Erwin Fiiter. Verschneiter See
Vom malerischen Sehen. Zu den Bildern des Malers Erwin Filter
Das Verdienst der Berliner Galerie v. d. Heyde ist
es. diesen der jüngsten Künstlergeneration ange-
hörenden Maler der Öffentlichkeit erstmalig vor-
gestellt zu haben. Es war dies im Frühjahr 1957.
Und erstaunlich dabei war es, mit welch seltener
Eimnütigkeit dieses Werk vom Kunstschrifttum, von
den Sammlern wie von den Laienkreisen begrüßt
wurde. War es das Unkomplizierte des Verhältnisses
des Künstlers zur Natur, das in diesen Bildern fes-
selte? . . . Die scheue Ehrfurcht vor dem Geheimnis
des Gewachsenen, vor dem Wunder des Atmosphäri-
schen? . . . War es die beinahe demuthafte Einfüh-
lungsfähigkeit in das Landschaftliche schlechthin,
der tiefe Ernst der Stimmung? Oder der malerische
Reichtum einer sehr färb- und tonempfindsamen
Palette, die vornehme Art dieses Malerischen, das
durchaus nicht anmutig, eher oft herb genannt wer-
den mußte? Oder vielleicht die Wahrhaftigkeit der
Empfindung, die Echtheit des Erlebens, das sich hier
mit der malerischen Kultiviertheit der farbigen Form
zusammenfand? Ja — das war das Beglückende die-
ses Künstlertums: hier hatte ein augensinnlich auf-
geschlossener unverbildeter junger Mensch sich vol-
lends der Natur als der ersten Lehrmeisterin anver-
traut und hatte das Glück gehabt, von ihr gesegnet
zu werden. Ähnlich empfand jeder.
So war dieser junge Filter schon in den ersten Jah-
ren künstlerischer Betätigung der Gefahr einer ge-
wissen Erstarrung im akademisch Gefälligen ent-
gangen und der noch größeren: sich den Zwangs-
vorstellungen irgendeines modischen Zeitstils auszu-
liefern. Der oberflächlich Urteilende mag Filter für
einen späten, sehr späten Nachläufer des Impressio-
nismus halten. Der Kenner allerdings muß behaup-
ten, daß die geistreiche und sehr anmutige Form
des impressionistischen Stils hier am allerwenigsten
Pate gestanden hat. Die Unmittelbarkeit der Pinsel-
schrift, das Leben der malerischen Schnellschrift
106
Vom malerischen Sehen. Zu den Bildern des Malers Erwin Filter
Das Verdienst der Berliner Galerie v. d. Heyde ist
es. diesen der jüngsten Künstlergeneration ange-
hörenden Maler der Öffentlichkeit erstmalig vor-
gestellt zu haben. Es war dies im Frühjahr 1957.
Und erstaunlich dabei war es, mit welch seltener
Eimnütigkeit dieses Werk vom Kunstschrifttum, von
den Sammlern wie von den Laienkreisen begrüßt
wurde. War es das Unkomplizierte des Verhältnisses
des Künstlers zur Natur, das in diesen Bildern fes-
selte? . . . Die scheue Ehrfurcht vor dem Geheimnis
des Gewachsenen, vor dem Wunder des Atmosphäri-
schen? . . . War es die beinahe demuthafte Einfüh-
lungsfähigkeit in das Landschaftliche schlechthin,
der tiefe Ernst der Stimmung? Oder der malerische
Reichtum einer sehr färb- und tonempfindsamen
Palette, die vornehme Art dieses Malerischen, das
durchaus nicht anmutig, eher oft herb genannt wer-
den mußte? Oder vielleicht die Wahrhaftigkeit der
Empfindung, die Echtheit des Erlebens, das sich hier
mit der malerischen Kultiviertheit der farbigen Form
zusammenfand? Ja — das war das Beglückende die-
ses Künstlertums: hier hatte ein augensinnlich auf-
geschlossener unverbildeter junger Mensch sich vol-
lends der Natur als der ersten Lehrmeisterin anver-
traut und hatte das Glück gehabt, von ihr gesegnet
zu werden. Ähnlich empfand jeder.
So war dieser junge Filter schon in den ersten Jah-
ren künstlerischer Betätigung der Gefahr einer ge-
wissen Erstarrung im akademisch Gefälligen ent-
gangen und der noch größeren: sich den Zwangs-
vorstellungen irgendeines modischen Zeitstils auszu-
liefern. Der oberflächlich Urteilende mag Filter für
einen späten, sehr späten Nachläufer des Impressio-
nismus halten. Der Kenner allerdings muß behaup-
ten, daß die geistreiche und sehr anmutige Form
des impressionistischen Stils hier am allerwenigsten
Pate gestanden hat. Die Unmittelbarkeit der Pinsel-
schrift, das Leben der malerischen Schnellschrift
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