde Zimbals eine, doch keineswegs künstlich
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