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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Christoffel, Ulrich: Zu den Bildern von Hans Gött
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0235

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Hans Gött. Mädchen mit Pferden

Zu den Bildern von Hans Gött. Von Ulrich Christoffei

(Siehe auch die Farbtafel dieses Heftes)

Die Linie, die die Bilder von Hans Gött formt, zeigt
sich auf eigenartige malerische Weise verbunden mit
dem Ton der Farben. In weichen klaren Strichen
umspielt die Linie den Körper und bestimmt seine
Ordnung und Lage in der Fläche, gleichzeitig aber
schwingt sie selber wie eine feine Saite durch den
Raum und teilt den stehenden oder still liegenden
Figuren eine wohlig belebende Energie mit. Be-
trachtet man aber die Bilder von der Farbe her, dann
dringt ein blühendes sinniges Leben durch alle
Gedämpftheit des Naturerfassens, und die Weite
alles farbigen Seins strömt mit den tragenden Wel-
len des Lichts über die Fläche. Das Wort Ton be-
währt sich vor diesen Bildern in seinem doppelten
Sinn einer Helldunkelerscheinung und einer Schwin-
gung, und wie die Farben durch die begrenzende
und formende Linie zusammengehalten werden, so
verliert sich die Biegung der Linie wieder in der
Empfindung der Farbe und des Lichtes. Hans Gött

ist eine musikalische Natur, nicht nur weil ihm die
Musik ebenso vertraut ist wie die Malerei, sondern
weil das Künstlerische in ihm klingt und lebt, daß die
Bilder sich wie Töne lösen und wieder nach den
strengen Gesetzen der Harmonik sammeln und bei
aller blütenhaften Leichtigkeit immer das Gewicht
eines sichern Stiles, die Haltung alter Wandmalereien
in sich tragen. Seine Malereien gehören innerlich
alle zusammen, als ob sie aus einer altverklungenen
Bilderwelt neuerstanden wären. Unwillkürlich stellt
man sich eine Wand- oder Teppichfläche hinter
seinen Bildern vor, in die die Figuren. Linien und
Töne bildhaft formal eingebettet sind.
Hans Gött hat in früheren Jahren A'ignetten und
Illustrationen zu Wielands Musarion, zu Shake-
speare und Ovid gezeichnet und dabei die Bewegt-
heit gelenkiger, nackter, plastischer Figuren den
Buchseiten in leichten Zügen eingefügt. In neuerer
Zeit konnte er in Zusammenarbeit mit Prof. Paul

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